Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 2. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 13. 
Hirt oder Jäger an Höhlen wänden und Künstlerfelsen zu 
seinem Vergnügen allerlei Dinge der Umwelt aufmalte. 
So fand der reisende Grey Gestalten von Menschen und 
Känguruhs dargestellt, z. B. den Kopf eines Mannes in 
Weiß, mit einer Art Aureole von roten Strichen als Haar 
oder Kopfputz, Augen mit schwarzen Punkten, von gelben 
und roten Linien umgeben. Auch Gestalten mit dunkel 
blauem Haarwuchs und mit gelben Körpern, einen Mann 
mit einem Känguruh auf dem Rücken fand man darge 
stellt. Ein anderer Mann trug einen bis zu den Knien 
reichenden roten Kittel, rote, gelbe und weiße Kreise 
bezeichneten den Schädel. Auch Anfänge der Landschafts 
malerei können wir in einzelnen Zeichnungen auf Baum 
rinden erkennen. Eine gewisse Weiträumigkeit ist hier 
erreicht; Szenen aus dem Leben der Eingeborenen und 
ihre Berührungen mit den Weißen sind mit merkwürdig 
scharfer Beobachtung wiedergegeben. Baumgruppen 
stehen zusammen; allerlei Gevögel durchfliegt die Luft, 
Kasuare zeigen sich in ihrer charakteristischen Stellung, 
von vielen Tieren und Menschen ist die weite Fläche 
belebt und in den einzelnen Bewegungen und Situationen 
gibt sich eine sehr scharfe Erfassung der Bewegungen 
kund. 
Auch die Buschmänner Südafrikas, die doch sonst 
auf einer sehr tiefen Kulturstufe stehen, haben eine große 
angeborene Begabung im Zeichnen. Das beweisen ihre 
Felsenzeichnungen und Malereien, von denen z. B. ein 
Gemälde in einer Höhle bei Hermon ist, in dem höchst 
naturgetreu ein aktuelles Ereignis dargestellt wird. Busch 
männer, kleine geschmeidige Kerlchen, haben den Kaffern 
Rinderherden fortgetrieben, die nun in langen Sätzen 
mit Speer und Schild sie verfolgen. Vorzüglich sind die 
momentanen Laufbewegungen der Menschen und Tiere, 
beobachtet; auch an Farben haben die Buschmänner 
eine gewisse Auswahl. Ein lebhaftes Rot, ein Ocker 
braun, Gelb, Schwarz, Grün. Anderseits haben die Tschuck- 
tschen im Nordosten Sibiriens eine bedeutende Fähigkeit 
und Geschicklichkeit, alle möglichen Tiere in Horn und 
Knochen nachzuschnitzen und die deutlichen Anfänge 
einer plastischen Kunst sind bei ihnen erkennbar. Sie 
vermögen, wenn auch noch unbehilflich, die Stellung 
eines Renntieres, eines Hundes festzuhalten, ja in rohen 
Umrissen eine Gruppe, wie z. B. Mutter und Kind, aus 
einem Holzklotz herauszuarbeiten. 
Melila schließt aus der Gegenüberstellung dieser VöL 
kergruppen, daß eine malerische Begabung nur in einem 
Lande gedeihen kann, das eine gewusse Vegetation be 
sitzt, in dem das Sonnenlicht sich farbig auf Blättern 
und Blumen, auf Wiesen und Feldern malt. Aus dem 
Grün des Waldes, aus den weichen Formen der Bäume 
und der Schönheit der Pflanzen zieht das malerische 
Empfinden die starken Wurzeln seiner Kraft. In Gegenden 
aber, in denen, wie z. B. im Norden Amerikas, fast gar 
keine Pflanzen gedeihen, wendet sich der Blick der Ein 
geborenen den plastischen Formen zu, die in harten Kon 
turen aus der farblosen Gegend heraustreten und sich 
räumlich klar in der hellen Luft abheben; er sieht gleich 
sam die reine Form im Raum, nicht von Farben umhüllt 
oder in Licht aufgelöst. Darum sind die Bewohner solcher 
Gegenden plastisch begabt; ihre ganze Anschauung der 
Welt ist eine lineare und körperliche, unter dem grellen 
Strahl der Sonne springen die einzelnen Formationen 
reliefartig heraus, das Unbewegliche, fast erstarrte der 
Landschaft läßt die Gebärden groß und monumental er 
scheinen, führt zu einer gelassenen Ruhe in der Dar 
stellung. Anderseits erregen die Tiere, die in der toten 
Natur das einzige Leben hervorbringen, das regste In 
teresse. „Leipziger Maler-Zeitung! 1 
Lokale Baunotizen. 
