Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 116. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 15. 
als um den schimmernden Block, denn sie aus der rauhen 
Hülle zu erlösen trachten, um den sie kämpfen, wie ein 
fahrender Ritter um ein gefangenes Königskind. 
Ö Es sind fleißige und freundliche Leute, diese Arbeiter 
von Carrara, sie haben eine große Vorliebe für grüne 
und rote Regenschirme, aber sie sind anspruchslos, wie 
fast alle Italiener. Wohl ein halbes Dutzend von ihnen 
habe ich an der Erde liegen sehen, lang hingestreckt, 
die Lippen an ein winziges Regenpfützchen haltend, aus 
dem sie den Labetrunk schlürften, wie Diogenes, der 
auch den Becher fortwarf. 
Die wenigen Tage, die ich in dem kleinen und doch 
so bedeutenden Städtchen verlebte, bleiben mir eine der 
angenehmsten und freundlichsten Erinnerungen an meine 
italienische Reise. So wenig harmonisch der Spektakel 
auch sein mag, der durch die verschiedenen Bearbeitungen 
des Gesteines, die Sprengungen, das Sägen und Behauen 
des Marmors entsteht, ein um so freundlicheres Bild ist 
es, die fleißigen Arbeiter, unter denen sich manch tüch¬ 
tiger Künstler befindet, und ihre Werke zu betrachten. 
Der Bergbau Bosniens. 
Als im Jahre 1878 Oesterreich-Ungarn in Ausführung 
des Berliner Vertrages die Okkupation Bosniens und der 
Herzegowina durchführte, machte sich die österreichisch¬ 
ungarische Regierung ungesäumt daran, ihr Interesse den 
bergbaulichen Verhältnissen des Landes zuzuwenden. 
Sie ließ schon im Sommer 1879 von den Mitgliedern 
der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, Dr. Edmund 
von Mojsisovics, Dr. E. Tietze und D. A. Bittner eine 
geologische Uebersichtsaufnahme der okkupierten Länder 
ausführen, als deren Resultat die geologische Karte nebst 
dem Werke „Grundlinien der Geologie von Bosnien und 
der Herzegowina“ erschien. 
Gleichzeitig wurde die montanistisch-technische 
Untersuchung der Länder veranlaßt. 
Zunächst wurde k. k. Bergrat Dr. Herbich nach 
Bosnien entsendet, um einerseits Erzlagerstätten auf¬ 
zusuchen, anderseits in Kresevo und Umgebung aus¬ 
gedehntere Schürfungen vorzunehmen, zu welchem Behufe 
ihm eine Partie Arbeiter aus Idria zur Verfügung gestellt 
wurde. 
Später wurde mit der Leitung dieser Schürfungen 
Bergrat Vogt betraut und zu gleicher Zeit der Direktor 
der „Bosnia“ Herr k. k. Oberbergrat B. Walter nach 
Bosnien entsendet, um geologische und montanistische 
Studien zu machen. Diese genannten Herren lieferten 
eine Reihe höchst wertvoller Beobachtungen, welche bei 
der hohen gemeinsamen Regierung die Ueberzeugung 
wachriefen, daß montanistischen Unternehmungen hier 
ein weites Feld erfolgreicher Tätigkeit offen liege. 
Es wurde nun unter dem Protektorate der hohen 
Regierung von den ersten Kapitalskräften der Monarchie 
am 30. Jänner 1881 die Gewerkschaft „Bosnia“ ins Leben 
gerufen und derselben gegen Entgelt alle bis dahin von 
Seite der Landesregierung gemachten Erzfunde — bis 
auf jene von Kresevo — übergeben. Zugleich beteiligte 
sich die gemeinsame Regierung mit einem Fünftel Anteil 
an der Gewerkschaft, welche den schon früher genannten 
Oberbergrat B. Walter als Direktor engagierte. — Sie 
schloß ferner mit Rücksicht auf die Notwendigkeit der 
Versorgung der Bahn Brod-Zenica mit Kohle einen 
Vertrag mit der Aktiengesellschaft „Kohlenindustrie- 
Verein in Wien“ behufs Kohlengewinnung in dein 
Zenicaer Kohlenbecken, wovon später die Rede sein soll. 
