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Oberösterreichische Bauzeitung.
Nr. 7.
merkbar, daß die Stelle des Lichtbogens beim Abbrennen
der Kohlen wechselt, die Lichtstrahlung sich also ver
ändert, daß in jedem Moment und zwar etwa unter 42°
nach unten (Wedding) die Beleuchtung am stärksten
stattfindet, die letztere jedoch oben und unten ungleich
mäßig abnimmt. Insbesondere in Schulen ist auf diese
Eigenschaft der elektrischen Bogenlampe (sowie auf das
Flackern, Ausgehen, plötzliche Aufleuchten) Rücksicht
zu nehmen. Durch geeignete Regler läßt sich bei der
Gasflamme die für das Auge wünschenswerte Ruhe er
zielen, welche beim Gasglühlicht fast vollkommen ist.
Bei diesem findet lediglich die weniger gefährliche, weil
nicht plötzlich eintretende Änderung der Leuchtmasse
durch Abnützung des Glühpörpers, welche sehr ver
schieden ist, Beachtung. So ermittelte v. Öehelhäuser
einmal eine Abnahme von 29°/o nach 524, ein andermal
eine solche von 65%. in 583 Brennstunden. Auch die
elektrische Glühlampe zeigt diese naturgemäße Abnahme
in der Intensivität, und zwar bei Dauerbetrieb um 50°/o,
vermehrt durch die Ablagerung der Kohle an der Glas
hülle, bewirkt erstere allein doch einen Lichtverlust von
27°/o. Soweit eine Blendung nicht zu befürchten, ist die
Farbe der verschiedenen Lichtquellen nicht von Belang
und lediglich Gewohnheitssache. Von diesem Stand
punkte ist auch beispielsweise der Vorwurf zu beleuchten,
welchen Pfaundler dem Gasglühlicht macht, daß es ein
Förderer der kalten Farben: grün, blau* und ein
Feind der warmen: gelb, orange sei, welch letztere im
Teint vorhanden und beim elektrischen Glühlicht zur
Geltung kommen, abgesehen davon, daß es neuerdings
möglich ist, auch dem Gasgllihlicht willkürliche Färbung
zu geben.
v. Pettenkofer gibt als Norm für die Verschlechterung
der Luft durch die Beleuchtung den Gehalt an Kohlen
säure, und als oberste Grenze l°/oo. Ist diese Forderung
nun auch ziemlich willkürlich gestellt, so ist sie doch
allgemein zur Berücksichtigung gezogen worden. Wäh
rend der Mensch nach v. Voit 44 G. Kohlensäure in der
Stunde erzeugt, liefert eine einzige Stearinkerze 28 G.,
eine Petroleumlampe 289 G., eine Gasflamme 150 G. und
bei 17 Kerzen Lichtstärke 214 G., Renk fand, daß das
Gasglühlicht bei gleicher Helligkeit nur 42°/o der Kohlen
säure, welche von einer Argandbrenner-Beleuchtung her
rührt, entwickelt. Es ist dies auf den geringen Gas
verbrauch und die vollkommene, im Bunsenbrenner statt
findende Verbrennung zurückzuführen. Die elektrische
Lampe erzeugt eine Luftverderbnis im Sinne einer
Kohlensäure-Anhäufung nicht, und auch bei den übrigen
Beleuchtungskörpern begegnet man dieser Erscheinung
nur da, wo die Verbrennungsprodukte in den Raum
übertreten und keine Ventilation eine Änderung schafft.
Aber auch dann verdient der Umstand eine Würdigung,
daß die entwickelte Kohlensäure warm ist und deshalb
über der Atmungshöhe zu bleiben das Bestreben hat,
daß ein Abziehen ebenso leicht, wie die Wahrscheinlich
keit einer starken Diffusion nach den unteren Licht
schichten gering ist und eine Mischung lediglich durch
die Zirkulations-Luftströme in unvollkommener Weise
bewirkt wird. Rietschel schlägt deshalb auch vor, an
statt die entwickelte Kohlensäure bei Berechnung der
xlnlagen, welche auf Abführung der letzteren zielen, zu
grunde zu legen, die durch die Beleuchtung geförderte
Erwärmung, welche größere Werte ergibt, in Rechnung
zu stellen.
