Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 48, 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 6. 
zuordnenden Beamten steht dem' betreffenden Unter 
abteilungsvorsteher zu. 
Reichen die Beamten einer Bauunterabteilung zu 
diesen Anordnungen nicht aus, so hat der Stadtbauamts 
leiter (Stadtbaudirektor) von Fall zu Fall Beamte aus 
anderen Bauamtsunterabteilungen zu delegieren. 
Bei wichtigen Angelegenheiten hat der Unter- 
abteilungsvorsteher zu intervenieren und in einem solchen 
Falle dem Stadtbauamtsleiter (Stadtbaudirektor) noch vor 
Abhaltung der Kommission oder dergleichen Anzeige zu 
erstatten. Über das Resultat solcher Verhandlungen ist 
dem Stadtbauamtsleiter (Stadtbaudirektor) mündlich zu 
berichten. In besonders wichtigen Angelegenheiten hat 
der Stadtbauamtsleiter (Stadtbaudirektor) bei Kom 
missionen selbst zu intervenieren. 
§ 12. Geseliäftseinteiluiig der Baiuimtsunterabteilungen. 
Die Zuteilung der Beamten des Stadtbauamtes in die 
einzelnen Unterabteilungen erfolgt durch den Stadtbau 
direktor. Demselben kommt es daher auch zu, nach Be 
darf Bedienstete, welche einer Unterabteilung zugewiesen 
sind, vorübergehend einer anderen Unterabteilung zu 
zuweisen, 
Die Aufzählung der den Unterabteilungen zu 
gewiesenen Agenden ist damit nicht vollständig erschöpft. 
Die notwendig werdenden Umänderungen oder Erweite 
rungen derselben haben durch den Stadtbaudirektor zu 
erfolgen. Ing. Echl. 
Wie sich die Menschen wärmen. 
(Schluß.) 
Die Kirgisen müssen an kalten Tagen ihre Kinder, 
um sie vor dem Froste zu sichern, in warme Asche 
stecken und wenn auch in dichtwandigen Häusern dieser 
Übelstand nicht so grell hervortritt, wie im Filzzelte der 
russischen Steppe, so fehlt doch immer die ruhige stete 
Wärme, welche den Winter vergessen läßt und zu feineren 
Arbeiten fähig erhält. Außerdem bleibt eine durch Herd 
feuer geheizte Wohnung doch immer ein küchenähnlicher 
Raum, dessen Ausstattung, dessen Geräusche und Gerüche 
das Gefühl ruhiger Abgeschiedenheit nicht aufkommen 
lassen, das unsere Stuben im Winter gewähren, ein Raum, 
der höchstens für das schlichte, ländliche Alltagsleben, 
aber nicht für feine Hand- und Kopfarbeit und nicht 
für das Weihnachtsfest geeignet ist. 
Bei einigen Völkern, namentlich den Romanen, unter 
den Germanen, bei den Engländern und Norwegern finden 
wir und zwar bei den ersteren nur in den Häusern der 
Wohlhabenden, in Norwegen dagegen bloß in den Bauern 
stuben — eine veredelte Form des häuslichen Herdes, 
den Kamin, der nicht allein zum Kochen, sondern ledig 
lich zum Heizen der Zimmer bestimmt ist. Welchen 
Wert die Hausbesitzer ihrem Kamine beilegen, erhellt 
schon aus dem Platze, der ihm eingeräumt ist, noch mehr 
aus dem Ehrenschmucke von Seemuscheln und Schnecken, 
auf schönen Wedgewoods und Bronzen, die seinem Simse 
prangen, am deutlichsten aber aus den Lobpreisungen, 
die ihm gespendet werden. Er gibt die gesundeste Heizung, 
sagen die Briten, denn sein Zug führt die verbrauchte 
Luft rasch durch die Esse und saugt durch die Lücken 
der Türen und Fenster stets neue reine Zufuhr ins 
Zimmer. Es ist viel lustiger am Kamin, wo man die 
Flamme sieht, rühmen die Engländer und Franzosen; zum 
Komfort einer zum traulichen Gespräche gruppierten 
Familie gehört die Fireside und zu den Erfordernissen 
des Salons der noble Kamin, behaupten sie. 
