Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 128. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 15. 
derZeit von zwei Monaten an einen andern Ort gestellt 
werden kann, ohne Schaden zu leiden, falls es der Aus 
dehnung der Stadt hinderlich im Wege stehen sollte, 
wie dies voraussichtlich geschehen wird. Die eigentüm 
lichen Verhältnisse der Kolonien haben diese mobilen 
Häuser ins Leben gerufen, die Bevölkerung auf dem 
flachen Lande ist eine so bewegliche wie der Sand am 
Meeresstrande. Wird ein neues Goldfeld oder eine fette 
Grasebene entdeckt, so eilt alles dahin, um es auszu 
beuten; den Mineurs und Schatzgräbern folgt jener Troß 
von Menschen, welche von der Arbeit anderer Nutzen 
ziehen, wie Gastwirte, Kaufleute etc., alle diese nehmen 
ihre Familien mit, denn jedes Paar Hände ist Geldes 
wert; an Ort und Stelle angelangt, haben sie selten Zeit, 
Häuser zu bauen, würden auch keine Arbeiter, geschweige 
denn Maurer und Zimmerleute dazu finden. Sie müssen 
also unter Zelten leben und somit sich allen schädlichen 
Einflüßen der Witterung aussetzen, Mit den mobilen 
Häusern ist allen diesen Übelständen abgeholfen. Wird 
aus der temporären Ansiedlung eine permanente, so ver 
schwinden diese Häuser von selbst und machen gebauten 
Wohnstätten Platz, was ohnehin nur dann geschehen kann 
wenn sich an dem Orte die Verhältnisse des Grund 
besitzes geklärt haben, wozu oft zwei bis drei Jahre er 
forderlich sind. Dennoch gibt es selbst in vielen per 
manenten Ansiedlungen viele solche mobile Häuser, be 
sonders an solchen Orten, wo die Arbeitskräfte für Her 
stellung fester Häuser mangeln. Aber auch im alten 
Europa haben die mobilen Häuser bereits angefangen, 
sich geltend zu machen. 
So ist es in England neuerer Zeit vorgekommen, 
daß sich einzelne Landbesitzer solche Häuser angeschafft 
haben, und zwar infolge der öfters eingetretenen all 
gemeinen Maurer- und Zimmerleutestreiks und der 
hiedurch eingetretenen bedeutenden Verteuerung der 
betreffenden Arbeit. Einer dieser Besitzer hat sich sogar 
sein Haus in Norwegen bestellt, wo er selbes um den 
halben Preis erwarb, als es in England möglich war. 
Dieses Haus ist ein sogenanntes norwegisches Haus, 
ganz aus Holz gebaut, jedoch nicht aus Riegelwänden, 
sondern aus dicht aneinander senkrecht gestellten acht 
zölligen Pfosten mit diagonaler Bretterverschalung; im 
Innern sind die Wände mit Stukko belegt. Wie die 
„Times“ erklärt, ist dieses Haus eben so fest und 
komfortabel wie irgend ein englisches Landhaus und 
kostet bedeutend weniger als ein solches. In Norwegen 
und Schweden sind diese Häuser auf dem Lande sehr 
verbreitet und bewähren sich ausgezeichnet. 
Bei Eisenbahn- und Flußbauten in dünnbevölkerten 
Ländern sind die mobilen Häuser von bedeutendem 
Nutzen schon dadurch, daß die Arbeiter stets an dem 
Orte der Arbeit konzentriert bleiben und ihnen das zeit 
raubende Hin- und Hergehen vom Arbeitsplätze bis zum 
nächsten Dorfe erspart wird. Selbst in der Hauptstadt 
könnten diese mobilen Häuser für die importierten 
fremden Arbeiter, besonders bei den großen auf be 
deutendere Distanzen sich erstreckenden Bauten mit 
Vorteil angewendet werden. Es dürfte wohl der Ein wand 
gemacht werden, daß temporäre Bauten aus Riegel 
wänden ebenso dem Zweck entsprechen; wir sind 
jedoch entschieden anderer Ansicht. Häuser aus Riegel 
wänden mit Ziegelfüllung sind kaum mehr mobile Bauten 
zu nennen, da bei der Weiterschaffung derselben sehr 
viel Material derart beschädigt wird, daß es unbrauchbar 
wird, sie kosten zu viel und erfordern zu ihrer Her 
stellung viel Zeit und geübte Maurer und Zimmerleute, 
während die hölzernen oder eisernen mobilen Häuser 
bloß zusammengeschraubt werden, was sehr schnell ge 
schieht und so einfach ist, daß es der ungeübteste Tag 
löhner unter der Anleitung eines einzigen geübten 
Poliers bewerkstelligen kann. A. B. 
