Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Nr. 15. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 127. 
Deutschland) eine Hauptursache der Überbürdung. 
Gegenwärtig betragen die von den Gemeinden und 
Departements in Frankreich erhobenen Steuerzuschläge 
im Durchschnitt nur 49°/o der Staatssteuern. Unter den 
36.093 Gemeinden gibt es 5012, welche unter 15°/o er 
heben; 9669 erheben 51—100°/o und 3331 über 100°/o. 
Unter letzteren gibt es nur einige wenige Gemeinden, in 
denen 180^-200°/o an Zuschlägen zur Staatssteuer er 
hoben werden. 
Streitigkeiten über das Gemeindeeigentum und die 
Steuerveranlagung sind es hauptsächlich, welche die 
Parteikämpfe bei Gemeindewahlen gar oft sehr verbittern, 
natürlich auch zu reger Teilnahme antreiben. Kommen 
doch vielfach recht schreiende Mißbräuche vor. So hat 
der radikale Gemeinderat von Saint-Quentin an 3000 Fa 
milien von der Wohn- und Kopfsteuer befreit, dafür 
natürlich die übrigen, darunter alle konservativen Wähler, 
umsomehr höher besteuert, da der gleiche Gesamtbetrag 
aufgebracht werden muß. JD. G. Z. 
Inhalt. Die Bauglaserei einst und jetzt. — Etwas über die Gemeinde 
verwaltungen in Frankreich. — Lokale Baunotizen. —Aus den Gemeinderats- 
Sitzungen in Linz. — Vermischtes. — Patentliste. — Vergebung von Bau 
arbeiten und Lieferung von Baumaterialien. — Offene Stellen. — An 
meldungen für Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Ausweis 
über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Lokale Baunotizen. 
Zur Umpflasterung der Schmidtorstraße in Linz* 
Der Gemeinderatsbeschluß vom 10. Juli, wonach die 
verkehrsreiche Schmidtorstraße in Linz mit Holzwürfel 
umgepflastert werden soll, hat namentlich bei Straßen 
bautechnikern Bedenken hervorgerufen, da das Holz 
pflaster Eigenschaften besitzt, die in einem so engen 
Straßenzug wie die Schmidtorstraße lästig, unter Um 
ständen sogar unausstehlich werden können. Wohin ge 
hört das Holzpflaster und wo kommt es meistens zur 
Anwendung? Das Holzpiaster eignet sich zumeist zur 
Pflasterung der Fahr- und Gehwege auf Brücken wegen 
der Steigung der Niveauverhältnisse auf denselben, ferner 
als Straßenpflasterung vor Heilanstalten, Schulen, Gottes 
häusern etc., wo das Wagengerassel vermieden werden 
soll und schließlich noch als Pflasterung von Toreinfahrten 
in Gebäuden, worin Fuhrwerke zu verkehren haben. Für 
enge verkehrsreiche Straßen ist Holzpflaster nicht 
zu gebrauchen, denn es erzeugt bei trockener Witterung 
Staub, bei regnerischer Zeit durch den aufgelösten Teer 
klebrigen Schmutz und ist überhaupt schwer zu 
reinigen. Dazu kommt noch die Ausdünstung, welche die 
Imprägnierung der Würfel abgibt und welche so ziemlich 
das ganze Jahr anhält. Mit der Imprägnierung hat es 
auch seinen Haken. Nach Vorschrift muß das Holz 
material gesund sein, sonst tritt trotz Imprägnierung des 
selben bald die Fäulnis ein. Wie läßt sich aber der ge 
sunde Zustand des Holzes feststellen, wenn die Würfel 
- « 
schon imprägniert zum Bauplatze geliefert werden, den 
schwarz ist schwarz I Die Anhänger der Holzpflasterungen 
berufen sich auf die reiche Anwendung dieses Pflasterung 
systems in großen Städten wie Paris, London, Berlin etc. 
verschweigen aber wohlweislich, daß dort Steinmaterial 
teuer, Holz zu Straßenpflasterungen geeignet, aber billig 
ist. Wie die Bewohner und Passanten in der Schmidtor 
straße mit der Pflasterung zufrieden sein werden, wird 
die Folge lehren, wir hätten eine gute Klinkerstein 
pflasterung mit Ziegelunterbau schon deshalb dem Holz 
pflaster vorgezogen, weil Klinkersteine von unbegrenzter 
Dauer sind, keinen Staub und keinen üblen Geruch ab 
geben und leicht zu reinigen sind. Über die technische 
Ausführung werden wir später berichten. Kornhoff er. 
