Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seifco 208. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 24. 
geplant und erbaut wurde. Kein Zweifel, daß die Formen 
und Äußerlichkeiten des Campanile, die im Laufe der 
Jahre meist durch Schäden und Reparaturen die 
Physiognomie des Turmes verändert haben, nicht mit 
rekonstruiert werden dürfen. Man hat das Monument so 
aufzubauen, wie es die ersten Erbauer geplant haben, 
d. h. auf einem Sockel von sechs Stufen stehend, von 
denen ja fünf noch im 17. Jahrhundert sichtbar waren. 
Was die Frage nach dem zu verwendenden Baumaterial 
anbelangt, so ist festzuhalten, daß das neue Campanile 
ein neuer Bau ist, und daß man nur rekonstruieren, nicht 
aber falsifizieren dürfe.“ 
Hausinsehriften. An der Fassade eines Geschäfts 
hauses in Preußen bekommt die Zusammenstellung von 
Hausinschriften von einst und jetzt einen recht komischen 
Anstrich. Auf einem mit bunten Farben bemalten und 
mit Ornamenten geschmückten Spruchbalken steht in 
kunstvoll geschnittener Schrift der alte Gesangbuchvers: 
„Dein Wort sei meine Speise, Bis ich gen Himmel reise“. 
Unmittelbar darunter ist zu lesen: „Mohra, die beste 
Margarine“, was sich deshalb so komisch ausnimmt, weil 
oben von der Speise die Rede ist. 
Ein Maler, der im Dunkeln malt, ist wohl etwas 
neues unter der Sonne und England kann sich jetzt seiner 
in der Person des Herrn H. Keyworth Raine, eines sehr 
begabten jungen Künstlers rühmen, der sich namentlich 
als Porträtmaler schon einen ausgezeichneten Ruf er 
worben hat. Er malt gegenwärtig das Porträt des be 
rühmten Mitgliedes der königlichen Akademie, Herrn 
W. P. Frith, der ihm in seinem eigenen Hause saß. Zu 
seiner großen Überraschung und seinem hellen Erstaunen 
erbat sich aber der junge Maler, daß die Fenster des 
Zimmers, in dem die Sitzungen stattfanden, dicht ver 
hängt würden. Das geschah denn auch und das Zimmer 
war so dunkel, daß man kaum die Umrisse der Ein 
richtung erkennen konnte und vollständig im Dunkeln 
tappte. In dieser „Beleuchtung“ ging nun der junge 
Künstler ans Werk und Herr Frith konnte nach einer 
Stunde kaum seinen Augen trauen, als er nach Entfernung 
der Vorhänge bei dem wieder einströmenden Lichte schon 
eine vorzügliche Skizze seiner selbst auf der Leinwand 
sah. Im ganzen fanden vier Sitzungen statt und in seinem 
eigenen Atelier malte nun Raine im Dunkeln in Anwesen 
heit einiger Besucher weiter und soll auf diese Art in 
der Tat ein ganz hervorragendes Bild geschaffen haben. 
Herr Frith erklärt, die ganze Sache sei ihm unverständ 
lich und darin werden auch andere Leute mit ihm über 
einstimmen. Herr Raine erklärte aber, daß er im Dunkeln 
besser sehe und daß ihn das Bild doppelt soviel Zeit ge 
kostet hätte, wenn er bei Licht gemalt hätte. 
Wegen eines eigenartigen Betruges hatte sich nach 
dem Wiener Fremdenblatt der Agent Adolf Lukescli vor 
dem Landesgericht in Salzburg zu verantworten. Er gab 
sich als Vertreter einer hervorragenden Photographen 
firma aus, die ihre Tätigkeit auch auf die Provinz er 
strecken wolle und die namentlich das Gebiet des künstle 
rischen Porträts pflege. Lukesch erschien mit Vorliebe 
bei älteren Damen, denen er mit überzeugendem Rede 
schwall die Zusicherung gab, sie durch künstlerische 
Retouche mindestens um zehn Jahre jünger zu machen. 
Er ließ sich einen entsprechenden Vorschuß geben, 
machte sofort eine photographische Aufnahme und sagte 
die Einsendung der fertigen Bilder binnen wenigen Tagen 
zu. Die zahlreichen weiblichen Kunden warteten aber 
vergebens auf die Photographien. Einer der zu ver 
jüngenden Damen fiel nun eines Tages die eigentümliche 
Form des photographischen Apparates auf. Sie ging, 
während Lukesch den Kopf unter das schwarze Tuch 
steckte, kurz entschlossen auf ihn zu und machte die 
überraschende Entdeckung, daß der photographische 
Apparat aus einer Ziehharmonika bestehe, auf deren 
Vorderseite ein kleines Perspektiv angebracht war. 
