Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Nr. 2t. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 163. 
Der für die Leitung — gleichviel ob in felsigem 
Terrain oder in Lehmboden oder Sand — eingeschnittene 
Graben wurde seitlich mit je einem 25 bis 40 cm stärken 
Widerlager aus Bruchstein in feinem Mörtel ausgekleidet. 
Die verschiedene Stärke des Widerlagers bei stets unge¬ 
fähr gleicher Lichtweite der Leitung erklärt sich bald 
aus der Notwendigkeit einer Verstärkung, bald aus irgend 
welchen Ungleichheiten der ersten Ausdehnung. Dann 
wurde auf die zwischen den Widerlagern liegende Sohle 
ein Sturzpflaster von etwa 5 cm Höhe und darüber ein 
Beton von 12 bis 15 cm Stärke gegossen, der aus Flu߬ 
kiesel, größeren Ziegelbröcken und Zementmörtel besteht. 
Beide Seiten (Widerlager) wurden mit Mörtel von röt¬ 
licher Färbung derart ausgekleidet und gedichtet, daß 
auf der Sohle ein 4 bis 5 cm starker Verputz zu liegen 
kam, an den Seiten sich so verjüngend, daß er am oberen 
Rande höchstens noch 1 cm stark blieb. Die Oberfläche 
dieses Mörtelverputzes sowohl im Leitungskanal als in 
dem Schlammfänger ist, offenbar um die Reibung mög¬ 
lichst herabzusetzen, glatt verschliffen. Desgleichen sind 
die Fugen zwischen den meist länglichen, roh bearbeiteten 
— 12 bis 20 cm — starken Deckplatten sorgfältig mit 
demselben rosafarbenen Mörtel verputzt. So ist ein im 
ganzen sorgfältig gedichteter Leitungskanal geschaffen, 
dessen Profil 60, stellenweise bis 65 cm hoch ist und eine von 
50 cm oben zu etwa 40—42 cm unten am Boden ab¬ 
fallende Breite zeigt. 
Professor Kubitschek versucht nach der vom Pro¬ 
fessor Friedrich aufgestellten Berechnung der gelieferten 
Wasserquantität die Höhe der damaligen Einwohnerzahl 
Vindobonas zu berechnen. Die Ansicht geht dahin, daß 
die Wasserleitung ebensowohl das Festungslager als auch 
die Zivilstadt auf dem Rennwege zu versorgen geeignet 
wär, ferner daß der Tageszulauf für das kleinste Gefälle 
etwa 4,320.000 l, für das mittlere Gefälle etwa 8,121.600 Z 
betragen habe. Wenn das Maximum der Garnison mit 
6000 Köpfen berechnet wird, wozu noch einige Hundert 
Pferde zu rechnen sind, so kommt auf Individuum und 
Tag eine Menge von 1290 l Wasser, also eine Menge, die 
den heute üblichen Bedarf weit übersteigt. Nach dieser 
Wassermenge berechnet, hätte die damalige Zivilbevöl¬ 
kerung Vindobonas 15.000 Personen betragen. 
Professor Friedrich hebt noch eine Eigentümlich¬ 
keit in der baulichen Anlage der nächst Atzgersdorf auf¬ 
gedeckten Kanalleitungsstrecke hervor: Bei allen römischen 
Wasserleitungen finden wir in wechselnden Entfernungen 
im kurrenten Kanal Schlammfänge eingebaut. Diese 
Schlammfänge hatten -den Zweck einer Klärung des 
Wassers durch Sedimentation der mitgeführten festen 
Bestandteile. Die Sedimentierung wird im allgemeinen 
dann wesentlich begünstigt, wenn der Wasserdurchflu߬ 
querschnitt plötzlich vergrößert wird, wodurch eine Re¬ 
duktion der Geschwindigkeit eintritt, infolge derer die 
mitgeführten Sedimente zur Ablagerung gelangen. 
Lokale Baunotizen. 
Tom Holzstöckelpliaster in (1er Schmidtorstraße. 
