Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Nr. 23. 
Ober österreichische Bauzeitung. 
Seite 179. 
Anlaß zum Rauchen geben, denn der naturgemäße 
stärkere Luftstrom im Schornstein wird den seitwärts 
einmündenden schwächeren stets zurückdrängen. 
Die geschlossenen Schornsteine (Oylinder) unter¬ 
scheiden sich von den offenen dadurch, daß in ihnen 
keip atmosphärischer Luftstrom stattfindet; das zum 
Reinigen desselben unten angebrachte Putztürchen 
schließt denselben vollständig ab. Die atmosphärische 
Luft hat. bei geschlossenen Feuerungen, denn nur von 
diesen kann hier die Rede sein, erst das Feuer zu 
passieren und gelangt in ganz verändertem Zustande als 
Mischung verschiedener Gase und Rauch in den Schorn¬ 
stein; infolge ihr Leichtigkeit durch die Erwärmung 
steigt sie hier schnell empor und ersetzt sich eben so 
schnell wieder durch neues Hinzuströmen und Passieren 
des Feuers, 
Da hiernach . durch geschlossene Schornsteine, nur 
Gase und Raüöh entweichen, nioht aber noch Raum für 
einen atmosphärischen Luftstrom erforderlich ist, so ist 
einleuchtend, daß ihr Querschnitt ungleich geringer zu 
sein braucht, als bei den offenen, selbst wenn mehrere 
Feuer in einen derselben münden. Diese Schornsteine 
werden in der Regel zylindrisch mit einem Durchmesser 
von 7" bis 8" ausgeführt. Wie viele Feuer aber, in einen 
solchen einmünden dürfen, ist keineswegs gleichgültig, 
-vielmehr ist ihre Anzahl durch Erfahrungssätze bedingt. 
Man rechnet für ein Feuer eines gewöhnlichen Heiz¬ 
ofens etwa 12 GL vom Querschnitt des Schornsteins ; 
demnach können ift einen zylindrischen Schornstein von 7" 
72 '2*314 
Durchmesser ; = drei Heizofenfeuerungen und in 
82/2*314 
einem von 8" Durchmesser — = vier solcher Feue¬ 
rungen münden. 
Diese . Raucheinmündungen in den Schornstein 
können sowohl in einer Ebene, als auch in verschiedenen 
übereinander angebracht werden und ist im ersten Falle 
darauf zu sehen, daß sie sich nicht einander so gegen¬ 
überliegen, daß der ausströmende. Rauch sich'stößt, im 
zweiten Falle ist es von Vorteil, sie auf derselben Seite 
-übereinander anzubringen, j 
Halten wir nun die offenen Schornsteine den ge¬ 
schlossenen gegenüber, so erkennen wir die Vorzüge 
der letzteren vor den ersteren. Abgesehen davon, daß 
sie in. Gebäuden in den Mauern ohne Vorsprünge auf¬ 
geführt werden können, so ist durch sie auch eine 
bessere Zersetzung des Brennstoffes möglich, als bei 
den ersteren, weil ihre inneren Wandungen infolge ihrer 
geringen Weite sich schneller erwärmen als bei den 
offenen und somit den Abzug der Gase und des Rauches 
bedeutend fördern. 
Zu einer gehörigen Zersetzung des Brennstoffes, so¬ 
wie zur Ersparnis von Brennmaterial gehört aber nicht 
nur allein ein guter Schornstein, sondern es ist eine 
richtig konstruierte Feuerung eines Heizofens hierbei 
auch ein sehr wichtiger Faktor. Hierüber sei bemerkt, 
daß bei Brennstoffen, als: Steinkohle, Koks etc., welche 
zu ihrer Verbrennung eines Rostes bedürfen, letztere 
an Größe 64 bis 80 die erforderlichen Zugöffnungen 
zwischen den Roststäben aber 8—10 □" betragen müssen, 
wenn obige Bedingungen erfüllt werden sollen. 
