Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Nr. 16. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 125. 
sonders weiblichen Namen, und zu ihrer Taufe wurden 
sogar Paten zugezogen, von welchen man reiche Paten¬ 
geschenke erwartete. 
Das Vorurteil, daß Glockengeläute die Gewitter¬ 
wolken zerteile und vertreibe, hat sich lange Zeit hin¬ 
durch erhalten. Wie irrtümlich es ist, dies hat erst die 
neuere Zeit klar bewiesen, daher auch das Läuten während 
des Gewitters erst seit wenigen Jahrzehnten abgestellt 
worden ist. 
Lokale Baunotizen. 
Anhang zu unserer Notiz „Straßenreinigung in 
Linz“. Auf oben bezeichnete Notiz in Nummer 14 unserer 
diesjährigen Blätter erhalten wir von befreundeter Seite 
folgende Zeilen: „'Nicht nur das ästhetische Ansehen 
einer Stadt wird durch lässige Straßensäuberung auf ein 
tiefes Niveau herabgedrückt, sondern auch die Gesund¬ 
heit der Menschen leidet darunter, wenn der Staub, den 
namentlich das Steinpflaster abgibt, von den mensch¬ 
lichen Lungen eingesogen wird. Ich erinnere mich noch 
eines Vortrages, den Professor Virchow vor Jahren in 
Prag gehalten hat und wo er die sanitären Verhältnisse 
in manchen Städten betreffs ungenügender Reinhaltung 
der Straßenzüge geißelte. Er sprach: „Welche Unmassen 
von Schmutz — abgesehen von den gewöhnlichen mine¬ 
ralischen — sich in einer Stadt, selbst mittleren Ranges, 
herumtreiben, davon machen sich die wenigsten eine 
Vorstellung. Man möge nur zum Beispiel die Frage 
stellen, was einzig und allein mit den Stiefelsohlen ge¬ 
schehe, die in einer Stadt mit 50—60.000 Einwohnern in 
Jahresfrist verbraucht werden, gesetzt auch, es zerrisse 
jeder jährlich nur ein Paar. — Oder wohin die Substanz 
der Kleider komme, die mit der Zeit, wie man ja bei 
armen Leuten deutlich sehe, eine sehr gründliche Ab¬ 
setzungen erfahren. Wo bleiben die Substanzen? Sie 
zerteilen sich in die Luft, man weiß nicht, was mit ihnen 
geschieht. Nur wenn ein Sonnenstrahl auf den Straßen¬ 
körper fällt, sieht man die unzähligen winzigen Partikel- 
uhen, die der Mensch einatmet. Was kann man dagegen 
tun? Wir können das Wasser zu Hilfe nehmen, denn 
das Wasser ist gewissermaßen die dem Menschen be¬ 
freundete Gewalt in der Natur. Durch das Aufspritzen 
auf das Pflaster können wir den Staub bannen, doch 
darf die Schichte desselben durch Unterlassen von 
Kehren nicht zu dick sein, weil sonst das Wasser nicht 
bis auf den Grund dringen kann und daher schnell ver¬ 
dampft. Also fleißiges Kehren und vernünftiges Besprengen 
des Pflasters und man wird über ungenügende Reinigung 
der Straßen in Linz in Zukunft nicht zu klagen haben.“ 
Richtigstellung. ImLeitartikel unserer letztenNummer 
vom 1. August soll es in der ersten Spalte, 11. Zeile von 
unten, statt Ausstellungsart, Auf stellungsart heißen, was 
wir zu berichtigen haben. 
Prämiierung. Bei dem Wettbewerbe für den Bau 
einer Knaben-Volks- und Bürgerschule in Braunau 
(Böhmen) beteiligten sich 21 Konkurrenten mit Ent¬ 
würfen und erhielt Herr Baumeister Anton Watzek, 
derzeit bei Firma G. Steinberger in Linz, einen ersten 
Preis. Die Ausarbeitung der Originalpläne etc. wurde 
demselben vom Gemeinderate der Stadt Braunau bereits 
übertragen. 
