Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 90. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 12. 
330 Meter nordöstlich vom Stationsgebäude in 314-968 Meter 
Meereshöhe. 
Die Tiefbohranlage besteht aus einem hölzernen? 
zerlegbaren Bohrtürme von quadratischem Querschnitte 
mit 6 Metern Seitenlange und von 20 Meter* Höhe/ an 
welchen zwei hölzerne Gebäude für den Bohrkran einer¬ 
seits und für die Antriebmaschine, sowie für die Dampf¬ 
pumpe andererseits angebaut sind. Die Antriebmaschine, 
eine Zwillings-Dampfmaschine von 30 Pferdekräften, dient 
zur Bewegung des Bohrzeuges, beziehungsweise nach 
Kuppelung mit einem Pörderhaspel zum Heben und Ein- 
lassen des Bohrgestänges und zum Einlassen der Bohr¬ 
rohre mit vierfachem Flaschenzuge. Die Uebertragung 
der Bewegung von der Antriebmaschine auf den paten¬ 
tierten A. Fauck;’schen Expressbohrapparat erfolgt mittelst 
Hanfseiltransmission. Die vierfach wirkende Dampfpumpe 
mit 400 Litern Minutenleistung dient zur Spülung des 
Bohrloches. 
45 Meter vom Bohrtürme entfernt befindet sich das 
Kesselhaus für einen fahrbaren Lokomotiv-Dampfkessel 
mit 32 Quadratmetern Heizfläche. Vom Dampfkessel ist 
eine isolierte Dampfleitung zur Antriebmaschine und 
Dampfpumpe gelegt. Weiter gehört zur Betriebsanlage 
eine entsprechend eingerichtete Schmiede mit V\ erkstätte, 
sowie ein Kanzlei- und Magazinshaus, und sind diese 
sämtlichen Baulichkeiten in Holzfachwerk ausgeführt. 
Zwischen dem Bohrtürme und dem Kesselhause 
wurde ein 7 Meter tiefer Brunnen hergestellt, welchem 
das Spül- und Speisewasser entnommen wird. Die Bohr¬ 
anlage ist mit sieben Glühlampen beleuchtet. Dieselbe 
ist Eigentum der Tiefbohrunternehmung. 
Der Bohrbetrieb begann am 10. Oktober 1902 (nach¬ 
dem vorher bis auf den Grundwasserspiegel ein 5*5 Meter 
tiefer Schacht hergestellt worden war) und erreichte bis 
zum 30. Oktober 260 Meter Teufe. Bis auf 10-5 Meter 
Tiefe lagerten grober Schotter und auf die weitere Tiefe 
durchaus trockener, sandiger Mergel (Schlier) von lichter 
graugrüner Farbe. In 133 Meter Tiefe wurde Erdgas er- 
bohrt und hielt die Gasausströmung bis zur Tiefe von 
192-6 Meter (122-368 Meter Meereshöhe) ziemlich unver¬ 
ändert an. In der weiteren Tiefe von 192*6 bis 260 Meter 
kam kein Erdgas vor. 
Von der erwähnten Bohrlochtiefe sind verrohrt: bis 
zur Tiefe von 1 PO Meter mit genieteten Blechrohren von 
310 Millimeter lichtem Durchmesser, bis zur Tiefe von 
206 Meter mit genieteten Blechrohren von 260 Millimeter, 
bis zur Tiefe von 192*6 Meter mit geschweissten Schinied- 
eisenrohren von 216 Millimeter, bis zur Tiefe von 
258-7 Meter mit geschweissten Schmiedeisenrohren von 
179 Millimeter. 
Im Monate November vorigen Jahres ist das Bohr¬ 
loch von 260 Meter auf 580 Meter, das ist um 320 Meter 
mit der 179Millimeter-Verrohrung niedergebracht worden. 
Das durchbohrte Material war in den Tiefen von 384 bis 
518 Meter und von 534 bis 570 Meter dunkelbrauner und 
brauner, im übrigen wie im Vormonate graugrüner Mergel 
(Schlier). Von 423 Metern an setzten in verschiedenen 
Abständen von wenigen bis 50 Meter Schichten von 
hartem, sehr festem, sandigen, sehr kalkreichen Mergel 
ein, deren Mächtigkeit zwischen einigen Zentimetern bis 
1*2 Meter wechselte. Die 1*2 Meter mächtige Mergel¬ 
schichte wurde in der Tiefe von 563 Meter angebohrt. 
