Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 114. 
Öberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 15. 
Arsolorum, ein neuer Fußbodenbelag. 
Vor uns liegt das Muster eines neuen Baumateriales, 
das nach näherer Kenntnisnahme berufen sein dürfte, den 
ersten Platz als Fußbodenbelag in gewissen Räumlichkeiten 
einzunehmen, und daher verdient, an dieser Stelle eingehend 
besprochen zu werden. Das Fabrikat nennt sich Arsolorum, 
wird in den österreichischen und deutschen Arsolorum- 
werken in Braunau a. I. und Simbach in Niederbayern (Eigen¬ 
tümer Anton Zanini und Friedrich Alt mann) 
erzeugt, und hat bei allen Technikern, die es angewendet 
haben, außergewöhnlich günstige Resultate zu Tage 
gefördert. Die Decke ist nämlich fugenlos, feuerfest, 
wasserdicht, fußwarm wie Eichenbrettelböden, schalldicht, 
schwammsicher, staubfrei, elastisch, angenehm zu begehen, 
sowie von unbegrenzter Dauerhaftigkeit, daher im Besitze 
von Eigenschaften, die vereint bis heute kein zweiter 
Fußbodenbelag aufzuweisen vermag. Das Arsolorum ist 
eigentlich der schärfste Konkurrent für die Xylolith-und 
Mosaikfußböden, enthält aber die Vorzüge vom ersteren, 
daß es keine Sprünge bekommt, und ein Abschleifen von 
vielbegangenen Stellen oder Schmutzflecken durch die 
Farbe, welche in der ganzen Masse des Arsolorum ent¬ 
halten ist, überflüssig wird. Das Material eignet sich daher 
als Bodenbeleg für verschiedene Lokalitäten in öffentlichen 
Gebäuden, Geschäfts- und Wohnhäusern, Villen, ja selbst 
als Fußbodendecke in Schiffsräumen, ferner als Wand¬ 
verkleidung in künstlerischer Ausführung, als Stiegenbelag 
für alle Gattungen von Stiegen, und schließlich als Luxus¬ 
boden in Salons, Empfangszimmern, Museen und anderen 
Prachtbauten in allen Farben mit Mosaik-Intarsien nach 
eigenen oder nach eingesandten Mustervorlagen. Ueber 
die Ausführungsarten, Unterlagsarten und Farben des 
Arsolorum, über den gleichnamigen Estrich, über die 
Instandhaltung und Reinigung der Pflasterung, über die 
Garantien derselben, Preise, Muster. Zahlungsbedingnisse, 
Verkaufsbedingungen und Angaben bei Offerteinholungen 
hat die Erzeugungsfirma eine praktische Broschüre ver¬ 
faßt, die in ihren oben benannten Fabriken sowie von 
ihrer Vertretung am Linzer Platze, Raumaterialiengeschäft 
u. Bauunternehmung Carl P o g a t s c h n i g g, Pfarrplatz, 
gratis erhältlich ist. Allen jenen, denen die Aufgabe zu¬ 
fällt, für die Herstellung eines dauerhaften, eleganten 
Fußbodenbelages in passenden Räumen Sorge zu tragen, 
möchten wir das beschriebene Material bestens empfehlen. 
Kornhoff er. 
Carrara. 
Eine Eeiseskizze von Th. Wolff. 
Es ist so wunderhübsch, dieses kleine Carrara, das 
ein halbes Dutzend Kilometer von der Küste entfernt 
liegt, auf drei Seiten von dunklen Berggruppen um¬ 
schlossen. Und niemand, der es zum erstenmale betritt, 
wird sich einer großen Bewegung erwehren können bei 
dem Gedanken, daß hier der Stoff geboren ward, in dem 
Michel Angelo und Donatello und Thorwaldsen die kühnen 
Träume ihres rastlos sinnenden Geistes zur Verwirklichung 
•führten, daß aus diesen Tälern die reine Göttin der Kunst 
aufstieg wie ein Aphrodite aus den weißen Schaumwellen 
des Meeres. 