Rembrandt zu seinem 300. Geburtstage. 
Die „Maler-Zeitung“ in Leipzig bringt anläßlich des 
300. Geburtstages des großen Malkünstlers nachstehende 
kurze Biographie, die auch für unseren kunstverständigen 
Leser von Interesse sein dürfte. Das genannte Blatt 
schreibt: 
Harmensz Rembrandt ist also nach der jetzt allge 
meinen Annahme geboren am 15. Juli 1606 zu Leyden 
in Holland, als der Sohn eines 1 Müllers, namens Härmen 
Gerritsz. Die Mühle Gerritsz’ lag am Rijn, einem Arme 
des Rheines, deswegen nannte man den Müller Gerritsz 
van Rijn oder wie man auf gut deutsch sagen würde den 
Rijnmüller. 
Diese lokale Bezeichnung pflanzte sich auf den Sohn 
des Rijnmüllers fort und so hat Rembrandt heute noch 
den Beinamen van Rijn. 
Seinen ersten Unterricht im Malen empfing er von 
dem Maler J. van Swanenburg, später war er ein Schüler 
Lastmans in Amsterdam. Wohl war er nur kurze Zeit 
in der Schule dieses Meisters, doch war dessen Einfluß 
auf den jungen Rembrandt sehr groß und dieser Einfluß 
ist insbesondere in seinen Erstlingswerken unverkennbar. 
Das erste bekannte Bild von ihm war ein Gemälde: Paulus 
im Gefängnis, welches im Jahre 1627 entstand, also von 
dem erst 21jährigen Rembrandt. Gerade dieses-Bild, zeigt" 
noch die Einwirkung der Lastmanschen Schule auf den 
jungen Künstler. Rembrandt war dann längere Zeit in 
Leyden selbständig tätig, ging jedoch wieder nach 
Amsterdam, wo er bald zu solcher Berühmtheit gelangte? 
daß er mit Aufträgen geradezu überhäuft wurde. Hier 
verheiratete sich Rembrandt mit der Saskia van Uylen- 
burgh, die wegen ihrer Schönheit einen großen Zauber 
auf den Meister ausgeübt hatte. In seiner jungen Ehe 
entfaltete Rembrandt eine außerordentliche Schaffenskraft, 
seine Bilder wurden gut bezahlt und er hatte eine be 
sondere Lust am Sammeln von Bildern und Kunstgegen 
ständen. Seine Gemahlin starb bereits im Jahre 1642. 
Nach deren Tode gelangte Rembrandt zeitweise in be 
drängte Vermögens Verhältnisse. Er mußte sogar seine 
wertvollen Sammlungen um den billigen Preis von 5000 
Gulden verschleudern. Er lebte dann ein Zeitlang ganz 
still in der Zurückgezogenheit und ging später mit 
Katharina van Wyk eine zweite Ehe ein. Er starb am 
8. Oktober 1669 und hinterließ zwei Söhne. 
Rembrandt ist einer der originellsten Künstler. Ohne 
wissenschaftliche Vorbildung, ohne große Anleitung, ohne 
Anschauung großer Meisterwerke erreichte er eine außer 
ordentliche Höhe. Seine Stoffe waren meist biblische 
Darstellungen aus dem alten und neuen Testamente, 
selten mythologische oder reine Bildnisdarstellungen. 
Seine Werke sind von außerordentlicher Kraft, Tiefe und 
Intimität seiner Beobachtung — der äußeren Erscheinung 
sowie des psychologischen Inhaltes. Sie sind kaum wieder 
von einem Künstler erreicht worden. Die geniale Be 
herrschung der malerischen Darstellungsmittel ließ ihn 
für die Reichtümer seiner Phantasie die künstlerische
	        
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