Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 0. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 1. 
durchgehends im Renaissancestil, wie wir schön aus der 
beigegebenen Zeichen-Beilage ersehen. Schließlich er 
fahren wir, daß durch große Parkanlagen, Anordnung 
von Sportplätzen aller Art für die Bewegung der jungen 
Militärzöglinge vorgesorgt wird. 
Aus unserem vorstehenden Bericht ist zu entnehmen, 
daß bei dem Institutsbau nicht nur alle bewährten 
technischen Mittel zur Anwendung gelangen, sondern 
auch nützliche Neuerungen eingeführt werden, die der 
Militär-Unterrealschule das Prädikat einer Musteranstalt 
verleihen müssen. Dem Projektanten des Baues, dem 
k. k. Genie-Major der Militär-Baudirektion in Innsbruck, 
Herrn Viktor Dziubinsky muß daher schon jetzt die 
Anerkennung zugesprochen werden, daß er in seinem 
Entwürfe auf alles bedacht gewesen ist, was dem Schul 
bau in technischer und hygienischer Beziehung zum Vor 
teile gereichen kann, und was in ähnlichen militärischen 
Lehranstalten der österreichischen Monarchie bisher nicht 
vorzufinden ist. An der Seite des genannten Herrn 
Majors wirkt in verdienstlicher Weise der k. k. Militär- 
Bau-Ingenieur Herr Rudolf Mauer, dem der Militär- 
Oberbau-Werkmeister Herr FranzMarek beigegeben ist. 
Von Seite der Zivil-Bauunternehmung „Oberösterreichische 
Baugesellschaft“, wurde der Baumeister dieser Unter 
nehmung Herr Johann Kreipl als Bauleiter bestellt. 
Als Hauptpolier ist tätig Herr Johann Heumader, 
als Abteilungspoliere die Herren Rudolf Reiter und 
Michael Rauchegger. Die Bauarbeiten sind so weit 
gediehen, daß das Hauptgebäude fundiert und vier andere 
Objekte bereits unter Dach gebracht sind. 
Eduard Kornhoff er. 
Lokale Baunotizen. 
Allen Gönnern und Freunden unseres Blattes 
wünschen wir ein recht 
Glückliches Neujahr! 
Die Redaktion und Administration 
der ,,Oberösterreichischen Bauzeitung“. 
Neujahrs-Reflexionen. Das neue Jahr 1907 beginnt 
für das Baufach mit nahezu trostlosen Aussichten. Werfen 
wir einen Rückblick auf die letztvergangenen Jahre, so 
vermag auch dieser nicht erheiternd zu wirken, aber der 
Stillstand, der in Zukunft die Bauindustrie bedroht, 
dürfte, wenn nicht alle Anzeichen trügen, eine Vernichtung 
herbeiführen, der manche brave, leistungsfähige Bürger 
zum Opfer fallen müssen. Um dies zu verhüten, gäbe es 
nur das Mittel, das wir am 1. November voriges Jahr 
in unserem Blatte anführten, und welches darin besteht, 
daß sowohl der Staat als auch die Kommunal Verwaltungen 
alles aufzubieten haben, der Bauindustrie Beschäftigung 
zu erteilen, weil es sonst mit der Steuerleistung übel 
aussehen würde. Eine fernere Gesundung der Bauverhält 
nisse ließe sich auch erwarten, wenn die Baubehörden 
in Zukunft dem unsoliden Gewerbebetrieb, der leider seit 
einigen Jahren schädigend bei uns zutage tritt, kräftig 
entgegensteuern würden. Die Bautechnik, sagen wir es 
kurz heraus, hält in letzterer Zeit nicht mehr gleichen 
Schritt mit der in vergangenen Jahren. 