Im Bohrmaterial aus 580 Meter Tiefe fanden sich Frag¬ 
mente von Petrefakten, welche als Abdrücke von Fisch¬ 
schuppen bestimmt wurden. Grössere Mengen von Erd¬ 
gas wurden in den Tiefen von 329 und 370 Metern er- 
bohrt. Die Gasausströmung nahm beim weiteren Nieder¬ 
gehen des Bohrloches beständig ab und kam mit dem 
Fortschreiten der Verrohrung in 470 Meter Tiefe zum 
Stillstände. Von letzterer Tiefencote bis zur Tiefe von 
580 Meter fand ein merklicher Gasaustritt nicht statt. 
Im Monate Dezember 1902 wurde das Bohrloch von 
580 Meter bis auf 733*5 Meter, das ist um 153*5 Meter 
niedergebracht. Bis zur Tiefe von 715 Meter ist dasselbe 
mit Eisenröhren von 179 Millimeter verrohrt, von da ab 
mit 147 Millimeter-Bohrröhren. Das durchbohrte Gestein 
war weiterhin graubrauner Mergel (Schlier) mit 15 bis 
40 Zentimeter mächtigen, mehr oder wenigen festen 
kalkigen Einlagerungen in den Tiefencoten von 589, 
678, 722*5 und 753*2 Meter. In der Tiefe von 715*8 Meter 
wurde eine zirka 5 Zentimeter starke Schicht von festem, 
dichterm weissen Kalkstein und in der Tiefe von 733*2 
Meter eine 30 Zentimeter starke Schicht von dunkel¬ 
grauem, dünnplattigem Kalkstein konstatiert. Die den 
letzteren unmittelbar über- und unterlagernden festeren 
Mergelschichten (Tonmergel) enthalten sporadisch Ein¬ 
schlüsse von teilweise zersetztem Markasit und an den 
Schichtflächen Muskowit; Von den bis zur Tiefe von 
470 Metern erbohrten Gasen, welche auch gegenwärtig 
noch nach Lüftung der vorhandenen Dichtungen an der 
Verrohrung reichlich ausströmen, wurden Proben ge¬ 
nommen und lieferte die vom Professor Rudolf Zeller an 
der k. k. Bergakademie in Leoben ausgeführte Analyse die 
folgenden in Volumprozenten ausgedrückten Ergebnisse: 
Kohlensäure 0*16 per Zentner 
Kohlenwasserstoffe (schwere, durch¬ 
rauchende Schwefelsäure absor¬ 
bierbare) ...... . . . . . ..... 0.69 n „ 
Sauerstoff , . . . . 0*63 „ „ 
Sumpfgas 96*20 • „ „ 
Stickstoff (aus der Differenz) . . . 2*32 „ „ 
Eine anderweitige eingehende Untersuchung auf die 
Anwesenheit von Schwefelwasserstoff und Kohlenoxyd 
ergab ein negatives Resultat. 
Im Jänner dieses Jahres wurde das Bohrloch um 
109*7 Meter niedergestossen und erreichte damit eine 
Gesamttiefe von 842-2 Meter mit 147 Millimeter-Eiseh¬ 
röhren verrohrt. Das durchbohrte Gestein war weiterhin 
ein milder, graubrauner Mergel mit eingelagerten Schichten 
von dichtem, dunkelgrauen, stellenweise weissem Kalk¬ 
stein, dessen Mächtigkeit zwischen 15 Zentimeter und 
40 Zentimeter wechselte. Im Mergel wurden ab und zu 
unbedeutende Kieskonkretionen und hie und da Abdrücke 
von Fischschuppen konstatiert. In der Tiefe von 827 Meter 
wurde eine zirka 2 Zentimeter und in der Tiefe von 
840 Meter eine zirka 5 Millimeter mächtige Schichte Kohle 
von schwarzer, glänzender Farbe und muscheligem Bruch 
angebohrt. Um über die Lagerung der Gesteinschichten 
in der Tiefe Klarheit zu erhalten, wurde zeitweise, ins¬ 
besondere beim Anbohren der Kalkschichten, die Kern¬ 
bohrmethode angewendet, welche jedoch infolge der ge¬ 
ringen Härte des Gesteines von keinem besonderen Er¬ 
folge begleitet war, so dass von der weiteren Anwendung 
dieser Bohrmethode vorläufig Umgang genommen wurde. 
Dennoch gelang es, einige Bohrkerne zu gewinnen, 
welche ein Einfallen der Schichten von 10 bis 12 Grad 
deutlich erkennen lassen, ohne das es möglich war, die 
Richtung' desselben festzustellen. Ein Gasaustritt oder 
Spuren von Erdöl wurden nicht konstatiert. Wls. Ztg.
	        
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