Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 146. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 17. 
sollen, seien es andere unterirdische Räume, wie z. B. 
Ställe, Futterkammern, Maschinenräume etc. in Berg 
werksanlagen, die gegen unter Druck stehendes Wasser 
abgedichtet werden sollen oder seien es endlich Kanäle, 
Brunnen, Kläranlagen, Hafenbauten u. dgl., bei denen 
das Austreten oder Eindringen von Wasser oder anderen 
Flüssigkeiten und das allmähliche Unterspülen der Wan 
dungen verhindert werden soll. Bei allen solchen Bauten 
hat die Erfahrung gezeigt, daß die aus Zement resp. 
Beton gebildeten Abschlußschichten auf die Dauer der 
Einwirkung des Wassers keinen Widerstand zu bieten 
vermögen und daß z. B. bei Kellerräumen die Feuchtig 
keit wieder in geringerem oder größerem Maße den 
Verputz durchdringt. Man ist daher stets darauf bedacht 
gewesen, den zur Herstellung von Wand- und Bodenbe 
kleidungen u. s. w. verwendeten Mörtel zu verbessern 
und ihn in jeder Beziehung zur Erreichung dauernder 
Haltbarkeit und Undurchlässigkeit tauglich zu machen 
und es sind auch bereits mehrere, teilweise patentierte 
Verfahren darüber bekannt geworden. Als eines der 
neueren von diesen scheint sich am besten, wie durch 
zahlreiche Anwendungen und Versuche bereits erprobt 
worden ist, das durch D. R.-P. Nr. 141.621 geschützte 
Verfahren zu bewähren, welches auf der bekannten Tat 
sache beruht, daß Zementmörtel durch den Zusatz ge 
wisser Chemikalien, namentlich von Chlornatrium oder 
Alkalikarbonat die Eigenschaft erhält, schnell zu erstarren 
und abzubinden. Das in Rede stehende Verfahren be 
steht im allgemeinen darin, daß man ein trockenes Ge 
misch von zwei bis drei Teilen Zement und einem Teil 
fein gesiebten Sand zubereitet und dieses mit einer 
wässerigen Lösung von Pottasche und Chlornatrium zu 
einer dickbreiigen Masse anrührt. Die wässerige Lösung 
wird erhalten, indem man das Wasser auf 30° C erwärmt 
und pro Liter Wasser etwa 50 g Pottasche und 15 bis 
20 g Chlornatrium zusetzt. Wenn dies Verfahren auf den 
ersten Blick auch etwas umständlich erscheinen wird, 
so ist es doch sehr einfach und seine Anwendung bietet 
nicht die geringste Schwierigkeit, da ein Ofchen zur 
Erwärmung des Wassers, wie es z. B. die Asphaltarbeiter 
benutzen, leicht mitzuführen ist und die Flüssigkeit 
darin stets in größerer Menge bereit gehalten werden 
kann. Da der Mörtel nach kaum einer Minute Zeit er 
starrt und damit für weitere Benutzung untauglich ist, 
so darf man allerdings stets nur so viel von der Masse 
anrühren, als man direkt verbrauchen kann: der Arbeiter 
wird aber sehr schnell die richtige Anwendung erlernt 
haben. Für Wandbekleidungen, wie z. B. in Kellerräumen 
genügt es, die Masse in der Stärke von 1 cm aufzutragen; 
soll die Wand nachträglich mit Olfarben-Anstrich ver 
sehen werden, so ist es vorteilhaft, dem trockenen 
Zementgemisch einen geringen Zusatz von Holzkohlen 
pulver zu geben. Der weitaus größte Vorteil, den dies 
Verfahren bietet, ist der, daß man mit diesem Mörtel 
nicht nur für Feuchtigkeit undurchlässige Wandbeklei 
dungen hersteilen, sondern auchfin größerer Menge, z. B. 
