Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Seite 2. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 1. 
Bei der Herstellung dieser Ge¬ 
bäude, welche eine wahre Zierde un¬ 
seres Heimatlandes bilden, haben sich 
außer etlichen Mühlviertler Geschäfts¬ 
leuten noch in sehr anerkennenswerter 
Weise die Herren: M. Müller, Kunst- 
und Möbeltischler in Linz, Rupert 
Berger, Tischlermeister in Linz, 
Kunstmaler Ludwig Haase und Glaser¬ 
meister Chytracek in Linz beteiligt. 
Der Bau, dessen Gesamtkosten sich 
ungefähr auf 90.000 K belaufen dürften, 
wurde, wie schon vorerwähnt, durch die 
Oberösterreichische Baugesellschaft in 
gewohnter Weise mustergültig aus¬ 
geführt und war die Bauführung Herrn 
Bauleiter Josef L eingart n. er von 
der genannten Gesellschaft übertragen 
worden. 
Nebenstehend bringen wir eine 
Abbildung des Grundrisses der Warte 
und des IJnterkunftshauses. E. K. 
Im Interesse unserer Industrie. 
Daß es trotz vielfacher Bestrebungen, unsere In¬ 
dustrie zu heben, noch zahlreiche Konsumenten oder 
Vermittler von Konsumartikeln bei uns gibt, die den 
ausländischen Erzeugnissen stets den Vorzug vor den 
einheimischen geben — und sollten die letzeren ebenso 
gut und preiswürdig sein — ist ein Übel, das auch im 
Bauwesen nicht selten anzutreffen ist. Denn wie käme 
es, daß noch jährlich hunderttausende von Kronen für 
unterschiedliche Baumaterialien ins Ausland wandern, 
während unsere heimischen baugewerblichen Unter¬ 
nehmungen stets über mangelhaften Absatz zu klagen 
haben. Die Aufgabe dieser Zeilen soll nun sein, ein 
Mittel zu ergründen, auf welche Weise das Übel der 
Anhänglichkeit für fremde Erzeugnisse zu beseitigen 
wäre, da dies auch dort sich geltend macht, wo sie gar 
nicht notwendig ist und zu unserem großen Schaden 
gereicht. Bei genauerem Nachdenken müssen wir aus- 
sagen, es haben fünf verschiedene Faktoren mitzuwirken, 
um dieses Übel zu heilen. Diese sind: 1. die Konsu¬ 
menten, 2. die Vermittler des Konsums (wir denken 
hiebei nicht gerade an die Kaufleute, die das Erzeugnis 
abzusetzen haben, sondern mehr an die Fachmänner, die 
das Erzeugnis verwenden, wie beim Baugewerbe die 
Bauunternehmer), 3. die Produzenten selbst, 4. die Be¬ 
hörden, 5. die Regierung. Dieses Zusammenwirken ist 
aber nicht so schwer und verwickelt als es beim ersten 
Anblick erscheint, indem die einzelnen Faktoren zu 
einander in Wechselwirkung stehen. Wenige Worte 
mögen unsere Aufstellung erläutern und begründen. Die 
Konsumenten sollen den Fremdländern darin nachahmen, 
daß sie das, was sie zu Hause ebenso gut und ebenso 
billig bekommen, dem Fremdländischen vorziehen. Dazu 
fordert sie, Politik, Nationalökonomie und schließlich 
Patriotismus auf. Sie sollten den törichten Gedanken 
ablegen, daß etwas, um gut zu sein, weit her sein muß. 
Das Gute liegt oft sehr nahe und auf die Güte kommt 
es doch wohl hauptsächlich an. Die Vermittler des 
Konsumes müssen, sobald sie sich vermittels ihrer Fach¬ 
kenntnisse die Überzeugung verschafft haben, daß das 
inländische Erzeugnis dem ausländischen gewachsen ist, 
dieser Überzeugung durch Anempfehlung beim Kon¬ 
sumenten Eingang verschaffen. Darauf aber sein Augen¬ 
merk zu richten und darnach umzutun, ob ein aus¬ 
ländisches Fabrikat durch ein inländisches vollen Ersatz 
finde, ist eben des praktischen Fachmannes Pflicht. 
Diesen Zoll soll er wieder abtragen an Nationalwohl 
und Patriotismus. Der Einfluß, den er dann auf seinen 
Auftraggeber auszuüben vermag, ist unzweifelhaft, in¬ 
dem er schon als Beauftragter, als Vertrauensperson 
dasteht. Der Produzent selbst muß seinen Stolz darein- 
selzcn,. daß . dar _ JieimisGlia_Mai:kL dec .Konkurrenz ge¬ 
wachsen sei, er muß seine Abnehmer derart behandeln, 
daß das Wiederkommen gesichert ist. Auch verstehen 
es noch zu wenige unserer Produzenten, ihre Erzeug¬ 
nisse genügend bekannt zu machen. 
Die Behörden, soweit sie Konsumenten sind, müssen 
vor allem an dem Grundsätze festhalten, daß bei ähn¬ 
licher Güte und bei ähnlichem Preise dem inländischen 
Fabrikat der Vorzug einzuräumen sei. Aber erforderlich 
ist, daß in allem und überall, wo und wann Behörden 
Erzeugnisse suchen, dieser Grundsatz streng eingehalten 
werde. — Der Regierung schließlich liegt die höhere 
Fürsorge ob, gemäß ihrer Macht der inländischen Pro¬ 
duktion allen möglichen Vorschub zu leisten. Dies kann 
nur zum kleinen Teile geschehen durch Einfuhrverbote 
oder durch sehr hohe Einfuhrzölle. Diese reizen die 
Nachbarstaaten zu Repressivmaßregeln und der Erfolg 
würde sich gegenseitig aufheben. Solche Mittel schädigen 
ferner leicht die Konsumenten, so daß sich die Produ¬ 
zenten auf deren Unkosten leicht zu bereichern ver¬ 
mögen. Die Regierung muß vielmehr solchen Roh¬ 
produkten, die das Inland nicht selbst erzeugt, sondern 
nur verarbeitet, freien Eingang gestatten oder sie mög¬ 
lichst niedrig besteuern. Wenn nur einer der genannten 
Faktoren, die bei uns den inländischen Erzeugnissen zu 
ihrem Rechte zu verhelfen vermögen, mit Nachdruck 
und Ausdauer vorangehen würde, so würden auch die 
anderen, dessen sind wir gewiß, folgen. Denn in allen 
gesellschaftlichen Verhältnissen kommt es viel, ja das 
Meiste auf das Vordemonstrieren an. Das Ergebnis aber 
würde dann sein: Der inländische Wohls tan dl 
Ein oberösterreichischer Fabriksbesitzer
	        
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