Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 19. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 165. 
füßigen Ziegel nehmen dann den Estrich auf.“ — Über 
reste, die man an verschiedenen Orten, besonders zu 
Badenweiler entdeckt hat, zeigen die Einrichtungen dieser 
schwebenden Fußböden noch sehr anschaulich. Es ge 
nügte aber nicht, die Heizung bloß unter dem ganzen 
Fußboden hindurchzuführen, auch zwischen den Wänden 
sollte die Hitze zirkulieren. Man errichtete zu diesem 
Zwecke in einem geringen Abstand von der Hauptmauer 
eine zweite dünne Wand von sorgsam verpichten Ziegeln, 
die nach innen Knorren oder Nasen hatten, mit denen 
sie an der Hauptmauer anlagen; oder aber, man bildete 
Wärmeleiter von übereinander gesetzten Tonröhren, in 
denen die Hitze von dem erwärmten Fußboden aufstieg 
und zirkulierte. Ward in solchen erwärmten Mauern 
die Hitze zu heftig, so ließ man durch eine Öffnung in 
der Decke, die mit einer Klappe versehen war, einen 
Teil der Hitze entströmen. 
Für kleinere Räume bediente man sich eines ge 
wöhnlichen Ofens nach unserer Art. Ein solcher Ofen 
hieß Olibanus und man pflegte ihn besonders in die 
Räume zu setzen, welche zum Schweißtreiben bestimmt 
waren. Die allgemeine Art der Heizung der Räume 
scheint die gewesen zu sein, dass man einen Raum in 
der Form eines großen Backofens stark heizte und dann 
sorgsam verschloß. Dieser so geheizte Raum stand 
vermittelst tönerner Röhren in Verbindung mit den Bade 
sälen und anderen Räumen, die erwärmt werden sollten. 
Eine in jeder der Röhren angebrachte Klappe hinderte 
oder beförderte das Einströmen der Wärme nach Be 
lieben. Ein solcher Wärmebehälter hieß Hypocaustum, 
und der davor gelegene Feuerherd: — Praefurnium. 
Solche Hypocauste fanden sich selbst in Privatbädern, 
wie in dem Tuscum des Plinius, welcher nicht nur die 
Badesäle dadurch heizte, sondern auch das eigene Wohn 
zimmer. 
Über dem Heizzimmer befand sich ein Gemach, in 
welchem drei kupferne durch Röhren miteinander ver 
bundene Kessel dergestalt stufenweise übereinander ge 
mauert waren, daß der untere unmittelbar über dem 
Feuer, der zweite über diesem und der dritte über dem 
zweiten stand. So hatte man kochendes, laues und kaltes 
Wasser. Durch besondere mit Hähnen versehene Röhren 
ward das Wasser aus diesen Kesseln in die daneben 
befindlichen Badestuben geführt, der Abgang aber aus 
einem Wasserbehälter sogleich ersetzt. Neben dem Heiz 
zimmer waren auf jeder Seite drei einzelne Zimmer für 
das heiße, laue und kalte Bad. Die Badestuben hatten 
im Fußboden ein gemauertes Becken, in welchem sich 
Sessel befanden. 
Unter den Europäern haben eigentlich nur die Russen 
eigentümliche Badeanstalten, die von allen Volksklassen 
das ganze Jahr hindurch besucht werden. Das russische 
Bad besteht in einem einzigen Saale, aus Holz erbaut; 
in demselben erblickt man einen mächtigen metallenen 
Ofen, mit Flußkieseln bedeckt, welche die Hitze des 
Ofens glühend macht. Rings umher sind breite Bänke 
befindlich. Auf diese legen sich die Badenden. Dicker 
heißer Dunst steigt von den glühenden Steinen auf, auf 
welche Wasser gegossen wird, was man alle 5 Minuten 
wiederholt. Diese Bäder sind so sehr Bedürfnis des 
Volkes, daß man sie auch in Finnland in jedem Dorfe 
findet. 