Endlich wurde ein eigenes Berggesetz für die okkupierten 
Provinzen verfaßt und am 1. November 1881 in Wirk¬ 
samkeit gesetzt. 
Vorerst mögen die teils von der Landesregierung, 
teils von der Gewerkschaft „Bosnia“ eingeleiteten 
Schürfungen und die bisherigen Erfolge derselben näher 
besprochen werden. 
Einen der ersten Angriffspunkte bildeten die durch 
Bergrat Herbich bekannt gewordenen und vom Bergrat 
Vogt weiter aufgeschlossenen Chromerze im Dubostica- 
Tale, nördlich von Vares. 
Die Ohromerze befinden sich hier, sowie immer in 
Serpentinen, und treten sie in langgestreckten Linsen 
auf, welche eine Mächtigkeit von 05 = 2-0 Meter und 
darüber besitzen und deren Fortsetzung in die Tiefe an 
mehreren Punkten bereits konstatiert ist. 
Die Erze sind von bester Qualität und haben nach 
einer ganzen Reihe Analysen, welche vom Oberbergrat 
A. Patera in Wien ausgeführt wurden, im Durchschnitte 
folgende Zusammensetzung: 
Chromoxyd . . 
. 55-8 °/o 
Eisenoxydul. . 
• 24-9 ’ 
Thonerde . . . 
• 8-7» 
Kalkerde . . . . 
• 1-4 , 
Magnesia . . . . 
■ 4-9 „ 
Kieselsäure . . 
• 4-1 „ 
Zusammen . 99 8 °/0 
Sie reihen sich demnach den besten türkischen und 
asiatischen Sorten an und müssen als ein hochwertiges 
Handelsprodukt bezeichnet werden. 
Die Gewerkschaft beschäftigt unter Aufsicht eines 
Steigers in Dubostica 26 Mann Grubenarbeiter und hat 
im Laufe eines Jahres bei den Schürfungsarbeiten über 
10.000 Meterzentner reine Erze erzeugt. 
Außer Chromerzen sind zunächst Manganerze auf 
mehreren Punkten und in bedeutenden Mengen auf¬ 
geschlossen worden. Die wichtigsten Funde wurden 
gemacht im Gebiete der sogenannten Ozren planina, 
nördlich von Serajewo, und zwar in der Nähe der Ort¬ 
schaften Sabanke und Oevlianovic. 
Die Erze kommen hier in Triaskalken lagerförmig in 
einer Mächtigkeit von 0*1 Meter bis mehrere Meter vor, 
und sind die Lager beinahe durchwegs gefaltet. Die Erze 
sind Hartmangane, Pyrolusite, Hausmanite und sind von 
ganz vorzüglicher Qualität. So enthalten die Hartmangane 
von Kranjkovce 
an Manganmetall . . 59-75 °/0 
an Superoxydhalt . . 28*2 „ 
und die Pyrolusite mit Drusen von Hausmanit (v. Simici) 
an Manganmetall . . 50-75 °/0 
an Superoxydhalt. . 80*1' „ 
Auf den genannten Orten Sabanke und Oevlianovic 
sind die Erze bereits auf eine Distanz von 200 Meter 
und 520 Meter im Streichen aufgeschlossen und lieferten 
auch die Schürfarbeiten im abgelaufenen Jahre ein 
Quantum von rund 5000 Meterzentner vorzüglicher 
Scheiderze. 
Weiters wurden Manganerze aufgeschürft in der 
Nähe von Vares, wie in der Umgebung von Banjaluka 
und gestaltet sich namentlich hier, und zwar bei Ivaniska 
der Schurfbau als ein höchst hoffnungsvoller, so daß 
heute schon mit Zuversicht gesagt werden kann, daß
	        
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