Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 68. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 8. 
Bau von Arbeiterliäusern in Linz. Die Allgemeine 
Sparkasse in Linz hat anläßlich des bevorstehenden 
60jahrigen Regierungsjubiläums des Kaisers 250.000 Kronen 
zur Erweiterung ihrer bereits bestehenden Kolonie von 
Ar b ei t er hau ser n mit billigen Wohnungen in Linz 
gewidmet. 
Vom Bau der Militär-Unterrealschule in Enns. 
Seit den 1. April wurden die Arbeiten beim Bau der 
Militär-Unterrealschule in Enns wieder mit voller Kraft 
fortgesetzt, und zwar mit einem Arbeiterstand von 
60 Maurern und 75 Handlangern. Die ersteren sind haupt 
sächlich beim Aufbau des großen Mittelbaues beschäftigt, 
während ein kleinerer Teil an den Fundierungen zu den 
noch ausstehenden Objekten arbeitet. Die Beaufsichtigung 
des Baues hat von Seite der Militär-Baudirektion der 
k. k. Genie-Major Herr Viktor Dziubinsky, dem der 
Militär-Bauingenieur Herr Rudolf Maurer beigegeben 
ist. Die Rechnungsarbeiten führt der Oberbau-Werk 
meister Herr Franz Marek, die Kopierung von 
Zeichnungen ein Diurnist der Militär-Baudirektion. Von 
der Bauunternehmung „Oberösterreichische Baugesell 
schaft“ ist bestellt der Baumeister Herr Johann 
Kreip 1 als Bauleiter und die Herren Johann Heu- 
m a d e r als Hauptpolier und Rudolf Reiter als 
zweiter Polier. Auf einer Durchreise von der Stadt Steyr 
besuchte am 6. April Se. k. k. Hoheit der Erzherzog 
Eugen den Schulbau und sprach sich nach Be 
sichtigung der Pläne über die ganze Anlage und über 
die rege Tätigkeit, die bei dem Bau herrscht, äußerst 
günstig aus. 
Wächterhausbauten. Die k. k. Staatsbahndirektion 
Linz vergibt für die Strecke Linz —Wels den Bau zweier 
Doppelwächterhäuser und eines einfachen Wächterhauses 
mit Dienstraumanbau samt Nebenbauten sowie zweier 
Brunnen mit Becherschöpfwerken. Die Kosten sind mit 
29.000 Kronen bezw. 800 Kronen veranschlagt und werden 
die Becherschöpfwerke separat vergeben. Offerte sind bis 
20. April bei obiger Direktion einzureichen. 
Anfrage über einEassadengerüst. Von einem Maurer 
meister aus Wels wird an uns die Frage gestellt: „Welche 
Konstruktion ein praktisches Fassadengerüst haben muß, 
um sicher darauf arbeiten zu können?“ Ein erfahrener 
Baumeister beantwortet diese Frage durch folgendes: 
Das praktischeste Gerüst bleibt immer für Fassadenputz 
arbeiten in Höhen das sogenannte Leitergerüst, doch 
kommt es immer auf die örtlichen Verhältnisse an, wo 
dasselbe aufgestellt werden soll. Die Leitergerüste sind 
heutzutage schon in allen größeren Städten eingebürgert 
und auch in den kleinen Orten sind sie schon vielfach 
zu finden. Der Vorteil der Leitergerüste ist eben der, 
daß man immer die fertigen Gestelle hat, und daß das 
Auf- und Abrüsten nur sehr kurze Zeit in Anspruch 
nimmt. Allerdings kostet ein komplettes großes Leiter 
gerüst auch viel Geld. Diesem Übel ist in den Städten 
auf sehr einfache Weise abzuhelfen. Der Baumeister in 
den Städten hat mit den Gerüsten überhaupt nichts zu 
tun, das besorgen die sogenannten Gerüstbauer. Kleinere 
Geschäfte an Orten, wo sich keine Gerüstbauer befinden, 
können sich leicht ein sogenanntes Brenn ergerüst 
hersteilen lassen. Dasselbe hat Bäume wie das Leiter 
gerüst, nur ist das Gestell nicht fest und starr verbunden. 
Es hat alle zwei Meter eine Quersprosse und dieselbe 
läßt sich herausnehmen, so daß sich also das ganze Gerüst 
Zusammenlegen läßt. Die übrigen Teile, die Bretter und 
Verstrebungen sind dieselben wie beim Leitergerüste. 