Bei den Asiaten sind die Bäder ebenfalls in all 
gemeinem Gebrauche. Die Türken sind schon vermöge 
ihrer Religion zu täglichen Abwaschungen verbunden 
und außerdem haben sie auch das trockene Bad der 
Alten. Die Gebäude, deren sie sich dazu bedienen, sind 
aus Stein erbaut und enthalten gewöhnlich mehrere 
Zimmer, deren Fußboden aus Stein besteht. Diese Zimmer 
werden mittels Röhren geheizt, welche durch die Wände 
gehen und die Wärme allenthalben hinleiten. 
J. A. E ... g. 
Lokale Baunotizen. 
Projekt für ein Landhaus. Wir hatten Gelegenheit, 
Einsicht zu nehmen in die Pläne zu einem Landhause, 
das nächstes Jahr in der Nähe unserer Landeshaupt 
stadt zur Erbauung gelangen soll. Da es im Interesse des 
Projektanten sowie des Bauherrn liegt, ihre Namen bis- 
dato nicht zu veröffentlichen, so beschränken wir uns 
bloß einiges von dem Gebäude bekannt zu geben, das 
in bezug auf Form und Ausstattung der Villa des 
Staatsbahn-Oberingenieurs Herrn J. Seitz in Linz ähnlich 
werden soll Das Landhaus wird bestehen aus einem 
Erdgeschoß, einem Obergeschoß und einem ausgebauten 
Dachgeschoß. Das Erdgeschoß wird enthalten die Gesell 
schaftsräume, wo hingegen im Obergeschoß die Schlaf 
räume nebst Ankleideraum und das Kinderzimmer unter 
gebracht werden. Im Dachgeschoß kommen die Räum 
lichkeiten für das Dienstpersonal und einige Fremden 
zimmer zur Anlage. Die Küche und die anderen Wirt 
schaftslokalitäten sind im Kellergeschoß angeordnet. Die 
Anordnung der weiteren Räume ist folgendermaßen 
geplant: Von einer kleinen überdeckten Vorhalle gelangt 
man durch den Eingang in eine geräumige Diele und 
wird letztere so ausgestaltet, daß sie bei Festlichkeiten 
mit hingezogen und benützt werden kann. Um die Diele, 
welche die Mitte des Hauses einnehmen wird, schließen 
sich nach 3 Seiten die Gesellschaftsräume an. Bei der 
Ausstattung soll besondere Sorgfalt auf das Innere ver 
wendet werden, welches mit einfachen Mitteln so be 
haglich und wohnlich wie irgend nur möglich ausge 
stattet wird. Die Eingangshalle erhält eine Wandbe 
kleidung aus blauen und grünen Platten über einen nied 
rigen roten Marmorsockel. Der Fußboden wird ebenfalls 
aus Marmorplatten hergestellt. Die Wände über der 
Wandbekleidung werden mit ornamentaler Malerei einge 
faßt und deren Zwischenfelder weiß gestrichen. Die Decke 
erhält ein kleines Kreuzgewölbe, welches gleichfalls 
schlicht weiß gestrichen wird. Die Diele und das Speise 
zimmer sollen mit grünlich-blauer Eiche getäfelt werden. 
Die Wandflächen der Diele oberhalb der Täfelung er 
halten hell-olivgrüne Farbe. Als Nute wird eine grau 
grüne profilierte Holzleiste, unter der sich ein Fries, als 
Dekoration hinzieht, dienen. Die Wände im Speisezimmer 
sollen oberhalb der Täfelung durch profilierte Holzleisten 
in Felder geteilt werden, welche auch gleichzeitig zum 
Aufhängen der Bilder etc. benützt werden können. Die 
Zwischenfelder erhalten Tapetenverkleidung. Das Holz 
werk in jedem einzelnen Zimmer wird seiner Bestimmung 
gemäß in verschiedenen Farbentönen gehalten sein. Die 
Außenarchitektur wird die deutsche Renaissance re 
präsentieren; das Holzwerk wird hellblau gestrichen, die 
Rinnen und Abfallrohre dagegen dunkelblau. Die Dächer 
werden mit roten Ziegeln eingedeckt. Über die Aus 
stattung der übrigen Lokalitäten im Hause finden derzeit 
noch Beratungen zwischen dem Projektanten und dem 
Bauherrn statt.
	        
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