Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 136. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 16. 
breiter Raum für den Fußweg erfordert wird, um wieviel 
mehr wird solcher Raum für eine ganze Straße mit Ge 
bäuden gebraucht 1 Man sollte aber die Konzessionierung 
derartiger großer Gebäude überhaupt nicht aussprechen, 
ohne die Errichtung zahlreicher ähnlicher, ja sogar aus 
schließlich solcher Gebäude auf der Straße ins Auge zu 
fassen und danach die Bedingungen festsetzen. 
Die vorstehenden, für amerikanische Verhältnisse zu 
treffenden Ausführungen des Artikels berühren zum ge 
ringen Teil die Verhältnisse, wie sie namentlich in unseren 
Großstädten vorliegen; immerhin wird daraus manches 
von Interesse zu entnehmen sein. 
Lokale Baunotizen. 
Bau-Inspizierung. Von Seite des k. u. k. Kriegs 
ministeriums in Wien wurde am 6. d. M. beim Bau der 
neueh Miiitär-Unterrealschule in Enns eine Inspizierung 
angeordnet, die ein günstiges Resultat ergab. Zur Be 
sichtigung des Baues sind erschienen: der Direktor der 
Militär-Baudirektion in Innsbruck, ein Genieoberst aus 
Wien, der Chefingenieur des Militär-Bauamtes, zwei Pro 
fessoren der künftigen Lehranstalt und einige Rechnungs 
beamte. Als Führer der Kommission diente der Projektant 
der Bauanlage der k. u. k, Geniemajor Herr Viktor 
Dziubinsky und von Seite der Bauunternehmung der 
Baumeister Herr J. K r e i p 1. Die Urteile der Kommission 
über die Anlage sowie über den Fortschritt des Baues 
lauteten für den Projektanten und für die Oberöster 
reichische Baugesellschaft äußerst lobend. Im fertig 
gestellten Mannschaftsgebäude hatte der Linzer Bildhauer, 
Herr Anton Buchegger, vom dreigeschossigen, lang 
gestreckten Hauptgebäude ein schönes Gipsmodell im 
Maßstabe von 1X100 aufgestellt, das allgemeine Aner 
kennung fand. 
Bildhauerarbeiten an Spekulationsbauten. Baut ein 
Bauspekulant heutzutage ein Wohnhaus, dessen Fassade 
er recht herausputzen lassen will, so beauftragt er in 
vielen Fällen einen Bildhauer damit und ist erfreut, wenn 
dieser für wenig Geld aus seinem reichhaltigen Lager 
von Füllungen und Medaillons etc. etliches ihm passend 
erscheinendes aussucht und ihm an sein Haus flickt, 
nachdem er vorher von dem vielleicht zu großen Stück 
etwas abgesägt, zwei Stücke aneinander geklebt und 
somit ein Ganzes gemacht hat. Ein aufmerksamer Beob 
achter wird bei einem Spaziergange durch die neu an 
gelegten Straßen in den Vororten Lustenau und Waldegg 
oft an verschiedenen Häusern dieselben Abgüsse, die 
selben Motive, wahre Ausgeburten der mißverstandenen 
modernen Bestrebungen bemerken können und daß ein 
solcher Anblick auf einen normal empfindenden Menschen 
einen besonders erfreulichen und anregenden Eindruck 
hervorbringen kann, wird wohl niemand behaupten können. 
Rührt der Dekorationsentwurf zu einer Fassade von einem 
tüchtigen Architekten oder Bildhauer her, dann wird er 
auch eine schöne Gliederung entfalten und die zu ver 
zierenden Flächen werden bereits vorgeschrieben sein 
oder sich von selbst ergeben. Der Bauspekulant aber 
läßt einen viereckigen Kasten mit Baikone und Loggien 
erbauen und wendet für die Ornamentik der Fassade 
die geringsten Mittel an. Daß ein regelloses Anbringen 
von verschiedenen Motiven und Stilarten dem Gebäude 
mehr Schaden als Nutzen bringt, davon hat der speku 
lierende Erbauer wohl keine blasse Idee. Kornhoffer. 