Die Versuche, einen giftig wirkenden Faktor unseres
Leuchtgases, das Kohlenoxyd, zu entfernen, haben bisher
zu keinen praktisch verwertbaren Ergebnissen geführt.
Es bleibt daher das Kohlenoxyd, sowohl bei Übertritt
aus undichten Anlagen, wie aus der schlecht brennenden
Flamme, zu berücksichtigen. Zum Glück enthält das
übliche Steinkohlengas nur 10°/o, während Olgas 17%,
Torfgas 20°/o und Holzgas 30°/o dieses giftigen Gases
aufweisen. Nach Orfila besteht die Vergiftung darin,
daß das Kohlenoxyd unter Verdrängung des Sauerstoffes
eine Verbindung mit dem Hämoglobin unseres Blutes
eingeht, wodurch letzteres für die Lebensprozesse un
dienlich wird. Der menschliche Organismus besitzt aber
Mittel, welche die Anhäufung des Kohlenoxyds im Blute
verhindern, so daß nicht die Zeitdauer der Einatmung
die Schwere der Vergiftungserscheinung bestimmt, sondern
die Konzentration des Kohlenoxyds der eingeatmeten
Luft. Gruber hat aber gefunden, daß ein Kohlenoxyd
gehalt der Luft von 0'5 0 ; oo von Tieren und Menschen ohne
jeden bemerkbaren Nachteil ertragen wird ; erst bei 0'7°/oo
beginnen Veränderungserscheinung, während bei 4°/oo auf
raschen tödlichen Verlauf gerechnet werden kann. Ein
Kohlenoxydgehalt von 0*02°/oo ist als durchaus unschäd
lich anerkannt, und es ist deshalb den Grehantschen Hin
weisen auf die Gefährlichkeit des Auerschen Glühlichtes
wegen der Kohlensäure-Ermittelung, welche 50 mal ge
ringer ist, als das unschädliche Minimum, eine praktische
Bedeutung vom hygienischen Standpunkte nicht bei-
zumessen. Kaum wird selbst jener Amerikaner Langley
eine tadellose Lichtquelle liefern können, welcher bekannt
lich den Leuchtstoff des Glühwürmchens als herstellbar
und den andern Leuchtkörpern als so wunderlich über
legen schilderte, freilich ohne den Nachweis für seine Be
hauptungen geführt zu haben. Willi. Gentsch.
Verein der Techniker in Oberösterreich.
Der Verein der Techniker Ober Österreichs hat nach
stehenden, die Wahrung seiner Standesinteressen be
treffenden Aufruf erlassen, den wir hiemit zur Kenntnis
unserer Leser bringen:
Wir Ingenieure stehen nun schon seit 25 Jahren
im Kampfe um den Schutz unseres Titels und um unsere
gesetzliche Gleichstellung mit den anderen akademisch
gebildeten Ständen, ohne daß es uns gelungen wäre,
dieses Ziel zu erreichen. Die von der Regierung zuge
standene Möglichkeit, zum Doktor-Ingenieur zu promo
vieren, kommt gar nicht in Betracht, da nur eine ver
schwindende Anzahl der absolvierten Hochschultechniker
über so viel Zeit und Geld verfügt, diesen Titel er
werben zu können.
Die weitaus überwiegende Mehrzahl aber ist auf
die Führung des Ingenieurtitels angewiesen, welchen unter
den herrschenden gesetzlosen Zuständen auch Absolventen
technischer Mittelschulen sich von einem beliebigen
Unternehmer verleihen lassen oder gar sich selbst an
eignen können.
Die völlige Verständnislosigkeit, welche die Be
völkerung und die von ihr in die öffentlichen Ver
tretungskörper entsendeten Abgeordneten dieser unserer
so wichtigen Lebensfrage entgegenbringen, hat ihre Ur
sache einerseits darin, daß selbst die gebildetsten Stände
von dem Wesen unserer exakt wissenschaftlichen Vor
bildung gar keine Kenntnis besitzen, andererseits aber
darin, daß wir Ingenieure uns in der Öffentlichkeit bisher
nahezu nicht betätigt haben. Es liegt jedoch in der