Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 104. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 12. 
rungen entsprochen hat und anstatt körniger Sand, 
eine mehr mehlartige Erdmasse verwendet 
worden ist. Auch stellt sich heraus, daß das Ufer’sche 
Stallgebäude nicht einmal das vorgeschriebene „Funda 
ment“ hatte. 
Das „Mauerwerk“, dessen Hohlraum mit Erde aus 
gefüllt war, sollte den Brandgiebel darstellen, war aber 
kaum einen Stein tief in das weiche, aus Ton bestehende 
Erdreich gelegt. Die Lüttich’sche Mauer ging dagegen 
etwa einen Spatenstich tiefer. Das unter Dach gebrachte 
Lüttich’sche Gebäude drückte nun derart auf den erst 
halbfertigen Teil des UfePschen Stalles, daß die Mauer 
aus wich, wodurch der Zusammensturz erfolgte. Gegen 
beide Bauunternehmer wurde das gerichtliche Verfahren 
eingeleitet. 
Über diesen Bauunfall bringt die „Baugewerks- 
Zeitung“ in Berlin einen Bericht der Bauinnung in der 
Stadt Halle an der Saale, welcher lautet: „Das obige 
Unglück lag weder in den Händen eines Maurer 
meisters noch eines Zimmermeisters. Mit diesen 
Titeln wird denn auch in der Presse vielfach arge Ver 
wechslung getrieben und dürfte es endlich an der Zeit 
sein, daß diese durch die Einführung des Befähi 
gungs-Nachweises für das Baugewerbe gebührend 
geschützt werden. Durch die Mittteilung, daß das Un 
glück durch einen Maurermeister und einen Zimmer 
meister verschuldet sei, wird in den Laienkreisen natur 
gemäß der irrtümliche Glaube erweckt, daß unser Stand 
nicht einmal die Kenntnis der einfachsten bautechnischen 
Maßnahmen beherrscht und deshalb geeignet ist, uns in 
den Augen des bauenden Publikums in entstellender 
Weise herabzusetzen. Der angebliche Herr Ufer ist nicht 
Maurermeister, sondern einfacher Maurer und 
der Ziegeleibesitzer Lüttich ist auch nicht Zimmmer- 
m eist er, sondern nur einfacher Zimmer mann. Es 
handelt sich bei diesem Bauunglück also nur um Leute, 
die in keiner Weise eine bautechnische Ausbildung be 
sitzen und unter dem Deckmantel der Bezeichnung als 
„Bauunternehmer“ das Baugewerbe in fachlicher Weise 
diskreditieren.“ d. r. 
Anweisung zur Bereitung eines guten 
Zementmörtels. 
(Von einem Bautechniker.) 
Um guten Zementmörtel zu bereiten, empfiehlt ein 
Bautechniker folgendes: 
1. Die Bereitung des Zementmörtels hat mit größter 
Sorgfalt zu geschehen, da das Gelingen einer Zement 
arbeit wesentlich von der Geschicklichkeit des Maurers 
abhängt. Bei unrichtiger Behandlung wird auch das beste 
Zementmaterial seine Dienste versagen. 
2. Der Zement kann teils ohne andere Beimischung 
für sich allein, teils mit Sand oder Sand und Schotter 
vermengt als Mörtel und Beton, ferner als Zusatz zum 
gewöhnlichen Kalkmörtel sowohl zum vorzüglichen 
Mauer-Verputz, als auch im Fundament und aufgehenden 
Mauerwerk, besonders bei Regenwetter zum Kurzmachen 
des Malters, verwendet werden. 
3. Das Anmachen des Zement-Mörtels hat in stets 
gut gereinigten, geräumigen Gefäßen zu geschehen, worin 
nie mehr auf einmal angemacht werden darf, als noch 
vor dessen Erhärtung verarbeitet werden kann. Alte, er 
härtete Krusten aus den Mörteltrögen etc., wie auch Reste 
von schon älterem und erhärtetem Zemente dürfen der 
neuen Mischung nicht mehr zugesetzt werden. 
