Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Nr. 12. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Seite 103. 
dem Knauf in zweckmäßiger Weise befestigt,' bis zum 
Erdboden herunter geführt wird. 
Die Konstruktion gewährt nicht nur eine ununter 
brochene, leistungsfähige und kaum reparaturbedürftige 
Leitung von der Spitze bis zum Erdboden, sondern auch den 
weiteren Vorteil, daß die ganze Leitung schon in der Werk 
statt vollständig montiert und auch geprüft werden kann. 
Da Wetterfahnen den Witterungseinflüssen stark aus 
gesetzt sind, besonders in alle Fugen Schnee und Regen 
leicht eindringt, so daß sich in allen inneren Teilen, als 
den Blechrohrhüllen, Zier- und Helmknäufen etc. sogar 
so viel Feuchtigkeit ansammeln kann, daß diese Teile 
nicht nur innerlich beschlagen, sondern auch, wie zum 
Beispiel die Knäufe, innerlich rosten, selbst durch Ge 
frieren der in einem kleinen Hohlkörper eingeschlossenen 
Feuchtigkeit ein Zerplatzen desselben möglich ist, und 
des weiteren die Drehlager der Wetterfahne infolge Ver 
eisung oder Verrostung völlig unbeweglich werden können, 
so ist die Konstruktion der Wetterfahne in all ihren Teilen 
mit größter Sorgfalt zur Vermeidung obiger Übelstände 
durchzuführen. Die Mittel hiezu bestehen in einer die 
Abwässerung möglichst befördernden Profilierung aller 
Teile, wasserdichten Überdeckung, beziehungsweise 
kragenartigen Ummantelung aus Walzblei, besonders an 
den Verbindungsstellen zwischen Fahnenstange und Knauf 
und an der Helmspitze; letzteres ist ganz besonders nötig 
bei einer Holzkonstruktion des Helmes. Auch sorge man 
zur Vermeidung von Frostschäden durch Anbringung von 
Bohrlöchern an den Hohlkörpern und an den Blech- 
Überfalzungen für eine Ableitung des Beschlag- oder 
Schwitzwassers. Zur Verhütung des Röstens sind natürlich 
alle Eisenteile einer Wetterfahne — am besten vor der 
Montierung auf dem Gebäude — mit einem guten Schutz- 
überzuge zu versehen. Soll die Wetterfahne eine schwarze 
Farbe zeigen, so können die Eisenteile in noch glühendem 
Zustande mit Asphalt überzogen werden, andernfalls 
können sie gut mit Mennige grundiert und die sichtbar 
bleibenden Teile 2—3 mal mit beliebiger Ölfarbe ange 
strichen werden. Anstatt des Ölfarbenanstriches empfiehlt 
sich noch mehr eine gute, starke Verzinkung der Eisenteile. 
Zur Hervorhebung der Formen einzelner hervor 
tretender Teile der Wetterfahne, namentlich der Fahne 
selbst, oder des Knaufes, einzelner Bunde, der Spitze, 
überhaupt zur reicheren Gesamtwirkung der Wetterfahne 
werden diese Teile vergoldet. Die galvanische und die 
Feuervergoldung, die früher häufiger angewendet wurden, 
sich aber in dünner Schicht aufgetragen nicht als haltbar 
erwiesen haben, erfordern zur Dauerhaftigkeit sehr viel 
Goldaufwand und eine sehr genaue Arbeit, so daß diese 
sehr kostspielige Vergoldung meistens nur zu Blitzab- 
leiter-Auffangspitzen angewendet wird, während bei Bau- 
und Kunstschlosserarbeiten heute meistens zur haltbareren 
unechten Blattvergoldung auf Ölgrundierung mit nach 
träglichem Goldfirnißanstrich gegriffen wird. M. Weisz. 
Inhalt. Projekt für ein Sparkassenlokal in einem Markte Oberöster 
reichs. — Wetterfahnen und Flaggenmaste. — Lokale Baunotizen. — Aus 
den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. — Vermischtes. — Patentliste. — 
Vergebung von Bauarbeiter! und Lieferung von Baumaterialien. — 
Offene Stellen. — Literatur. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem 
städtischen Wasserwerke. — Inserate. 
Lokale Baunotizen. 