Es ist wahr, der Kamin hat alle Reize des Herdes 
und ist frei von manchen Mängeln desselben. Aber wie 
ungerecht wäre es, wenn wir unsern stillen Wohltäter 
hintansetzten, der doch, bei rechtem Lichte betrachtet» 
das vollkommenste Wesen seiner Gattung ist! 
Der Kamin ist ein arger Verschwender, der die vom 
Brennstoff erwärmte Luft größtenteils durch die Esse 
jagt, ohne daß sie dem Zimmer nützt; der Ofen ist ein 
guter Haushalter, der seinen heißen Atem eifrig an seine 
Wandungen haucht, um mittels derselben die Zimmer 
luft zu erwärmen. Vom Kamine kommt dem Zimmer fast 
nur die strahlende Wärme zu gute, die keineswegs be 
haglich ist. Denn sie schlägt mit so jähem Anprall an, daß 
die Frauen ihr Gesicht hinter Fächer und Schirme ver 
bergen und erzeugt mehr das Gefühl der Glut als der 
Wärme. Während aber die dem Feuer zugewendete Seite 
unter dem Übermaße der Wärme leidet, schauert die 
andere und man muß an recht kalten Tagen das be 
rühmte militärische Kunststück lernen, nach zwei Seiten 
Front zu machen, um nicht zu frösteln. 
Wie gleichmäßig und wohltuend wärmt unser Ofen 
die Zimmerluft! Ein in der Stube heizbarer Ofen wirkt 
als Luftreiniger so gut wie der Kamin; der außerhalb 
des Wohnraumes geschürte ist auch kein Luftverderber, 
sondern der Mensch ist es, der nicht für öfteren Luft 
wechsel im Zimmer sorgt. Somit erfüllt der Ofen alle 
billigen Ansprüche auf das beste; läßt er sich doch sogar, 
wenn es gewünscht wird, dazu herbei, das reizende 
Schauspiel der Flammen sichtbar zu machen, was als 
Hauptvorzug des Kamins gilt. 
Darum ist auch dem Ofen eine immer größere Ver 
breitung sicher, während der Kamin sein Gebiet eher 
verengt als erweitert sehen wird. Die Südeuropäer und 
die Engländer werden dem Kamine wohl treu bleiben, 
weil dort der milde Winter, hier der Kohlenreichtum 
einen altgewohnten Luxus gestattet. Die Norweger 
Bauern dagegen werden, gleich den Städtern ihres Landes, 
bald einsehen, daß ein Tag und Nacht erhaltenes Kamin 
feuer eine arge Verschwendung ist, da ihre Wälder sich 
hier und da bedenklich lichten; dann wird der Ofen auch 
bei ihnen Platz greifen. 
Schon hat der Ofen eine ungemein große Verbreitung. 
Fast alle Völker des ungeheuren Landstriches, der sich 
von den Alpen nordwärts bis zur Nordsee und ostwärts 
über den Ural weg bis zu dem großen Ozean und jenseits 
des letzteren quer über die Nordhälfte Amerikas streckt, 
also die Schweizer, Deutschen, Russen, die seßhaften Be 
wohner der Mongolei und Sibiriens und die meisten Nord 
amerikaner werden von unserem stillen Wohltäter mit 
Winterkomfort beschenkt. Wer könnte sie alle aufzählen 
die hunderterlei Formen und Formate, in denen er in den 
Stuben und Stübchen so vieler Völker au ft ritt, vom 
riesigen Kasten der russischen und mongolischen Stube 
an, der nachts der ganzen Familie zur Schlafstätte dient, 
bis zu dem nähtisch-großen Zwerge, der die blanken 
Zimmer der Yankees und unserer überseeischen Lands 
leute erwärmt? 
Hat doch nicht bloß jedes Land, sondern fast jede 
Provinz ihren „angestammten“ Ofen, dem sie treu bleibt, 
mag er auch ein noch so arger Holzfresser sein, bis die 
neuerungslustigen Städter durch gar zu dringliches An 
preisen ihrer verbesserten modischen Heizung zum Neu 
bau anlocken.
	        
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