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VIII. Jahrgang, Nr. 7.
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Linz, 1. April 1903.
Öberösterreichische Banzeitnng
Zeitschrift für Bauwesen
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“
Redaktion und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER.
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG:
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Erscheint am 1. und 15.
Monat.
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei
allen grösseren Annoncenexpeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten.
Inhalt. Die Kellerwohnungen in Linz. — Verein der Baumeister in
Oberösterreicli (Generalversammlung). — Italienische Ziegelarbeiter. —
Der elektrische Betrieb auf Vollbahnen. — Versuche über die Festig¬
keit von Schmirgelrädern. — Lokale Baunotizen. — Patentliste. —
Briefkasten. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz.
— Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug
aus dem städtischen Wasserwerke. — Offene Stellen. — Inserate.
Die Kellerwohnungen in Linz.
(Von einem hiesigen Arzte.)
Zu den mannigfachen Uebelständen, an denen wir
Bewohner der aufstrebenden Landeshauptstadt Linz noch
zu leiden haben, gehören unstreitig die noch immer
zahlreich vorhandenen Kellerwohnungen in den engen
Seitengassen der alten Stadtteile. Wer des Morgens bei
den Fenstern solcher Mördergruben vorbeischreitet, der
erhält ein Angebinde in seine Nase, an das er nur dann
erinnert wird, wenn er Gelegenheit erhält, die unter¬
irdischen Räume eines Gefangenhauses kennen zu
lernen. Betrachten wir uns einmal eine solche sein
sollende menschliche Wohnstätte, „Kellerwohnung“ ge¬
nannt, vom sanitären Standpunkte. In den meisten
Fällen sind diese Kellerwohnungen feucht und
Feuchtigkeit begünstigt die Zersetzung, Verwesung
oder Vermoderung organischer Körper, in welche sie
eindringt. Dabei entstehen teils schädliche Luftarten,
auch Pflanzen, Tiere und andere Pilze, die dann selbst
oder mit ihren Abfällen sich in der Luft verbreiten und
eingeatmet oder verschluckt werden. Wer einmal diese
schlechte Luft gewohnt ist, riecht sie freilich nicht so
sehr; aber seine Gesichtsfarbe wird allmählich bleich,
sein Aussehen gedunsen und er fühlt bald eine Ab¬
neigung gegen körperliche und geistige Anstrengungen.
Dabei ist noch das merkwürdigste, dass solche Keller¬
wohnungen im Verhältnis zu anderen einfachen Wohn¬
stätten nicht einmal billig sind, sondern pro Zimmer und
Küche mit 60 bis 80 fl. ö. W. bezahlt werden müssen.
Die einzige Begünstigung, die der Mieter einer Keller¬
wohnung erhält, ist, dass er Afterparteien halten darf
und so sehen wir, dass oft 10 bis 12 Menschen beider¬
lei Geschlechtes in einer Stube zusammengepfercht
sind, wo Nachts dem einzelnen kaum die Hälfte seiner
Sarglänge zugemessen ist. In der Betrachtung solcher
Zustände fällt es schwer, den Segen der Hauptstädte
eines Landes zu preisen, der es dem weniger Bemittelten
zur grossen Sorge macht, eine gesunde Stätte zu finden,
wo er sein müdes Haupt hinlegen kann. Dass arme
Leute mitunter in im Bau begriffenen Häusern, in
Schupfen, Ställen übernachten und im Schlafe von
inspizierenden Polizeiorganen betroffen werden, ist
etwas zu alltägliches und befremdet ebenso wenig
mehr, als bei Streifungen an den Endpunkten der
städtischen Vororte oftmals ganze Rudel zweifelhafte,
aber auch ehrliche Leute, die keinen Heller für eine
Schlafstätte besitzen, hinter Baum und Gesträuch schlafend
betroffen und von der Polizei aufgegriffen werden. Aehn-
liche Szenen bis zur düstersten Graumalerei könnten wir
in grosser Menge hier anführen, aber es sei an diesen
schon genug, um den Beweis zu liefern, dass die Her¬
stellung von Wohnstätten für arme Leute in unserer
Landeshauptstadt durch das Belassen der alten Keller¬
wohnungen weder in sanitärer noch materieller Hinsicht
gelöst sei und Abhilfe dafür dringend geboten wäre. Das
Wohlleben und der Reichtum der vom Glück Begünstigten
hat zwar immer an der Seite der Armut und des
Elends existiert, aber unsere Zeit erblickt die
schroffen Gegensätze in schärferen Konturen, als dies
ehedem der Fall war und die Gesellschaft hat im An¬
gesicht der sozialen Frage alle Ursache, dass diese
Licht- und Schattenseiten etwas verwischt werden, da¬
mit sie nicht gar zu grell ins Auge fallen. Denn wenn
ein Uebel auch zu alten Zeiten ein Uebel war, so ist es
unserer Zeit doch Vorbehalten, es als ein solches zu er¬
kennen, zu behandeln und abzustellen, weil es die
Menschlichkeit, noch mehr aber die — Klugheit ge¬
bietet. Deshalb sukzessive hinweg mit allen alten Keller¬
wohnungen in unserer Hauptstadt, baut einfache Wohn¬
häuser in den entlegeneren Teilen der Vororte für arme
Leute, schafft jenen, die in den bezahlten Mördergruben,
Kellerwohnungen genannt, dahinsiechen, ein Asyl auf
der Oberfläche des bebauten Terrains und ihr werdet
weniger Kranke, gewiss auch weniger moralisch ver¬
kommene Menschen unter euch haben.
Verein der Baumeister in Oberösterreich.
Protokoll
der am 8. März im Gasthofe „zur Austria“, Harrachstrasse
in Linz, abgehaltenen Generalversammlung.
Nachdem die Generalversammlung um 1/22 Uhr nicht
beschlussfähig war, wurde eine halbe Stunde zugewartet
und um 2 Uhr die Versammlung eröffnet.
Anwesend waren die Herren Baumeister:
Franz Weikl (Linz)
Rudolf Urbanitzky (Linz)
Josef Simon (Linz)
Franz Aichinger (Vöcklabruck)
Matthäus Schlager (Linz)