Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Seite 182. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 21. 
A. Kimesweger, Landstraße Maurermeister Lang & Sohn 
J. Mikusch, Waldegg . ,, J. Schwamberger 
Gustav Panuschka, Mozartstraße, Aufbau eines 2. Stockes Baumeister Ernst Hillbrand 
Kleinere Zubauten wurden 12, Adaptierungen 18, Renovierungen 36 vorgenommen. 
Über feuerfeste Materialien. 
Gewöhnliche Backsteine schmelzen, sobaldt sie bei 
Anlagen in Verwendung kommen, in denen ein hoher 
and anhaltender Hitzegrad entwickelt werden soll, wie 
dies bei Schmelzöfen, Koksöfen, Kalköfen, Zementöfen, 
Feuerungen etc. der Fall ist. 
Es ist daher zur dauerhaften Anlage solcher Ofen 
und Feuerungen etc. nötig, daß die Steine aus einer 
vollkommen feuerfesten, das heißt unschmelzbaren Masse 
hergestellt werden, welche im Feuer keine Veränderung 
ihres Volumens erleidet. 
Feuerfest nennt man einen Stein, sobald er in der 
Hitze nicht zusammenschmilzt, sich nicht aufbläht oder 
abgebrannt ist. Die Wirkung der Hitze ist verschieden 
und selbst die Art der Beimengungen der Brennstoffe 
ist von Einfluß, um die feuerfesten Ziegel stärker oder 
schwächer anzugreifen; sie bedürfen daher eines mehr 
oder weniger widerstandsfähigeren Materials und einer 
abweichenden Zusammensetzung. 
Die korrodierende Wirkung der mit feuerfesten 
Materialien in Berührung kommenden Metalle, Erze etc. 
ist von größtem Einfluß, denn tadellose Produkte, die 
für alle Schmelzprozesse Widerstand leisten, sind nicht 
zu schaffen. Ein feuerfester Stein kann für den Kalkbrand 
recht vorzüglich sein und mehrere Jahre hindurch der 
Hitze widerstehen, während dasselbe feuerfeste Material 
als Schmelztiegel zur Verwendung gebracht, absolut un¬ 
tauglich ist. 
Alkalien und Metalloxyde greifen die Tonmasse an 
und genügt eine Verstärkung der Wandungen keines¬ 
wegs, um hier Abhilfe zu schaffen, vielmehr nur eine 
geeignete sorgfältige Zubereitung des Tones, um durch 
große Dichte etc. die Schmelzprozesse aushalten zu können. 
Je mehr Schmelzprozesse ein Tiegel auszuhalten vermag, 
ohne durchfressen zu werden, um so besser ist er und 
jede Schmelztiegelfabrik bewahrt hierbei ihre Fabrikations¬ 
methode, damit die Konkurrenz auch erst durch Versuche 
das Lehrgeld bezahlt, wTas ihr die vielfachen Versuche 
kosten. 
Das Durchfressen der Tiegel ist daher ein wunder 
Punkt in der Tonwarenindustrie, denn es ist bis heute 
nicht gelungen, ein Material herzustellen, das für alle 
Schmelzprozesse geeignet ist. Bei der Glasfabrikation 
werden beispielsweise kieselerdereiche Tone leichter von 
der Glasmasse angegriffen als fette Tone, die sich dichter 
brennen. 
Es kann daher die Anfertigung feuerfester Fabrikate 
niemals nach bestimmten Vorschriften stattfinden, sondern 
praktische Erfahrungen über die Zusammensetzung und 
das Brennen der Masse sind erforderlich. Es können 
Tone von nahezu gleicher Zusammensetzung, gleicher 
Feuerbeständigkeit, aber dennoch ganz verschiedene 
Grade der Korrosion besitzen, was ihre Erklärung in 
der Bildung des Tones findet. 
