Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Seite 70. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 8. 
Schöpfungen von monumentalem Gepräge, in einzelnen 
Kirchenbauten, in den hohen fremdartigen Friedhofkreuzen 
und Kirchengeräten wieder zu begegnen. 
Es fehlt dem Südslaven nicht an Fähigkeiten, Talent 
und rascher Auffassungskraft, wohl aber an Ausdauer 
und nachhaltigem Fleiße. Erringt der Serbe sich die 
letzteren, so werden die so scheel angesehenen fremden 
Arbeiter überflüssig werden und die großen Summen 
dem Lande erhalten bleiben, welche sie alljährlich hin¬ 
wegtragen. 
Das hier Gesagte gilt natürlich bloß von Bau- und 
einfachen Handgewerben. Die höhere Industrie, die An¬ 
legung von Fabriken, die Ausbeutung der Naturschätze 
in Berg und Wald wird wohl für lange Zeit nur durch 
fremdes Kapital und ausländische Intelligenz möglich 
werden. Diese herbeizuziehen liegt in dem wohlver¬ 
standenen Interesse des jungen Staates und einzelne mi߬ 
glückte Versuche sollten denselben nicht abschrecken, 
sondern nur zu größerer Vorsicht mahnen. 
Gehen wir zu einem konkreten Falle über, so er¬ 
scheint es dem Fremden nahezu unglaublich, daß das 
waldbedeckte Serbien noch heute einen großen Teil 
der einfachsten hölzernen Hausgeräte aus Österreich und 
sogar bedeutende Quantitäten Bau- und Brennholz aus 
dem benachbarten Bosnien bezieht. 
Das letztere befremdet umsomehr, denn die Terrain- 
und Vegetationsverhältnisse beider Länder sind die 
gleichen. Serbiens Gebirge sind die Fortsetzung der bos¬ 
nischen, nur durch die tiefe Rinne der Drina voneinander 
geschieden. Die ganze Erhebungskette längs dem serbischen 
Ufer dieses Flusses, vom hohen Gucevo bei Loznica bis 
südlich zum Einflüsse des Lims, ist Tagereisen weit von 
den herrlichsten Eichen-. Buchen- und Birkenwaldungen 
bestanden. 
Namentlich sind es die Forste in der Umgebung 
Uzicas, welche zur Gründung rationeller Holzschläge ein- 
laden. Die Teuerung der einheimischen Arbeitskräfte 
ließe sich durch fremde Arbeiterkolonien besiegen, die 
stets wasserreiche Drina und Save bieten die natür¬ 
lichsten Beförderungsstraßen. So könnte nicht nur Bel¬ 
grad mit wohlfeilerem Bauholze versehen werden, sondern 
dieses auch zu einem schwungvollen Ausfuhrartikel in die 
angrenzenden Donauländer sich gestalten. D. K. 
Die Müllbeseitigung in amerikanischen 
Städten. 
Bei uns bereitet bekanntlich die Fortschaffung, be¬ 
ziehungsweise die Verwertung oder Beseitigung des 
Mülls ganz außerordentliche Schwierigkeiten. Die meisten 
Städte, wie wir dem Fachblatte „Der Fuhrhalter“ ent¬ 
nehmen, sind zufrieden, wenn sie irgendwo einen ent¬ 
legenen Ort zur Verfügung haben, auf dem sie die Ab¬ 
fälle ablagern und allmählich zu Erde verrotten lassen 
können. Es braucht in dieser Beziehung nur an einen 
Berliner Plan erinnert zu werden, demzufolge alle Müll¬ 
abfälle in der Nähe der Stadt zu einem riesigen Scher¬ 
benberg aufgetürmt werden sollten, der dann später, auf¬ 
geforstet, einen Stadtwald und Ausflugspunkt abgeben 
sollte. In anderer Art hat man das Problem auf dem 
Wege der Müllverbrennung zu lösen versucht, indem 
man unklugerweise ein Hausmüll, das über 90°/0 reine 
Ofenasche enthielt, zu verbrennen versuchte. Begreiflicher¬ 
weise war der Effekt ein außerordentlich mangelhafter* 
Es wurde zwar ein Ofen nach dem anderen konstruiert* 
aber keiner konnte die unmögliche Aufgabe lösen, ver¬ 
brannte Kohle, das heißt Asche noch einmal zu ver¬ 
brennen. Es wurde stets ein Kohlenzusatz notwendig, 
welcher eben hinreichen mußte, um die wasserhaltigen 
verbrennbaren Abfallstoffe, also Fleisch- und Gemüse¬ 
reste, zu verbrennen und die ganze Aschenmenge bei 
dieser Gelegenheit nochmals auf Rotglut zu erhitzen. 