Errichtung eines Automobildepots. In der Wiener 
gasse der Stadt Enns hat der dortige Hauseigentümer, 
Herr Huber, ein Automobildepot erbauen lassen, in 
welchem außer dem Unterstand auch Reparaturen an 
diesen Fahrzeugen vorgenommen werden können. 
Hausumbau. Wie wir erfahren, beabsichtigt das 
Stift Kremsmünster, sein Haus in der Altstadt Nr. 10 
gänzlich umzubauen und mit neuen Einrichtungen ver 
sehen zu lassen. 
Bau eines Gewerbemuseums. Die Handelskammer 
in Innsbruck hat den Ankauf des Pötschschen Grundes 
um 185.000 Kronen für den Bau des Gewerbemuseums 
beschlossen. 
Mündliche Aufträge bei öffentlichen Arbeiten. Daß 
es mitunter gut ist, Aufträge zu Ausführungen an öffent 
lichen Gebäuden sich von bauleitenden Beamten nicht 
mündlich, sondern schriftlich geben zu lassen, beweist 
folgender Vorfall, der sich, wie die „Leipziger Maler 
zeitung“ erzählt, in einer Kreisstadt Deutschlands zu 
getragen hat. Zu Anfang des Jahres 1900 hatte der Maurer 
meister N. N., der die Maurerarbeiten für den Neubau 
eines königl. Amtsgerichtsgebäudes zu liefern hatte, in dem 
Gebäude auf mündliche Anordnung des Baurates X. eine 
Wasserleitung anzulegen. Letzterer bestreitet jedoch diese 
Angabe und führt sie auf ein zu vermutendes Mißverständnis 
zurück. Das Amtsgericht und die königl. Regierung haben 
die fragliche Bestellung, als für sie gemacht nicht an 
erkannt. Da der Maurermeister die Wasserleitungsanlage 
jedoch tatsächlich geliefert und dafür die Kosten gehabt 
hatte, so versuchte er immer, Bezahlung dafür zu erhalten 
und gab seine Hoffnung auf eine günstige Erledigung der 
Angelegenheit nicht auf. In diesem Hoffen wurde er be 
stärkt durch ein Schreiben des betreffenden Baubeamten, 
worin ihm versprochen wird, daß die Anlage später bei der 
Baurevision eingesetzt werden solle. Seine Hoffnung er 
wies sich jedoch trügerisch und der Maurermeister erhob 
daher einige Jahre später gegen den königl. Fiskus und 
zugleich gegen königl. Baurat X. die Klage auf Zahlung. 
Das Gericht würdigte zwar die gestellten Beweis- und 
Gegenbeweisanträge der Parteien in der Urteilsbegründung 
einer gewissen Erwägung, mußte sie aber als unerheblich 
zurückstellen, da von den beiden Angeklagten der Ein 
wand der Verjährung erhoben wurde. Der Maurer 
meister mußte somit sein Geld verschmerzen und ist um 
eine Erfahrung reicher geworden, daß man nicht immer 
den Worten selbst eines Baurates Glauben schenken darf. 
Vom Schulbau in Vöcklabruck. Der Gemeinderat 
in Vöcklabruck hat die Arbeiten für den Bau der neuen 
Bürgerschule an folgende Vöcklabrucker Gewerbetreibende 
vergeben: Die Baumeister- und Zimmermannsarbeiten 
erhielt der Baumeister Herr Franz Aichinger jun. 
mit zusammen 78.789 K. Die Tischlerarbeiten die Herren 
Holler und Kraman für 7221 K. Die Steinmetzarbeiten 
Herr Scherer für 4710 K. Die Wasserleitung Herr 
Sehen kl für 4677 K. Die Spenglerarbeiten Herr K. Hoff- 
mann für 3716 K und die Traversenlieferung Herr 
Klinger für 10.177 K. Die Bauleitung wurde auf Antrag 
des Gemeinderates Obermeier der Oberöster 
reichischen Baugesellschaft in Linz übertragen. 
Hochbauten der Tauernbahn. Für die restlichen 
Hochbauten der Tauernbahn sind beim Eisenbahn-
	        
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