Das Verfahren bei Bereitung des Mörtels ist folgendes: 
a) Bei Anwendung von reinem Zemente soll auf ein 
Maßteil Zementmehl höchstens U/2 bis 3 / 4 Maßteil Wasser 
angenommen werden. 
Weil aber dessen Erhärtung schnell erfolgt, so sind 
nur kleinere Quantitäten auf einmal anzumachen, abzu 
binden und noch vor ihrem Festwerden zu verarbeiten. 
b) Bei Fundamentierungen, aufgehenden Mauerungen 
und Verputzarbeiten wird Zementmörtel meist mit Sand 
vermengt angewendet und muß darauf gesehen werden, 
daß der Zement stets mit der erforderlichen gereinigten 
Sandquantität trocken gut vermengt und dann erst nach 
und nach unter beständigem Umrühren das Wasser zu 
gesetzt wird, so daß die Konsistenz eines dicken Breies 
entsteht, . welcher von der blanken Maurerkelle ab- 
rutschen muß. 
Die Güte des Zementmörtels hängt wesentlich von 
dem tüchtigen Durcharbeiten der Masse ab; je besser dies 
ausgeführt wird, um so besser werden schließlich die 
einzelnen Sandkörner von der Zementmasse umhüllt und 
verkittet. 
Die Qualität des Sandes ist auch von wesentlichem 
Einfluß für das gute Gelingen der Zementarbeiten und 
kann in dieser Beziehung nicht genug betont werden, 
daß nur ein reiner, scharfkantiger, erd- und tonfreier 
Sand dazu verwendet werden soll; wo kein scharfkantiger 
Quarzsand zu finden ist und man sich mit abgerolltem 
Sand behelfen muß, soll derselbe ja möglichst rein und 
von seinen erdigen wie tonigen Beimengungen durch 
Waschen befreit werden, denn je schärfer und reiner der 
Sand ist, desto besser gelingt die Arbeit. 
L Die Beschaffenheit des Wassers ist als nicht minder, 
wichtig auch wohl zu beachten; trübes und schlammiges 
Wasser oder solches, welches viel Salze. aufgelöst ent 
hält, soll nicht angewendet werden. 
Beim Anmachen des Zements empfehlen wir als be 
währt gutes Mischungsverhältnis: 
a) Bei Fundament und aufgehendem Mauerwerk, 
wie auch bei Verputzarbeiten: 1 Maßteil Zementmehl mit 
1 */ 4 Maßteil scharfkantigem Sand gut zuerst trocken zu 
mischen und dann nach und nach 3 /4 Maßteil Wasser 
zuzusetzen, gut durchzuarbeiten und rasch zu verarbeiten, 
wobei die zu verwendenden Mauersteine, Ziegel oder 
Verputzfugen stets malter-, schmutz- und staubfrei, wie 
auch gut angenäßt sein müssen; ebenso unerläßlich ist 
das durch mehrere Tage zu wiederholende Annässen der 
ausgeführten Zementarbeiten. 
b) Bei Betonierungen von Kellern, Reservoirs etc. soll 
1 Maßteil Zement mit 1 Maßteil Sand von obiger Quali 
tät, dann 1 bis 2 Maßteil klaren (durch Waschen in durch 
brochenen Schiebkarren von Staub, Erde etc. gereinigten) 
Schotter von Bohnen- bis Nußgröße trocken gut ver 
mengt und hierauf mit der nötigen Wassermenge durch 
gearbeitet werden. 
Dieser Mörtel ist in Partien rasch zu verarbeiten 
und mittels Stampfen zusammen zu drücken und zu 
ebnen. 
Erstreckt sich die Sorgfalt des Arbeiters auf alle an 
geführten Punkte, als: gute, richtige Zubereitung des 
Mörtels, schnelles Verarbeiten desselben, richtiges Annässen 
des Baumaterials und der fertigen Arbeit, so werden die 
befriedigendsten Erfolge nicht ausbleiben. 
G. B n.
	        
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