Ein Wort in Lelirlingsangelegenheiten. Von einem 
rechtskundig sein wollenden Gewerbetreibenden in unserer 
Landeshauptstadt erhalten wir folgende Zeilen: Viele 
Lehrmeister sind der Meinung, daß ein Lehrling, wenn 
er unbefugter W T eise aus der Lehre entlauft, innerhalb 
der nächsten 9 Monate bei einem anderen Meister nicht 
eintreten könne, ohne Genehmigung des Lehrherrn, und 
daß sieh ein neuer Lehrmeister, der den Lehrling doch 
aufnimmt, strafbar mache. Diese Ansicht ist falsch. Es 
besteht allerdings eine derartige Bestimmung, diese gilt 
aber nur für den Fall, daß der Lehrling durch seinen 
gesetzlichen Vertreter die Erklärung abgibt, daß er zu 
einem anderen Gewerbe übergehen wolle. In diesem Falle 
gilt das Lehrverhältnis nach Ablauf von 4 Wochen als 
aufgelöst, und es darf daher der Lehrling innerhalb 
9 Monaten nach der Auflösung des Lehrverhältnisses in 
demselben Gewerbe von einem anderen Arbeitgeber ohne 
Zustimmung des früheren Lehrherrn nicht beschäftigt 
werden. Dieser Fall kommt im Baugewerbe häufig vor. 
Da ist der Lehrling oder der Vater des Lehrlings mit 
irgend einer Einrichtung des jetzigen Meisters nicht zu 
frieden und er versucht infolgedessen, den Lehrling aus 
der Lehre wegzunehmen, mit der Ausrede, daß der Junge 
ein anderes Geschäft lernen solle. In Wirklichkeit soll er 
aber zu einem anderen Meister in die Lehre. Ohne die 
Genehmigung des ersten Lehrmeisters darf der ausge 
tretene Lehrling innerhalb 9 Monate bei keinem anderen 
Meister derselben Branche in die Lehre treten, widrigen 
falls sich der letztere strafbar macht. — Soviel wir wissen, 
bestehen derartige Vorschriften im Ge werbe wesen in 
Deutschland, ob auch bei uns in Österreich können wir 
nicht verbürgen, möchten aber wünschen, daß dies der 
Fall sein möge. D. R. 
Abgelehntes Bahnbanprojekt. Aus Freistadt schreibt 
man uns, daß in der dortigen Gemeinderats-Sitzung vom 
12. Dezember beschlossen wurde, auf das Offert des 
Landes-Eisenbahndirektors i. P., Herrn Josef Fogovitz, 
behufs Trassieruug der projektierten Bahnstrecke 
Freistadt — Langschlag nicht einzugehen, sondern 
sich vorher mit dem niederösterreichischen Landeseisen 
bahnrat ins Einvernehmen zu setzen. 
Eabrikszubau. Der Fabrikant für landwirtschaftliche 
Maschinen Herr J. Huber in Enns wird nächstes Jahr 
sein Fabriksgebäude bedeutend vergrößern lassen, um 
noch mehr Geräte für landwirtschaftliche Arbeiten er 
zeugen zu können. 
Zum Ausbaue der Steyertalbahn. Auf eine Inter 
pellation des Abgeordneten Erb an den Eisenbahnminister 
bezüglich des Ausbaues der Steyertalbahn erhielt der 
Abgeordnete von der k. k. Eisenbahndirektion eine Zu 
schrift, durch welche er in Kenntnis gesetzt wird, daß 
das zur Bauausschreibung zugrunde liegende Bauver- 
gebungs-Operat bereits fertiggestellt sei, und nach 
Überprüfung desselben die Bauausschreibung sofort er 
folgen wird. 
Eabrikserweiterung. Wie uns aus Stadt Steyr be 
richtet wird, hat die Firma Holler aus Remscheid die 
bekannte Rathnersche Schlittschuh- und Werkzeqgfabrik 
samt Wohngebäude in Stadt Steyr, Fabriksstraße 1, um 
100.000 Kronen angekauft und wird darin Messerwaren 
und Werkzeuge verfertigen. Um erstere Artikel in 
größerem Maßstabe als bisher erzeugen zu können, 
müssen die Fabrikslokalitäten um ein wesentliches er 
weitert werden. 
Keramische Fachschule. Der Handelsminister hat 
die Errichtung einer staatlichen Fachschule für Keramik 
und Töpferei in der Stadt Steyr genehmigt. 
Badhausbau. Die Heilkräftigkeit der Soole aus den 
Schwefelquellen in Goisern, welche bisher wegen mangel 
hafter Bade-Einrichtungen wenig ausgenützt werden
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.