Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

XIII. Jahrgang, Nr. 21. 
Linz, 1. November 1908. 
Öberösterreichische Baazeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei G. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.— < ganzjährig mit . X 16 
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■ ■ ~ • Preis einzelner Nummern K r—. === 
für die 
Provinz 
Erscheint am 1. und 15. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Friedhof-Anlagen. — Ein Wort zur Bekämpfung der Ver¬ 
öffentlichung von Submissionsresultaten. — Die altrömische Wasserleitung 
in Wien. — Lokale Baunotizen. — Aus den Gemeinderatssitzungen in 
Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. 
— Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Ausweis über die Umschreibung 
von Immobilien in Linz. — Inserate. 
F riedhof-Anl agen.*) 
Es ist eine viel verbreitete Ansicht, daß die Anlage 
von Begräbnisplätzen im Innern bewohnter Ortschaften 
in gesundheitlicher Hinsicht verwerflich sei, weil durch 
die Zersetzung der Leichen der Untergrund und die Luft 
mit Stoffen geschwängert werden, welche besondere 
Krankheiten hervorrufen. 
Auch scheint die praktische Lösung der Friedhof¬ 
frage, welche in neuerer Zeit zahlreiche städtische Ver¬ 
waltungen beschäftigt, mit jener Anschauung im vollen 
Einklänge zu stehen. 
Wie man sich durch die in mehreren Ausstellungen 
vorgeführten Entwürfe für die Friedhof-Anlagen über¬ 
zeugen konnte, gibt sich allgemein das Bestreben kund, 
die aus früheren Zeiten stammenden Friedhöfe zu 
schließen, um sie durch neue, außerhalb der Bebauungs- 
grenzen liegende Begräbnisplätze zu ersetzen. 
Durch neue wissenschaftliche Forschungen ist indes 
erwiesen worden, daß Friedhöfe im allgemeinen die Ge¬ 
sundheit nicht gefährden, sobald sie gut angelegt und 
geordnet verwaltet werden. Wenn sie trotzdem in allen 
größeren Städten mehr und mehr aus den bewohnten 
Bezirken entfernt werden, so ist diese Erscheinung da¬ 
durch zu erklären, daß es unser Gefühl beleidigt, die 
Ruhe der Abgeschiedenen durch den Lärm des täglichen 
Lebens gestört zu sehen und daß naturgemäß den meisten 
Menschen eine gewisse Scheu vor einem Gottesacker 
und vor dem, was darauf vorgeht, innewohnt. 
Nachdem in diesen Blättern schon im 6. Jahrgang 
die Friedhoffrage in bezug auf die künstlerische, ideale 
Seite Erörterung gefunden hat, so dürfte es von Inter¬ 
esse sein, derselben auch vom hygienischen Standpunkte 
aus näher zu treten. 
In erster Reihe sind bei der Anlage eines Friedhofes 
die Grundwasserverhältnisse zu berücksichtigen. Wenn 
der Boden naß ist, so wird seine Durchdringbarkeit durch 
die Luft verringert oder ganz aufgehoben, außerdem wird 
durch den hohen Feuchtigkeitsgrad an und für sich die 
Fäulnis begünstigt und dadurch selbst in ganz grobem 
Kiesboden die Leichenfäulnis vorherrschend werden. Ein 
*) Unseren Sanitätsbehörden infolge der neuen Friedhof-An¬ 
lage in Linz zur Beachtung empfohlen. (Die Redaktion.) 
Untergrund, in welchem das Wasser unter Umständen 
so hoch steigt, daß es bis in die Gräber dringt, ist für 
einen Begräbnisplatz unbrauchbar. Da übrigens der Grund¬ 
wasserstand häufig nicht unbeträchtlichen zeitweisen 
Schwankungen unterworfen ist, so darf man sich für 
die Beurteilung seines Verhaltens nicht auf einzelne 
Untersuchungen beschränken, sondern muß möglichst 
langjährige Beobachtungen zugrunde legen. 
Für die Ermittlung der Größe eines Friedhofes ist 
auch die Frist von Einfluß, nach deren Verlauf die Gräber 
von neuem belegt werden dürfen. Für diese Frist lassen 
sich allgemein gültige Vorschriften wohl nicht aufstellen, 
sondern dieselben müssen nach örtlichen Umständen fest- 
gestellt werden. 
Die Tiefe der Gräber ist so zu bemessen, daß die 
Erdschicht über den Särgen die Zersetzungsgase so weit 
zurückhalten vermag, daß sie dem Geruch nicht mehr 
bemerkbar werden. Die Anlage von Grüften und Familien¬ 
gräbern kann vom hygienischen Standpunkte aus nicht 
befürwortet werden, weil unter Umständen die Gefahr 
vorliegt, daß bei Eröffnung derselben behufs erneuter 
Benützung giftige Gase ausströmen. 
Von Wichtigkeit ist eine zweckmäßige Bepflanzung 
der Friedhöfe, nicht nur weil der gärtnerische Schmuck 
die äußere Erscheinung der ernsten Stätten freundlicher 
gestaltet, sondern auch, weil der Pflanzenwuchs einen 
wirksamen Schutz gegen das Austreten von Mikro¬ 
organismen aus dem Boden bietet. Einige Gewächse, wie 
zum Beispiel die Sonnenblumen, haben die Eigenschaft, 
dem Boden beträchtliche Mengen Wassers zu entziehen 
und können deshalb bei feuchtem Untergrund zur Be¬ 
förderung der Trockenlegung verwendet werden. Ferner 
ist bei losem Boden das Wurzelwerk der Pflanzen von 
günstigem Einfluß auf den Zusammenhang der Erdteile. 
Geringer dagegen, als man gewöhnlich annimmt, ist die 
Einwirkung der Lebenstätigkeit der Sträucher und Bäume 
auf die Zerstörung der Fäulnisstoffe, weil die Wurzeln 
der Gewächse nur gelten bis zur Tiefe der Leichen hinab¬ 
dringen und dem Boden nur mineralische Stoffe entziehen, 
die, wenn sie von der Leichenzersetzung herrühren, erst 
als deren letzte Gebilde auftreten. 
Endlich mögen noch einige Bemerkungen Platz finden, 
welche sich auf die Anlage von Leichenhallen beziehen. 
Der für die Aufnahme von Leichen bestimmte Raum 
wird am zweckmäßigsten als einheitlicher Saal ausgebildet, 
weil ein solcher eine würdigere Ausstattung zuläßt, als 
ein in einzelne Zellen zerlegter Raum. Überhaupt müßte 
auf eine architektonisch schöne Behandlung des Leichen¬ 
hauses Gewicht gelegt werden, damit die Bevölkerung
	        
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