Das Einrauchen der Schornsteine hat mannigfaltige 
Ursachen; um dasselbe zu verhindern, gelten folgende 
Grundsätze: jedes offene Feuer, sowie jedes Küchenfeuer 
muß seinen besonderen Schornstein bis zum Dach hinaus 
erhalten. In einen geschlossenen Schornstein dürfen nur 
so viele geschlossene Feuerungen geleitet werden, als 
dieser der Größe seines inneren Raumes nach bequem 
aufzunehmen im Stande ist, wie bereits Eingangs näher 
beschrieben wurde. 
Die Schornsteine müssen stets mindestens ly bis 2' 
über den Dachfirst aufgeführt werden; Schornsteine, 
welche über die Dachfläche sich erheben, sind selbst 
dann nicht zu empfehlen, wenn sie den Dachfirst über¬ 
ragen, weil die äußere Temperatur alsdann weit mehr 
auf sie einwirken kann, als wenn dieselben im Dach¬ 
raume durch den First geleitet werden; man muß daher 
trachten, durch Ziehen derselben durch den First zu 
kommen und wenn dies auch nur mit einer Seite zu 
erreichen ist; doch dürfen sie nie unter einem flacheren 
Winkel als 45° gezogen werden, weil sich dann durch 
die zu starke Reibung des Rauches zu viel Ruß an den 
Wänden ansetzt, auch das Reinigen derselben erschwert 
wird. 
Wird ein Schornstein durch die Dachfläche und etwa 
niedriger als den Dachfirst aufgeführt, so sind häufig die 
Winde Ursache des Einrauchens. Der Wind, welcher 
über den Dachfirst streicht, wird seine Strahlen schräg 
aufwärts über dieselbe treiben und nachdem sie den 
First passiert haben, werden sie sich wieder senken, 
hierbei die Schornsteinöffnung treffen und den Rauch 
zurückdrängen.. 
Um den Druck einer nebeligen Luft, den Windstoß 
oder die Sonnenstrahlen abzuhalten, setzt man Kappen 
auf die, Schornsteine, welche aber so zu setzen sind, daß 
der Rauch, gegen Nord und Süd entweichen kann, weil 
aus diesen Weltgegenden die wenigsten und schwächsten 
Winde wehen. 
Um den Windstoß unschädlich zu machen, hat man 
verschiedene Vorrichtungen an Schornsteinen; mit Vor¬ 
teil hat man diejenigen angewendet, welche in ihrem 
gemauerten, oben geschlossenen Aufsätze an allen vier 
Seiten je eine bewegliche Klappe haben, welche so ein¬ 
gerichtet sind, daß der, etwaige Windstoß auf der Seite 
eine, Klappe schließt, gegen welche er stößt, und so den 
, Rauch durch die . andern offenen Seitenklappen ent¬ 
weichen läßt., ,. 
Besser jedoch sind gegen Wind überhaupt diejenigen 
Aufsätze, welche nach Art einer Wetterfahne konstruiert 
sind und ihre Rauchöffnung stets nach der entgegen¬ 
gesetzten Seite des Windes regeln. — In vielen Fällen 
läßt man die Reinigungsöffnungen geschlossener Schorn¬ 
steine in den Keller gehen, während die Ofenheizungen 
erst in den oberen Stockwerken in dieselben münden, um 
nicht das Reinigen in den Zimmern vornehmen zu müssen. 
Da aber hierbei von der Rauchausmündung des untersten 
Ofens bis zur Reinigungsöffnung eine kalte Luftsäule 
besteht, welche den Rauch und die Gase zu sehr ab¬ 
kühlen würde, so bringt man unter der Rauchausströmung 
des untersten Ofens einen Schieber an, der nur beim 
Fegen des Schornsteines geöffnet und dann wieder ge¬ 
schlossen wird. 
In neuen Gebäuden muß ein Schornstein immer erst 
ordentlich ausgetrocknet sein, ehe er benützt werden 
kann, weil dieser, solange dies nicht stattgefunden hat, 
immer einrauchen wird. 
Doch kommt es auch bisweilen vor, daß ein gut 
konstruierter, ausgetrockneter Schornstein einraucht, na¬ 
mentlich wenn solcher längere Zeit nicht im Gebrauch 
war. Hier ist die innere Temperatur dann niedriger, als
	        
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