Ist es dieser Gedanke, der mir jetzt noch in der 
Erinnerung diese kleine, bergumschlossene Stadt so reiz¬ 
voll erscheinen läßt — hier, wo die Kunst ihre jubelnden 
Kränze von Haus zu Haus geschlungen, wo auf Schritt 
und Tritt die Spuren den Staunenden grüßen, die das 
rauschende Bachanal einer schönheitstrunkenen Zeit 
zurückgelassen, hier, wo gleich mahnenden Geistern der 
Verstorbenen die Erinnerungen riesengroß durch die 
engen Straßen wandeln, wo das Wasser des Arno noch 
gerötet scheint von dem Blute der Kämpfenden, wo von 
den Türmen noch die Glocken tönen, die einst dem 
sterbensfrohen Savonarola den letzten Gruß aus ihrer 
Höhe gebracht! Und war es nur jener Gedanke von der 
kunstgeschichtlichen Wichtigkeit des kleinen Carrara, 
der mich so schnell dort heimisch werden ließ, mir gleich 
dies Gefühl des Behagens, der Vertrautheit gab, das 
man sonst nur empfindet, wenn man in das Städtchen 
kommt, in dem schon der Torwächter als alter Bekannter 
uns zunickt? War es nur jener Gedanke, oder war es 
nicht auch, diese Abendstimmung, die in der Luft lag, 
diese Fülle von Lichtkontrasten zwischen dem dunklen 
Schwarz der Berge und den eilenden Himmelswolken 
und dem leuchtenden Weiß all des Marmors, der da in 
Platten und Säulen und Blöcken vor und in der Stadt 
lag? Und war es nicht auch diese summende Geschäf¬ 
tigkeit in den Straßen, wo die Arbeiter nach Hause 
zogen und die breitstirnigen Ochsen auf den hoch- 
räderigen, der Römerzeit nachgebildeten Wagen die letzten 
Marmorlasten zu den Lagerplätzen schleppten, wo alles 
Leben und Treiben davon erzählte, daß hier nicht wie 
anderswo ein Bettlervolk auf der Straße saß, auf den 
Fremden und seine Almosen lauernd, daß hier gearbeitet 
wurde, schwer und kräftig gearbeitet, und daß alle Habe, 
aller Besitz dem unwilligen Boden abgerungen waren, 
mit Hammer und Pulver und Spitzhacke? 
Ich glaube, es ist wohl all das zusammengekommen, 
um mir dort jenes Heimatsgefühl zu geben, als wäre ich 
längst ein Bürger von Carrara. Ja, als ich in dem mise¬ 
rablen, kleinen Hotelomnibus hin- und herschaukelte, 
vorbei an den schmucklosen Häuschen mit ihren grünen 
Fensterläden und an den Leuten von Carrara, die mich 
alle mit so törichter Verwunderung ansahen, wie die 
Gespielinnen der schönen Königstochter Nausikaa den 
in zweifachem Sinne verschlagenen Odysseus angeblickt 
haben mögen, ,als er urplötzlich aus dem bergenden Schilf 
hervortrat — da ward mir ganz fröhlich ums Herz, und 
ich mußte an die fromme Gräfin denken, . die in das 
Fremdenbuch von Ruta die Worte geschrieben hat: 
„Hier ist es gut sein, hier lasset uns Hütten bauen!“ 
Nun saß ich ganz zufrieden in dem schmucklosen Gast¬ 
hause und vergnügte mich an einem nicht gar zu üppigen 
Abendessen, welches, vereint mit einer Flasche guten 
Weines, in mir eine fröhliche, hoffnungsfreudige Stimmung 
erregte. Ermüdet von der Reise schlief ich bald ein und 
schlief besser, als man sonst in einem italienischen 
Provinzhotel zu schlafen pflegt. Und auf die Nacht folgte 
in Carrara, wie überall, der Morgen. 
In der Stadt hatte das Konzert der Arbeit schon 
begonnen, dies gewaltige Konzert, in dem die Schläge 
des Hammers, das Kreischen und Kratzen der Säge, das 
Rollen der Räder und das Schreien der Treiber anmutig 
zusammenklangen. Carrara ist die Stadt der großen 
Geräusche; jedes Haus ist eine Marmorwerkstatt — hier 
sind die Steine zu Brot geworden. 
Durch die Stadt zieht sich ein kleines Flüsschen, 
das von den Bergen in nicht gar zu hurtigen Sätzen 
herunterspringt. Aber die liebenswürdige Renommiersucht, 
die den Italienern innewohnt und die den Bürgern des 
kleinsten Städtchens den Großmachtskitzel eingibt, sie
	        
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