Lukesch, der von der Kunst des Photographierens auch 
nicht das mindeste versteht, hatte diese Ziehharmonika 
bei allen seinen „Aufnahmen“ verwendet. Bei der Ver 
handlung kam er glimpflich davon, weil viele betrogene 
Damen sich dem Strafverfahren nicht anschlossen, um 
nicht zu dem Schaden auch noch den Spott zu haben. 
Das Urteil lautete auf vier Monate Kerker. 
Patentliste 
über in Österreich und in Deutschland angemeldete und 
erteilte Patente, zusammengestellt von Viktor Tischler, 
Ingenieur und Patentanwalt, Wien, VII/2, Siebensterngasse 39. 
Auszüge aus diesen Patentanmeldungen sind erhältlich. 
Gegen die zur Auslegung gelangten Anmeldungen kann 
auf Grund des § 58 des Patentgesetzes innerhalb zwei Mo 
naten, vom Auslegungstage ab gerechnet, Einspruch erhoben 
werden. 
In Österreich ausgelegte Patente: Eisen 
betondecke.« Theodor Kreutz und Gustav Schmied, Wien 
(A. 5938—05). — Decken- und Wandisolierung. Karl 
Panek, Baierdorf (A. 6097—05). — Baustein. Fa. A.-G. 
für pat. Korksteinfabrikation und Korksteinbauten, vor 
mals Kleiner & Bokmayer, Mödling (A. 6297—05). — 
Gitterwerk. Paul Löscher, Vogtland (A. 818—06). — Fahr 
bares Gerüst mit teleskopartig verlängerbaren Säulen. 
Alexander Bruck, Wien (A. 5549—05). — Selbstätig 
wirkende Sandstreuvorrichtung für Strangpressen. H. und 
R. Jezek, Blansko und Anton Vott, Beroun (A. 2211—06). 
— Verfahren zur Herstellung von Kunststeinplatten aus 
Faserstoffen und hydraulischen Bindemitteln. Ludwig 
Lukacs, Budapest (A. 3714—05). — Verfahren zur Her 
stellung von Platten aus Faserstoffen und hydraulischen 
Bindemitteln. Viktor Schmidt, Berlin (A. 3307—06). — 
Trockenpresse. Wilhelm Surmann, Köln und Maschinen 
bauanstalt Humboldt, Kalk (A. 411—06). — Rost für 
mehrtürige Trichterschachtöfen zum Brennen von Kalk 
und dergleichen. Wilhelm Siepen, Horrem (A. 5070—06). 
In Österreich erteilt: Dachdeckung. Jan Ve- 
selsky, Policka (Nr. 27.118). — Feuerschutzanlage für 
Theater. Cölestin Zyblikiewicz, Czernelica (Nr. 27.139). 
— Verfahren zur Hestellung von Zement aus Hochofen 
schlacke. Karl Canaris jun , Duisburg-Hochfeld (Nr. 27.098). 
In Deutschland angemeldet: Verfahren zur 
Herstellung von Eisenbetondecken mit sich kreuzenden 
Eisenbetonrippen und dazwischen eingebetteten Hohl 
körpern. Julius Greve, Breslau (G. 23.055). — Befestigungs 
vorrichtung für Dachfalzplatten. Franz Mietze, Natingen 
(M. 27.955). — Schlitten für Putzschablonen zum Ziehen 
von winkligen Gesimsen. Alfred Beck, Zobten a. Berge 
(B. 808.41). — Aufhängenase an Strangfalzziegel. Arthur 
Kobisch, Zehren (K. 31.141). — Klammer zur Befestigung 
von Dachplatten. Heinrich L. Schwab, Baden (Sch. 24.645). 
— Metallener Dübel zur gegenseitigen Stützung loser 
Fußbodenbretter. Karl Bohnhoff, Freienwalde (B. 40.829). 
— Rollgitter aus parallelen, durch Gelenkstücke mit 
einander verbundenen Querstäben. Johann Schuberth, 
Wien (Sch. 24.744). — Vorrichtung zum Bewässern frisch
	        
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