Die Linzer Gemeindeverwaltung scheint mit ihren neuen 
Straßenpflasterungs-Experimenten kein besonderes Glück 
zu haben, denn unsere schon im August des vorigen 
Jahres aufgestellte Prophezeiung, daß sich das Holz¬ 
stöckelpflaster in der Schmidtorstraße nicht bewähren 
wird, ist vor kurzem in Erfüllung gegangen, was nament¬ 
lich die Fuhrwerksbesitzer bestätigen können. Wir haben 
vorhergesagt, daß das Holzstöckelpflaster bei feuchter 
Witterung gefährlich zu befahren ist, denn die Pferde 
gleiten auf dem schlüpfrigen Boden aus und stürzen, 
was im günstigsten Falle nur eine Verkehrstörung hervor¬ 
ruft, sehr häufig aber das Brechen der Füße der armen 
Tiere zur Folge hat. Auch haben wir bemerkt, daß man 
Holzpflaster nur an Orten anwenden soll, wo wegen 
Geräuschverminderung langsam gefahren 
werden muß, wie beispielsweise vor Spitälern, Unter¬ 
richtsanstalten, Gotteshäusern etc.; in der Schmidtorstraße 
aber, wo der stärkste Wagenverkehr in der Landeshaupt¬ 
stadt sich entwickelt, taugt absolut das Holzpflaster 
nicht, was jeder Straßenbautechniker zugeben wird. 
Was uns zu diesen Ansichten berechtigt, sind die reichen 
Erfahrungen, die uns über Straßenbauwesen aus der 
ungarischen Hauptstadt Budapest vorliegen, wo durch 
zehn Jahre immense Summen für Pflasterungsversuche 
ausgegeben wurden, die schließlich zu dem Resultat 
führten, daß man stark befahrene Straßen in bezug auf 
Dauerhaftigkeit, Geruchlosigkeit und leichte Reinigung 
nur mit Stein würfel pflastern müsse. Wir glauben 
somit, daß unsere löbliche Gemeindeverwaltung nach dem 
mißlungenen Versuche in der Schmidtorstraße von einer 
weiteren Anwendung des Holzpflasters auf frequenten 
Punkten der Stadt absehen und endlich zu dem Ent¬ 
schluß kommen wird, die Trottoire in den Hauptverkehrs¬ 
straßen, wie in allen anderen Hauptstädten der Monarchie 
mit Asphalt pflastern zu lassen, ein Antrag, der schon 
mehrmals vom Gemeinderat Herrn Eduard Fischer im 
städtischen Beratungskörper eingebracht, aber jedesmal 
fallen gelassen wurde. Kornho-ffer. 
Widmung der Allgemeinen Sparkasse und Leih¬ 
anstalt in Linz. Bekanntlich ließ die Allgemeine 
Sparkasse nnd Leihanstält in Linz anläßlich des 
Regierungsjubiläums unseres Kaisers in der Johannes¬ 
gasse ein Doppelwohnhaus für Arbeiterfamilien, 
sowie ein Gebäude für eine Kleinkind er b ewahr- 
anstatt erbauen und wurden beide - Baulichkeiten am 
27. Oktober 1. J., das erstere der Benützung von Miet¬ 
parteien, das letztere der Gemeinde zur Obhut übergeben. 
Die Übergabe fand in feierlicher Weise statt und wurden 
den Herstellungen beider Objekte, Wohnhaus (Ober¬ 
österreichische Baugesellschaft) und Klein¬ 
kinderbewahranstalt (Baumeister Gustav Steinberger), 
volles Lob zuteil. In dem Doppelhause sind 23 Woh¬ 
nungen mit je drei Räumlichkeiten sowie die Hausver¬ 
walterwohnung untergebracht und stellen sich die Miet¬ 
preise für eine Wohnung per Monat auf 16 K 50 ]i. Die 
Wohnungen enthalten zwei Wohnzimmer, Küche, kleine 
Speisekammer und eigenes Klosett. In der Klein¬ 
kinderbewahranstalt ist Raum für 50 Kinder mit 
zwei Klassen; auch dort wurde für die Einrichtung der 
Anstalt die größte Sorgfalt verwendet. Der Verein All¬ 
gemeine Sparkasse und Leihanstalt in Linz hätte dem 
Wunsche des Kaisers, sein 60jähriges Regierungsjubiläum 
nur durch Wohltätigkeitsakte zu feiern, nicht besser ent¬ 
sprechen können, als durch die Einrichtung obengenannter 
Baulichkeiten, die namentlich der minderbemittelten 
Klasse unserer Bevölkerung ein bleibendes Denkmal 
sein wird. 
Enthüllung des Stelzhainer-Denkmales in Linz. 
Sonntag den 18. Oktober fand im Linzer Volksgarten 
die feierliche Enthüllung des Stelzhamer-Denkmales statt 
und gestaltete sich dieses Fest, wie die Tagesblätter 
bereits berichteten, zu einem wahrhaft großartigen. Was
	        
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