Wenn man dem Zimmermann sagt, die Bäume bekommen 
alle zwei Meter ein Zapfloch und in die Zapflöcher werden 
passende Sprossen konstruiert, die man einschieben und 
wieder herausnehmen kann, so weiß der Zimmermann 
schon genug. Die Teile werden numeriert, um beim 
Aufstellen immer dieselben Teile in die Zapfen stecken 
zu können. 
Verbauung des Zellerbaehes. Der Gesetzentwurf 
betreffend die Verbauung des Zellerbaches in Tiefgraben 
und Zell am Moos wurde vom oberösterreichischen Land 
tage angenommen. Die Baukosten betragen nach dem 
von der Staatsverwaltung beschafften Projekte 36.000 K. 
Eine interessante Offertverhandlung. Am 6. April 
fand in Wien die Offertverhandlung behufs Herstellung 
der zweiten Hochquellenleitung statt. Es offe 
rierten E. M. Schratz & Sohn (Urfahr) Los 16 um 
K 1,389.920, Los 17 um K 1,760.963*65, Los 19 um 
K 1,568.199, ferner: Ozeczowiczka und Sohn und 
Kupka und Orglmeister für das Los 16 um Kronen 
1,169.649, Los 17 um K 1,538.685, Los 18 um Kronen 
2,373.885-45, Los 19 um K 1,093.144-50; Union-Bau 
gesellschaft Los 16 um K 1,309.091-84, Los 17 um 
K 1,694.203-70, Los 18 um K 2,784.888-87, Los 19 um 
K 1,452.222*60; Marinelli und Faccanoni und 
Heinrich Sikora Los 18 um K 2,980.528*40, Los 19 
um K 1,400.732-60; Peter Kraus und Dr. Rudolf 
May red er Los 16 um K 1,243.183-20, Los 17 um Kronen 
1,650.770*60, Los 18 um K 2,724.924*30, Los 19 um 
K 1,303.529‘80; H. Re 11a und Komp. Los 16 um 
K 1,516.327-34, Los 17 um K 1,875.208-90, Los 18 um 
K 3,296.019-75, Los 19 um K 1,535.000; N. Rella und 
Neffe Los 16 um K 1,489.683*20, Los 17 um Kronen 
1,813.881-40, Los 18 um K 3,148.171-20, Los 19 um Kronen 
1,531.386*20; Pittel und Brausewetter Los 16 um 
K 1,502.233-80, Los 17 um K 1,849.706-85, Los 18 um 
K 3,316.564-55; F. Madile u. Komp. (Klagenfurt) Los 
16 um K 1,158.134-80, Los 17 um K 1,537.546,10; Leo 
Arnoldi Los 16 um K 1,378.697*22, Los 17 um Kronen 
1,728.029-82; E. Gärtner Los 19 um K 1,509,471*50. 
Der Luxus und Komfort in einigen Wiener Neu 
bauten veranlaßt einen Leser unseres Blattes, der Bau 
branche angehörig, zu folgenden humoristischen Be 
merkungen: Wo sind die schönen Zeiten hin, wo man 
sich nachts mit dem Wachsstock in der Hand, Kleider 
und Hände beschmutzte und dabei stets über seinen 
eigenen Schatten stolperte, ehe man vom Haustor in seine 
finstere Wohnung gelangte. Heute entzündet sich beim 
Offnen der Haustür in den modernen Neubauten Wiens 
selbsttätig das elektrische Licht und folgt einem zwang 
los hinauf bis zur Wohnungstür. Ja noch mehr, es ent 
zündet sich sogar an dieser Türe nochmals und geleitet 
einen wie ein unsichtbarer Geist bis ins Schlafzimmer. 
Früher kletterte man die Stiegen hinauf, dann kam der 
Fahrstuhl, der einen Führer brauchte, und heute braucht 
man nur den Stöpsel in die richtige Stockwerknummer 
zu stecken, um zu jeder Tages- und Nachtzeit ans rich 
tige Ziel zu gelangen. Ein kleiner Handgriff und der Fahr 
stuhl kehrt dann wieder zurück. Daß von jedem Zimmer 
aus, sogar von dem unvermeidlichen Balkon und der 
etwas engen Loggia elektrische Klingeln in die Hinter 
räume gehen, ist heute genau so selbstverständlich, wie 
die Warmwasserheizung, die Warmwasserversorgung und 
der Gasherd, die Holz und Kohlen und vor allem den 
stets überheizten und sich krümmenden Badeofen ersparen. 
Die ganz neuen Häuser haben auch schon Zimmertele-
	        
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