ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
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Nr. 8.
zentrale und der elektrischen Ausrüstung in Form eines
Betriebsvertrages übernimmt, wofür das Beispiel bereits
bei Umgestaltung der Valtelinabahn gegeben wurde. Auch
strategische Rücksichten können wohl kaum der all¬
fälligen Realisierung eines solchen Projektes entgegen¬
stehen, da für den Fall der Zerstörung einer Zentrale
Dampflokomotiven von einer anderen Stelle des Reiches
herbeigeschafft werden können. War doch in Italien
gerade der strategische Gesichtspunkt mitbestimmend
für die Einführung des elektrischen Betriebes, von der
Erwägung ausgehend, dass im Kriegsfälle eine Kohlen¬
absperrung seitens des Feindes für das kohlenarme Land
verhängnisvoll werden könnte.
Gleich wie in Italien ist auch in vielen anderen
Ländern die Frage des elektrischen Betriebes auf den
Hauptbahnen zu einer höchst aktuellen geworden. Ueber-
all regen sich Projekte, es werden die Wasserkräfte des
Landes vermessen und der Umbau bestehender Dampf¬
bahnen vorbereitet. Italien aber gebührt der Ruhm, zu¬
erst aus dem Stadium des Projektes zur Ausführung ge¬
schritten zu sein und durch seine grossartigen Ver¬
suche vorbildlich für andere Länder gewirkt zu haben.
Hoffen wir, dass auch Oesterreich aus den Ver¬
suchen Italiens lernen und aus ihnen Nutzen für den
Verkehr und die Volkswirtschaft unseres Landes
ziehen möge.
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz.
In der am 1. d. M. abgehaltenen Sitzung des Ge¬
meinderates in Linz wurden folgende Bauangelegenheiten
beraten und erledigt.
Nach dem Anträge des Gemeinderates Heinisch
wird das Anbot des Herrn Georg Steininger, Kaplanhof¬
strasse, auf Uebernahme eines Grundteiles von 9 Quadrat¬
meter durch die Gemeinde zur Strassenregulierung gegen
dem eingegangen, dass die Gemeinde dem Herrn Steininger
ein Trottoir in der Kaplanhofstrasse herstellt, dessen
Ausführungskosten 360 Kronen betragen. — Derselbe
Referent berichtet auch über das Projekt der Herstellung
der Pflasterung der Volks garten Strasse bis
zum Polygonplatze und der Einfahrt vor dem Eilgut¬
bahnhof. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund
30:364 Kronen; hievon würde entfallen auf die Tramway-
und Elektrizitäts-Gesellschaft 712 Kronen, auf die Staats¬
bahnverwaltung 14.895 Kronen, auf die Gemeinde Linz
13.478. Kronen und auf die Gemeinde Urfahr 1347 Kronen.
Referent stellt sohin den Antrag; Der Gemeinderat be¬
willige die Pflasterung der Volksgartenstrasse bis zum
Rolygonplatze und jene der Einfahrt vor dem Eilgut¬
bahnhofe nach dem vorliegenden Projekte des Stadt-
. bauamtes und erklärt sich bereit, den auf die Stadt¬
gemeinde Linz < entfallenden Betrag von 13.478 Kronen
zu leisten. (Angenommen.) Der Gemeinderat genehmigte
sodann die Parzellierungsgesuche des Herrn
Johann Jax und des Herrn Max Gustav Schopf unter
näher bezeichneten Bedingungen. Gemeinderat Feilerer
beantragt: Der Gemeinderat beschliesse die Verlängerung
der allgemeinen Wasserleitung in der Gürtelstrasse
bis zu jenem Punkte, wo beide Leitungsrohre in der
Friedhofstrasse zusammenstossen, ausführen zu lassen
und genehmige den hiezu erforderlichen Kostenaufwand
von 10.000 Kronen; das Stadtbauamt hat die hiesigen
Installateure zur Offertlegung einzuladen. (Wird ange¬
nommen.) — Ueber Antrag desselben Referenten wird
der in Vorlage gebrachte Entwurf von Vorschriften für
die Benützung und Handhabung der Zentralheizungs¬
und Lüftungs-Anlagen in den städtischen Schulen ge¬
nehmigt, jedoch über Anregung des Gemeinderates Flir
nach längerer Debatte beschlossen, hinsichtlich der Punkte
o und d (welche das Lehrpersonal betreffen) sich mit dem
k. k. Stadtschulrate ins Einvernehmen zu setzen. —
Ueber Antrag des Gemeinderates Beyer wird die Her¬
stellung von schmiedeeisernen Hängegestellen dem Herrn
Enzensimmer und die Lieferung von Kleiderhaken für
die Garderobe im neuen Volksgarten-Saalbau dem
Herrn Karl Lang übertragen.