strahlförmig unter Druck aus größeren Öffnungen aus 
strömendes Wasser fast sofort abschließen kann, indem 
man den Spalt oder das Loch durch einen starken 
Mörtelpfropfen verstopft. Es ist dies bereits unter den 
schwierigsten Verhältnissen mit durchschlagendem Er 
folge bei der unterirdischen Maschinenstube einer Berg 
werksanlage ausgeführt worden, wmbei die Trockenlegung 
des Raumes gegen unter sechs Atmosphären Druck ein- 
stromendes Wasser vollständig gelang. Die in diesem 
I Raume im Gestein befindlichen Öffnungen wurden dabei 
' vom Rande her gegen die Mitte hin durch Aufträgen 
des Mörtels nach und nach verkleinert und das zuletzt 
in der Mitte übrig bleibende Loch durch einen Mörtel 
pfropfen verschlossen. Hiebei muß beachtet werden, daß 
der Mörtel mittelst einer Palette aufgetragen und durch 
Andrücken der letzteren gegen die Öffnung solange, 
festgehalten wird, bis die Erstarrung erfolgt ist. Bei 
Ziegelmauerwerk wird die Verbindung des Mörtels mit 
den Steinen eine derart fest-zähe, daß bei Versuchen, 
den Verputz zu entfernen, große Stücke aus den Steinen 
mit losgerissen wurden. Hervorzuheben ist schließlich 
noch, daß die Kosten des Verfahrens die bisherigen nur 
wenig übersteigen, daß aber trotzdem mit Rücksicht auf 
den Erfolg, der nachträgliche, fortwährende Reparaturen 
ausschließt, das neue Verfahren als wohlfeiler erachtet 
werden kann. „Süddeutsche Bauzeitung“. 
Anregung zur Übung kirchlicher Kunst 
im Hause. 
Folgende Zeilen erhalten wir von einem Professor 
der Zeichenkunst zur Aufnahme in unser Blatt: 
Bei einer Umschau in den mannigfaltigen Erzeug 
nissen, welche als Früchte weiblicher Kunstübung in 
unseren Familien zutage gefördert werden, muß dem 
ernsteren Kunstfreund in den meisten Fällen sich die 
betrübende Wahrnehmung aufdrängen, daß eine Fülle 
von Kraft und Zeit an wertlosen Bestrebungen vergeudet 
wird, die unter anderer Leitung zu den erfreulichsten 
Ergebnissen führen könnte. 
Alle die unzähligen Zeichnungen nach schlechten 
französischen und Berliner Lithographien, die Blumen 
malereien auf Kästchen, Kistohen, Mappen etc., die un 
vermeidlichen Ruhekissen, die den Zweck zu haben 
scheinen, das Sitzen auf den Sofas möglichst unbequem 
zu machen, erfordern eine künstlerische Tätigkeit, ohne 
für die' Kunst und ihren segensreichen Einfluß irgend 
welchen Raum zu gewähren. 
Wir möchten deshalb allen Vätern und Müttern, den 
Zeichenlehrern und -Lehrerinnen, welche den guten 
Willen haben, die Kunst wahrhaft zu fördern, die Bitte 
ans Herz legen, ihren lieben Töchtern für die Aus 
bildung des künstlerischen Talentes ein Gebiet zuzu 
weisen, dessen innerer Kern für die Bildung des Auges 
und der Hand, wie für die praktische Verwertung die 
beste Bürgschaft bietet: die Ornamentik der christlichen 
Kunst! Zahlreiche Werke in einfacher und reicher Aus 
führung haben in den letzten Jahrzehnten für dieses 
Gebiet eine Fülle von Mustern veröffentlicht, die allen 
Bedürfnissen reiche Befriedigung bietet. 
Von dem einfach-geschmackvollen Linienspiel des 
romanischen Bandornaments bis zu den reichen Aus 
schmückungen der spätgotischen Manuskripte findet 
sich eine Auswahl von Motiven, die für alle Zweige 
weiblicher Kunstübung oder Handarbeit doch ganz andere 
Vorlagen gewähren kann, als die geschmacklosen Tages 
erzeugnisse, an denen so viel Mühe nutzlos verwendet 
wird. 
Wenn unsere jungen Damen, denen eine ernstere 
Neigung zur Kunst innewohnt, darin wetteifern werden, 
Kissen und Teppiche zum kirchlichen Gebrauch nach 
guten Mustern auszuführen, die breiten Papierränder 
einer schönen Altarbibel mit geschmackvollen Randleisten
	        
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