Spitalzubau. Der Konvent der Barmherzigen Brüder 
in Linz hat beschlossen, zu seinem Krankenhause in der 
Herrenstraße einen einstöckigen Zubau aufführen zu 
lassen, welcher von der Baumeisterfirma Fa big an 
& Feichtinger hergestellt wird. Der Zubau, der noch 
laufendes Jahr unter Dach gebracht werden soll, wird 
folgende Räumlichkeiten enthalten. Im Parterre einen Er 
holungssaal für Kranke, benützbar bloß zur Tageszeit, und 
anstoßend einen chirurgischen Krankensaal für 21 Betten. 
Im ersten Stock einen septischen Operationssaal, einen asep 
tischen Operationssaal, ein Sterilisierzimmer, ein Röntgen 
zimmer, ein Verbandzimmer, ein Zimmer für den Primar 
arzt, ein Laboratorium für mikroskopische und chemische 
Untersuchungen und kalte sowie warme Bäder. Unter 
dem chirurgischen Krankensaal gelangt die Abteilung 
für Hautkranke zur Anlage, nebst mehreren Einzeln 
zimmern sowie einige Klassenzimmer für chirurgische 
und interne Kranke. Der Neubau wird mit allen Ein 
richtungen versehen, welche die Neuzeit in den Heil 
anstalten gebieterisch fordert, und zur wirksamen Kranken 
pflege sowie zur Linderung der Leidenden unerläßlich 
erscheinen. Ein Verbindungsgang vom neuen Zubau in 
das alte Krankenhaus kommt ebenfalls zur Herstellung. 
Der Belegraum von 80 Krankenbetten wird auf 125 Betten 
erhöht. Es steht zu erwarten, daß die Vergrößerung 
dieser Anstalt, die dem Konvent große finanzielle Opfer 
auferlegt, gewiß allerorts kräftige Unterstützung finden 
wird. 
Wichtig für Baumeister. Ein Freund unseres Blattes 
schreibt uns: „Den bei Bauten am meisten zur Verwen 
dung kommenden Rohstoff bilden die aus Lehm herge 
stellten Ziegelsteine, Sandsteine, Tuffsteine, sowie Holz 
und Eisen. Die starke Verwendung von Ziegelsteinen 
findet ihre Erklärung in dem Umstande, daß der überall 
reichlich vorhandene fette Lehmboden einen vorzüglichen 
Stoff für die Herstellung von Ziegeln abgibt und die aus 
demselben gefertigten Steine daher einen verhältnismäßig 
billigen Baustoff bilden. In neuerer Zeit hat man aber 
vielfach den Versuch gemacht, auch Schlackensteine bei 
Bauten zu verwenden. Diese Steine werden aus den 
Schlacken unserer Hochöfen hergestellt und kamen an 
fangs meistens nur in sehr unregelmäßigen Stücken — 
ähnlich wie Bruchsteine — zur Verwendung. Da sie in 
folge dieser unregelmäßigen Form zur Ausgleichung der 
Zwischenräume sehr große Mörtelmassen erforderten, so 
ist man in der letzten Zeit dazu übergegangen, die 
Schlacken durch Pressen und Gießen in regelmäßige 
Form zu bringen. Leider hat man nun bei der Verwen 
dung solcher Höchöfensteine die unangenehme Wahr 
nehmung machen müssen, daß sich nach dem Beziehen 
von Häusern, welche aus solchen Steinen erbaut waren, 
alsbald starke Spuren von Feuchtigkeit im Innern zeigten, 
die auch mit dem Alter der Bauten nicht abnahmen. 
Die Schlackensteine sind nämlich zwar sehr porös und 
leicht durchgängig für Luft; aber als glasige Masse 
saugen sie das Wasser nicht so leicht an wie Mörtel, 
Ziegeln und Sandsteine, um es dann an die Oberfläche 
leiten zu können; jedenfalls spielt die kapillare Fähigkeit 
bei dieser unangenehmen Erscheinung eine große Rolle. 
Der einfache Vorgang der Verdunstung, durch den die 
Austrocknung der Wände erzielt wird, vollzieht sich 
nämlich dort am besten, wo der größte Luftwechsel 
stattfindet, also an der äußeren Oberfläche des Hauses 
und zwar rückt in dem Maße, wie diese austrocknet, von 
innen die Feuchtigkeit nach. Eine rohe Ziegelwand be
	        
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