Elektrische Beleuchtung. Der Elektrizitäts-Unter¬ 
nehmung Josef Schießl in Linz ist es gelungen, mit 
der Marktgemeinde Gramastetten einen Vertrag abzu¬ 
schließen, nach welchem dieselbe der Unternehmung in 
der sogenannten Kirchenleiten so viel Grund unentgelt¬ 
lich abtritt, als die Firma Schießl zur Errichtung eines 
Elektrizitätswerkes nötig hat. Für dieses Entgegenkommen 
will die Unternehmung die Beleuchtung des Marktes 
(18 Glühlampen) gegen ein geringes jährliches Pauschale 
von nur 25 Kronen liefern. Zur Gewinnung der elektri¬ 
schen Kraft soll die Rodel durch einen zwei Meter breiten 
Damm gestaut und das Bett so gelegt werden, daß ein 
Gefalle von 30 Meter gewonnen wird. 
Bau eines Wohngebäudes. Die k. k. Salinenverwal¬ 
tung Ebensee vergibt den Bau eines einstöckigen Wohn¬ 
hauses am unteren Kochfelde für vier Meister im veran¬ 
schlagten Kostenbeträge von 39.768’— Kronen. Offerte 
sind bis 19. August bei genannter Verwaltung einzu¬ 
bringen. Vadium fünf Perzent. 
Versicherungspilicht des Baugewerbes. Der Vorstand 
der Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt in Salzburg hat 
in der Sitzung vom 27. Juli 1. J. folgende Beschlüsse 
gefaßt: „Es ist vom 1. Juli 1908 ab die Versicherungs¬ 
pflicht des Baugewerbes im allgemeinen auf die 
Arbeiten an der Baustelle zu beschränken. Die Betriebe 
des baulichen Nebengewerbes sind ohne Verzug dement¬ 
sprechend neu einzureihen; bezüglich des eigentlichen 
Baugewerbes muß es den einzelnen Unternehmern über¬ 
lassen bleiben, die Ausscheidung der Arbeiten auf den 
allfällig zu ihrem Gewerbebetriebe gehörigen ständigen 
Werkplätzen und Werkstätten und sohin die Umreihung 
dieses Betriebsteiles zu verlangen, widrigenfalls im Sinne 
der zu Recht bestehenden rechtskräftigen Entscheidung 
die Versicherung des vollen Gewerbebetriebes aufrecht¬ 
erhalten bleibt. Bei Hinausgabe der abändernden Ent¬ 
scheidungen ist darauf aufmerksam zu machen, 1. daß 
es sich empfiehlt, im Interesse der Arbeiterschaft und 
zur Vermeidung unangenehmer Differenzen, welche sich 
aus der Ablehnung der Entschädigungsansprüche bei Un¬ 
fällen außerhalb der Baustelle gerade für den Arbeit¬ 
geber ergeben können, die freiwillige Versicherung des 
vollen Gewerbebetriebes zur Anmeldung zu bringen, in 
welchem Falle wieder die bisherigen niedrigeren Ein¬ 
reihungssätze zur Anwendung gebracht werden; 2. daß 
alle jene Unternehmer, welche nicht die Versicherung 
des vollen Gewerbebetriebes freiwillig eingehen, bei 
sonstiger Straffälligkeit im Sinne der Ministerial-Verord- 
nung vom 4. Mai 1890 verpflichtet sind, unverzüglich die 
ihnen mit der neuen einschränkenden Einreihungs-Ent¬ 
scheidung zukommende Bekanntmachung behufs Ver¬ 
ständigung der daran interessierten Arbeiterschaft in 
ihrem Betriebe an geeigneter, leicht zugänglicher Stelle 
anzuschlagen. — Die Beitragsberechnungen für das erste 
Semester 1908 sind noch für den vollen Gewerbebetrieb 
zu erstatten.“ 
Vertreibung von Holzwürmern. Von einem Zimmer¬ 
meister in der Provinz wird an uns die Anfrage gestellt, 
ob wir kein radikales Mittel zur Vertreibung der Holz¬ 
würmer in Zimmerfußböden wissen. Ein erfahrener Forst¬ 
mann beantwortete uns diese Anfrage durch Folgendes: 
Ein radikales Mittel gegen Holzwürmer ist der Doppel- 
schwefelkohlenstoff. Man läßt denselben indem 
betreffenden Raume verdunsten. Die Dünste töten den 
Wurm samt seiner Brut. Auch Benzin in die Wurm¬ 
löcher getränkt, ist sehr wirksam, doch muß man mit 
dem Material vorsichtig umgehen, damit keine Explosion 
erfolgt. Kein Licht, kein Feuer anmachen im Raume und 
mehrtägige Lüftung ist strengstens geboten.
	        
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