Es ist deshalb stets zu prüfen, ob zu dem bestimmten 
Zweck das Rohmaterial sich eignet und welche Zusätze 
respektive welche Sorten anderen Tones roh oder ge¬ 
brannt (Schamotte) zugesetzt werden müssen, wobei die 
Korngröße ebenfalls von Einfluß ist. Retorten und Schmelz¬ 
tiegel erfordern große Aufmerksamkeit. 
Feuerfeste Ziegel können recht guten Widerstand 
leisten, wenn sie den Rost einer Feuerung einschließen 
oder das zu heizende Objekt über sich haben etc., sie 
können aber beispielsweise für kontinuierliche Schacht¬ 
öfen, wo die mechanische Abnutzung der Steine eben¬ 
falls zu berücksichtigen ist, sehr kostspielig werden. Wie 
oft finden wir, daß der Schacht solcher Kalköfen, wo 
die Masse nach unten gehen muß, daher gegen die 
Wandungen der Steine streift und reißt, nach jeder 
Kampagne erneuert werden muß und daß dann der Besitzer 
eines solchen Ofens über die Kostspieligkeit kontinuier¬ 
licher Schachtöfen sich beklagt. In solchem Falle ist 
stets das zur Verwendung gekommene feuerfeste Material 
ein schlechtes gewesen, denn bei guten Steinen darf erst 
nach Ablauf von drei bis vier Jahren eine völlige Erneue¬ 
rung am Platze sein. 
Die Feuerbeständigkeit eines Tones wird durch Zu¬ 
sätze erhöht, ebenso wird ein zu starkes Schwinden 
ebenfalls durch geeignete magere Materialien beseitigt. 
Aus dem Gesagten erhellt, daß die Vorbereitung der 
feuerfesten Tone eine ganz verschiedene sein muß, wofür 
praktische Versuche entscheidend sind. Oft wird das 
Material gemahlen, dann durch Drahtsiebe geworfen und 
das Pulver mit Wasser dem Tonschneider aufgegeben 
oder man bringt die sortierten Tone getrennt auf einen 
Kollergang unter Besprengen mit so viel Wasser, daß 
sie feucht sind, bringt sie alsdann auf Siebvorrichtungen 
und die gesiebte Masse in den Tonschneider. 
Zum Brennen feuerfester Ziegel etc. eignet sich der 
Loeffsche Kammerofen erfahrungsgemäß am besten. 
Die Ofen für zeitweisen Betrieb sind mit über¬ 
schlagendem Feuer einzurichten, wobei ein gemauerter 
Schirm bei jeder Feuerung angebracht wird, um das 
Feuer zu zwingen, erst nach oben zu steigen und dann 
durch den Schirm überzufallen, um nach unten zu gehen. 
Öffnungen in der Sohle des Ofens veranlassen alsdann 
den Austritt der Feuergase, ein Schornstein dient den 
sämtlichen periodischen Öfen als Zugerzeuger. 
Nur bei peinlichster Genauigkeit sind gute Fabrikate 
zu erzielen und daher die Preise derselben in vielen 
Fabriken ganz verschieden, während in anderen Fabriken 
nur eine Sorte zum Verkauf gestellt wird und die Ziegel 
bester Qualität nicht besser sind als die schlechteste 
Qualität in guten Fabriken. 
Leider wird beim Ankauf feuerfester Ziegel oft nur 
der Preis in Rücksicht gezogen, denn viele Bauherren 
bilden sich ein, Stein ist Stein, ja man kam uns sogar 
mit der wunderlichen Einrede: „Für den geforderten 
teuren Preis der besten Qualität verschaffe ich mir 
schon zwei Verblendungen“. Daß aber nicht ein Material 
allen Zwecken dienen kann und stets die beste Qualität 
größere Vorteile bietet, auch ein wiederholtes Ergänzen 
des Schachtmauerwerkes immerhin Nachteile herbeiführt, 
abgesehen von den Kosten für Maurerarbeit, darauf wird 
keine Rücksicht genommen. Recht billig soll gebaut 
werden und die Nachteile, welche dann durch Be¬ 
nützung weniger geeigneter Materialien, auch Schund-
	        
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