Neujahrsbetraclitungen. Das neue Jahr 1906 beginnt 
für das Baufach mit wenig tröstlichen Aussichten, denn 
in den Baukanzleien geht es bis jetzt noch recht stille 
her, während in den letztvergangenen Jahren um diese 
Zeit schon jede Baufirma zwei bis drei bedeutendere 
Bauausführungen zum Abschluß brachte und die Bau 
gewerbetreibenden mit Aufträgen versehen konnte. Bis 
jetzt ist dies nur in geringem Maße der Fall und da 
auch nur zu Übernahmspreisen, die einen bürgerlichen 
Gewinn nahezu gänzlich ausschließen. Und woher kommt 
dieses gedrückte Verhältnis ? Soli denn das Privatkapital 
allein das ganze Baufach erhalten, sollte denn nicht 
die Regierung auch eingreifen und der Bauindustrie durch 
die Errichtung mehrerer noch nötiger öffentlicher Bau 
werke Nahrung geben, um die Vernichtung vieler 
steuerzahlender Bürger hintanzuhalten? Nur von dieser 
Seite ist eine Hoffnung zum Besseren zu erwarten und 
dürfte die Zeit nicht mehr ferne sein, wo dies mit Nachdruck 
gefordert werden wird. Eine fernere Gesundung der Bau 
verhältnisse ließe sich auch erwarten, wenn die Bau 
behörden in Zukunft den unsoliden Geschäftsbetrieb 
der leider seit einigen Jahren wie in allen größeren 
Städten auch bei uns schädigend zutage tritt, kräftig 
entgegen steuern würde. Die Bautechnik, sagen wir es 
kurz heraus, hält in letzterer Zeit nicht mehr gleichen 
Schritt mit der in vergangenen Jahren. — Es soll im 
Jahre 1906 unsere Hauptaufgabe sein, für eine rege 
Bautätigkeit zu wirken, aber auch unsolides Gebaren 
im Geschäftsleben schonungslos vor die Öffentlichkeit 
zu bringen. Kornhoff er. 
Vergebung der Arbeiten und Lieferungen für den 
städtischen Haushalt. In der Sitzung des Gemeinderates 
vom 10. Jänner 1906 wurden die Arbeiten und Liefe 
rungen folgenden Bewerbern übertragen: Baumeister 
arbeiten Herrn Josef Simon, Binderarbeiten Herrn Georg 
Ramer, Buchbinderarbeiten Herrn Heinrich Bitzan, In 
standhaltung elektrischer Schwachstromleitungen Peters 
& Rothmeyers Nachfolger, Bürstenbinderarbeiten Eduard 
Wanecks Witwe, Glaserarbeiten Michael Richter, Gas- 
und Wasserleitungsinstallationen Philipp Gräfners Witwe, 
Hafnerarbeiten Alexander Pum, Maler- und Anstreicher 
arbeiten Karl Schneider, Schmiedearbeiten Josef Czerny, 
Schlosserarbeiten Josef Zapatotzky, Spenglerarbeiten 
Paul Papinsky, Steinmetzarbeiten Alexander Steller, 
Tischlerarbeiten Josef Haslinger, Tapeziererarbeiten 
Stefan Anzinger, Wagnerarbeiten Georg Bruckmüller, 
Zimmermannsarbeiten und Bauholzlieferung Jul. Hubei-, 
Lieferung von Eisenwaren Firma S. Ehrentletzberger, 
von Ölfarben und Firnisse M. Deixler, von Schreib- und 
Zeichenrequisiten K. Becker, von Portlandzement R. Wild 
moser (vorbehaltlich die Vergebung von ganzen Waggon 
ladungen), Lieferung von Petroleum J. Maurhard, Grab 
arbeiten für die Wasserleitung und Regiepflasterung Frau 
Marie Ammer; die Beistellung der Fiakerfuhrwerke ist 
gemäß dem Gemeinderatsbeschlusse vom 21. Dezember 1898 
den Fuhrwerksbesitzern abwechselnd zu übertragen. 
Nach Bekanntgabe der Vorschläge beklagte sich Ge- 
meinderat Eckl, daß der Akt bezüglich der Pflaster 
arbeiten ihm als Referenten des Straßenwesens nicht
	        
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