In Deutschland traten daher andere Systeme auf, bei 
welchen nicht eine Vernichtung der ganzen Müllmenge, 
sondern vielmehr eine Trennung in brennbare und un¬ 
verbrennliche Bestandteile bewirkt wurde. Die reine 
Ofenasche konnte man alsdann unbedenklich für Boden¬ 
aufschüttungen oder auch als Füllstoff in Bauten 
benutzen, während die organischen Substanzen ohne 
Kohlenzusatz verbrannt oder aber auch verwertet werden 
konnten. Ein derartiges System ist beispielsweise das 
System Bauer, welches auf der Dresdner Städteaus¬ 
stellung berechtigtes Aufsehen erregte. Ungleich 
radikaler als Europa ist Amerika vorgegangen. Was in 
Deutschland trotz aller Polizeivorschriften nicht zu er¬ 
reichen war, nämlich die grundsätzliche Trennung der 
Ofenasche, der Küchenabfälle und des eigentlichen 
Kehrichts bereits in den Einzelwohnungen, das ist dort 
in allen größeren Städten durchgeführt. Diese Dinge 
werden im einzelnen Haushalt nicht mehr vermengt 
und brauchen daher auch nicht wieder getrennt zu 
werden. Die amerikanischen Erfinder brauchen also in 
Sachen Müllverwertung ihr Genie nicht auf so unfrucht¬ 
bare Dinge, wie die Aschenverbrennung oder Müll¬ 
separation, zu verschwenden, sondern können sogleich 
in medias res, das heißt an die Nutzbarmachung der 
einzelnen Bestandteile gehen. Recht interessant ist in 
dieser Beziehung die Anlage der Stadt Neuyork. Hier 
werden die Abfälle durch die Stadt selbst aus den 
Häusern abgeholt und wie folgt verwertet. Die Küchen- 
abfälle werden zu gutem Preise an eine chemische 
Industriegesellschaft verkauft, welche dieselben auf die 
Erzeugung von blausauren Salzen verarbeitet, den in_ 
ihnen enthaltenen Stickstoff, der zunächst bestenfalls 
von der Landwirtschaft mit 1 Mark pro Kilogramm be 
zahlt wird, also in eine Form bringt, in der die Industrie 
ihn mit 8 Mark pro Kilogramm bewertet. Der Kehricht 
wird auf einem breiten Transportbande durch einen 
weiten Raum geführt und durch italienische Arbeiter 
auf brauchbares Material, wie Glas, Kork, Leder, Eisen, 
Papier und dergleichen mehr, ausgelesen. Was hiebei 
dann vom Kehricht noch übrig bleibt, alte Polster¬ 
füllungen, Staub und dergleichen, wird in der Feuerung 
gewöhnlicher Dampfkessel verbrannt. Die Asche endlich 
wird in besonderen Aschenbooten, deren die Stadt Neu¬ 
york eine ganze Flotte besitzt, auf das Meer trans¬ 
portiert und dort am Ufer versenkt. Die neuen Aschen¬ 
boote der Stadt, „das Aschenbrödel“, „die Einderella“ 
und andere mehr sind mit passenden Einrichtungen 
versehen, um die Asche schnell, ohne Staubentwicklung 
und ohne daß sie weit auseinander geschwemmt würde, 
in das Meer zu versenken. Durch diese Aschenan- 
landungen hat die Stadt in den letzten Jahren bereits 
ein Gebiet von 63“,5 Acker Landes im Werte von 
10.000 Dollar pro Acker gewonnen. Anders als Neuyork 
verwendet Baltimore seine Küchenabfälle. Es schafft 
dieselben in eine große Sterilisierungsanstalt. In Dampf¬ 
kesseln, welche je 10.000 Kilogramm Abfälle fassen, 
werden die organischen Stoffe hier der mehrstündigen
	        
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