Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

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XI. Jahrgang, Nr. 5. 
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Linz. 1. März 1906. 
Otoristerreicbische Banzeitmg 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man prämimeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
>n rH Iganzjährig mit K 20.— , ganzjährig mit . K 16 
Provinz {• - “ - ! Halbjäirig 
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Erscheint am i. und 15. 
Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der Ober 
österreichischen Bauzeitung“. Linz. Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeteu. 
Inhalt. Über Theaterbauten. — Über Erfindungsschutz, — Der | 
Gesetzentwurf zur Sicherung der Bauforderungen. — Fachliche Anleitung 
über Wasserleitungen im Innern der Häuser. — Von unseren Wohnungs 
einrichtungen. — Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. — Lokale Bau 
notizen. — Patentliste. — Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung von 
Baumaterialien. — Vermischtes. — Ausweis über die Umschreibung von 
Immobilien in Linz. — Anmeldung zum Wasserbezug aus dem städtischen 
Wasserwerke. — Offene Stellen. — Bücherschau. — Inserate. 
Über Theaterbau.*) 
i. 
Betrachtet man das Theater von seinem historischen 
Ausgangspunkte, von dem Dvonisiuskultus, so wird der 
Bau von Schauspielhäusern, Odeons, in die Gruppe 
der Tempelbauten einzureihen sein. War doch in den 
klassischen Zeiten bis in die spätrömische Kaiserzeit 
hinein das Theater, sei es für die ernste oder heitere 
Kunst, ein öffentliches Haus wie der Tempel, der Ver 
sammlungsort aller Gesellschaftsklassen. Der klassische 
Tempel, die Kultusgebäude der Griechen und Römer 
entwickelten in ihrer baulichen Anlage gewisse Formen 
zu festgesetzten Typen, die wohl in der Größe, im Reich 
tum der Säulenordnungen schwankten, doch immerhin 
über Charakter und Bestimmung des Gebäudes keinen 
Zweifel ließen. Die spätrömische Zeit, die so manchen 
Wandel im Bauwesen brachte, an Stelle der griechischen 
vornehmen Einfachheit eine verschwenderische Pracht 
entfaltete, hat hier wohl manches geändert und er 
weitert, die Gestaltungen umgeschaffen, ist jedoch im 
wesentlichen der ursprünglichen Anlage und Raum 
einteilung bis zu den beginnenden Rundbauten getreu 
geblieben. Dasselbe gilt auch bei den Theaterbauten bei 
den Kulturvölkern. Das Theater als Bauwerk von den 
Griechen erfunden und entwickelt, hat gleich dem Tempel 
eine festgesetzte Bauform erhalten. Die Gestalt, die Raum 
einteilung, die strenge Sonderung der für die Zuschauer, 
das Chor und die Darsteller bestimmten Orte wurde als 
Norm der Bautype festgestellt. Die Form der Gebäude 
blieb daher stets dieselbe, wenn auch in den Größen 
verhältnissen oft Abmessungen gewählt wurden, die bei 
unseren modernen Theaterbauten als kaum zulässig er 
scheinen. Daß die Prachtliebe, die Lust an Schauspielen 
aller Art bei den Römern ganz neue Arten von Ge 
bäuden für Wettkämpfe, Wagenrennen, Gladiatorenspiele, 
Tierkämpfe neben dem eigentlichen Theater der Griechen 
ins Dasein rief, daß die aufstrebende römische Baukunst 
mit derartigen riesigen Vergnügungslokalitäten ihre 
griechischen Meister und Vorbilder bald in den Schatten 
stellte, ist durch den Vergleich der erhaltenen Denkmäler 
*) Anläßlich der Gründung eines Theaterbauvereines in 
Linz, eröffnen wir heute im vorstehenden eine Artikelreihe über 
Theaterbauten als zeitgemäße Publikation. Die Redaktion. 
unschwer erwiesen. Waren daher die Griechen im Tempel- 
und Theaterbau die Gründer und Erfinder, haben sie die 
Form und ganze Bauanlage geschaffen, so waren es 
doch die weltbeherrsohenden Römer, die das Theater 
entwickelt und vervollkommnt, zu einem Gemeingute der 
Welt gemacht haben. Ist doch unser modernes Theater 
nichts anderes als die weitere Entwicklung des klassischen 
Schauspielhauses, eine Schöpfung der Kultur, der Auf 
klärung und Bildung — ein Bauwerk, welches leider 
bisher nicht zu jenen einheitlichen Normen, zu jenen 
unwandelbaren Prinzipien wie das klassische Theater 
gelangt ist. Der moderne Theaterbau ist heute noch 
Gegenstand der widersprechendsten Ansichten, entgegen 
gesetzter Theorien, ein weites Feld für optische und 
akustische Versuche, für die Bauherr und Publikum 
aufkommen müssen. 
Selten und nur in vereinzelten Fällen tritt die Frage 
des Theaterbaues an den Architekten heran. Es mag 
daher vielleicht begründet sein, wenn dieser Frage, die 
ein so spärliches Ergebnis der Erwerbstätigkeit bietet, 
weder von Einzelnen, noch in der Fachliteratur ein ein 
gehenderes Studium gewidmet wird. Sind auch in den 
letzten Jahrzehnten eine große Zahl von Neubauten 
entstanden, hat der Luxus und die Pracht einzelner 
Ausführungen alles bisher Dagewesene übertroffen, so 
kann doch von einer wirklichen Theaterbaulust kaum 
gesprochen werden. Man wird kaum fehlgehen, zu be 
haupten, daß die Theaterlust des Publikums ein stetes 
Sinken zeigt, daß das Theatervergnügen kaum mehr das 
ist, wie in vergangenen Zeiten. Diese Erscheinung zeigt 
sich in allen Ländern, wir bemerken dies selbst 
hm den romanischen Völkern, so besonders in den 
italienischen Städten mit ihren zahlreichen Theatern 
und auch in Paris, wo das Theater einst den Mittel 
punkt der Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens 
bildete. Alle Pariser Theater klagen über den schlechten 
Geschäftsgang und die Zeit der zu großem Vermögen 
und Wohlstand gelangenden Theaterdirektoren scheint 
nur mehr der Geschichte anzugehören. Wie steht der 
Architekt dem modernen Theater gegenüber? Wie be 
merkt, ist der Theaterbau ein seltenes Gebiet seiner 
Tätigkeit, eine Schöpfung, die wohl an die wenigsten 
herantritt. 
Wenig Rosen blühen auf diesem Felde wohl schon 
darum, weil der Theaterbau Gegenstand der ver 
schiedensten Meinungen und Ansichten ist, auch wohl 
kaum seine technische und künstlerische Höhe erreicht 
hat. Selbst die in der Kunstform und als Monumental 
bauwerke bedeutsamsten Bauten moderner Sing- und *
	        
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