Inhalt. Die Eppendorfer Beamten- und Ajrbeiterhäuser (mit Illustr.).
— Italienische Arbeiter. — Der elektrische Betrieb auf Vollbahnen. —
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. — Lokale Baunotizen. —
Patentliste. — Aus der Fachliteratur. — Offene Stellen. — Briefkasten.
— Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus
dem städtischen Wasserwerke. — Inserate.
Lokale Baunotizen.
Von den Bauansehlägen. Schon mehrmals wurde
von Bauherren an uns die Frage gerichtet, ob man über
die Notwendigkeit der Kosten eines beabsichtigten Baues
die volle Gewissheit sich im Voraus verschaffen
könne. So wünschenswert dies auch wäre, so wenig
lässt sich in Abrede stellen, dass oftmals Kostenberech¬
nungen für projektierte Bauunternehmungen als ziemlich
unsicher sich erweisen. Die Ursache dieser Un¬
sicherheit muss zumeist den Bauherren selbst zu¬
gerechnet werden. Auf Seite des Bauherrn wird die
Unsicherheit der Bauanschläge meistens dadurch herbei¬
geführt, dass oft noch während des Baues in dem Bau¬
herrn der Wunsch sich regt, einzelne Teile des Ganzen
besser oder schöner ausgefuhrt zu sehen, als er anfangs
beschlossen hatte und dass er diese Zutaten als eine
Kleinigkeit betrachtet, während dieselben doch
sobald man ihren Betrag addiert, ein nicht unbedeutendes
Uebergewicht in die Wagschale der Baukosten werfen.
Auch muss dieses Uebergewicht um so merklicher sein,
je ehrlicher vorher der Bauunternehmer dem Bauherrn
die Berechnung nach dem ursprünglichen Entwürfe
aufgestellt und mitgeteilt hat. Tritt dieser Fall ein, so
ergeben sich zum Schluss der Abrechnung Differenzen
zwischen dem Bauherrn und dem Bauunternehmer, denn
Ersterer findet den Mehrbetrag für etwas, was er nach¬
träglich hinzugefügt wünschte, zu hoch und ist selten
imstande, den wahren Wert dieser oft schwierigen Aus¬
führungen zu ermessen. Die Kosten eines zu beginnenden
Baues können daher nur dann im Voraus mit Sicher¬
heit berechnet werden, wenn von dem einmal fest¬
gestellten Plane nicht abgegangen, sondern alles so aus¬
geführt wird, wie es im Projekt bestimmt wrurde. Man
glaube nicht, dass es dem Bauübernehmer wünschenswert
erscheint, dem Bauherrn zu Mehrauslagen zu veranlassen
und tritt der Fall nur dort ein, wo es not tut und der
Bauherr vollends geneigt ist, sein Haus wohl¬
gefälliger und ansprechender gestalten zu lassen.
Kornhoff er.
Aus dem Staatsvoransclilag pro 1903. Im Staats¬
voranschlag pro 1903 ist ein Betrag von 370.000 Kronen
eingestellt, welcher zumeist zur Fortführung bereits be¬
gonnener, oder neu vorzunehmender Ausschmückungs¬
und Restaurierungsarbeiten in Gotteshäusern der öster¬
reichischen Monarchie bestimmt ist. Zur Ausführung