Von den Villenbauten auf dem Lande. Daß die Ge 
schmacklosigkeit bei Villenbauten auf dem Lande oftmals 
keine Grenzen kennt, kann man am besten ersehen, wenn 
man zur Sommerszeit einige Ausflüge nach den nahe 
liegenden Provinzorten unternimmt und dort die neuer 
standenen Architekturwerke betrachtet, die zumeist so 
genannte Bauunternehmer verbrochen haben. Man findet 
da sein sollende Villen errichtet und zwar von einer 
Schwerfälligkeit in der Form und von einer wunderlichen 
Mischung der Baustile, daß man nicht weiß, ob man den 
geistigen Urheber dieser Werke für seine Unkenntnis 
oder den Bauherrn für seine Geldhinausgabe bedauern 
soll. Am gelungensten ist die Dekorierung der Fassade 
eines solchen viereckigen Kastens. Da läuft alles durch 
einander; ein Motiv hebt die Wirkung des anderen auf; 
Erker springen hervor wie ein krankhaftes Schmarotzer 
gewächs und oftmals ist dem Gebäude an der Ecke noch 
ein Turm aufgehalst, in der Form einer Zwiebel oder 
einer platt gedrückten Glocke. Und wie man hört, sind 
diese Kunstwerke nicht einmal billig; 20—24.000 Kronen 
und noch mehr wurden dem Bauunternehmer gezahlt, 
eine Summe, für die ein Architekt oder Stadtbaumeister 
etwas Schöneres und Zweckmäßigeres hergestellt hätte. 
Nun, wenn es dem Bauherrn gefällt, daß sein Gebäude 
mit Ornamenten aufgeputzt ist, die aus der Rumpelkammer 
eines Bildhauers entnommen wurden, wenn ihm die un 
genügende Beleuchtung der Wohnräume und die unprak 
tische Disposition derselben recht ist, dann mag er zu 
frieden sein, nicht aber so der unparteiische Beschauer 
des Objektes, der bedauert, daß sich der Geschmackssinn 
bei Hausbauten am Lande in vielen Fällen sowohl bei 
den Bauherren als bei den Bauunternehmern noch immer 
nicht gehoben hat. Kovnhoffer. 
Errichtung einer Zementfabrik. Wie in den Tages 
blättern zu lesen war, beabsichtigt die Firma Hatschek, 
Eternitwerke in Vöcklabruck, in der Nähe von Alt 
münster eine Zementfabrik zu errichten. Wir wünschen 
der Firma Glück zu dieser Unternehmung, erinnern uns 
aber, aus dem Munde des verstorbenen Kalkwerkbesitzers 
Zehden in Traunstein vernommen zu haben, daß schon 
vor Jahren in der Gegend, wo Hatschek das Rohmaterial 
zur Zementerzeugung aufgefunden haben will, Grabungen 
vorgenommen wurden, die feststellten, daß das Material 
nicht schlecht, aber eine ergiebige Gewinnung desselben 
nicht anzuhoffen sei. 
Vorkonzession. Das Eisenbahn-Ministerium hat dem 
Ingenieur Rudolf Urbanitzky in Linz die Bewilligung 
zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine Lokal 
bahn von der Station Aschach a. D. der Welser Lokal 
bahnen, über Mühllacken, Gerling, St. Veit, Grubdorf, 
Helfenberg, Piberschlag, Heuraffl, Friedberg, Platten und 
Kirchschlag nach der Station Höritz der Staatsbahnlinie 
Budweis—Salnau mit einer Abzweigung von Piberschlag 
über Weißenbach nach Leonfelden, auf die Dauer eines 
Jahres erteilt. 
Fabriksbau. Die Firma Johann Lederer in Korneu- 
burg hat das ehemalige Sensenwerk in Dombach von 
der Gemeinde Windischgarsten angekauft und baut es 
noch im heurigen Jahre zu einer Holzwarenfabrik in 
großem Stile um. 
Bautätigkeit in Salzburg. Wie uns aus Salzburg 
berichtet wird, sind dort zwei dreistöckige, vier zwei 
stöckige und drei Parterrebauten in Ausführung begriffen. 
Adaptierungen werden an 14 Gebäuden vorgenommen. 
Villenbauten, ln Spital am Pyhrn befinden sich 
gegenwärtig vier größere Objekte im Bau, das Hotel 
„Alpenhof“ durch Baumeister Burgstaller in Wels, die 
Bahnhofrestauration durch Herrn A. Forabosko in Rotten
	        
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