Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

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VIII. Jahrgang, Nr. 5. 
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Linz, 1. März 1903. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.— ^ < ganzjährig mit . K 16 
halbjährig . . „ 10— halbjährig . . 
für die 
Provinz 
I vierteljährig 
10 — 
5— 
8 
I vierteljährig 
Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Linz in 50 Jahren — Italienische Ziegelarbeiter. — Sclmtz- 
massregeln gegen die Gefahren der oberirdischen Stromleitung bei elek¬ 
trischen Strassenbahnen. — Der elektrische Betrieb auf Vollbahnen. — 
Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Ausweis über die Umschreibung 
von Immobilien in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem 
städtischen Wasserwerke. — Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Offene 
Stellen. — Briefkasten. — Inserate. 
Linz in 50 Jahren. 
Ein Traumbild. 
Professor Roesers Werk: „Die bauliche Entwicklung 
der Hauptstädte Deutschlands“ zu Ende lesend, verfiel 
ich in einen Schlaf und hatte folgenden schönen Traum. 
Mir träumte nämlich, ich war wie jetzt in Linz, doch 
kam mir die Stadt ganz anders vor, sie war moderni¬ 
siert, bedeutend vergrössert und besass alle öffentlichen 
Einrichtungen, die anno 1903 ihr noch fehlten. Ein Blick 
in eine Zeitung überzeugte mich, dass man die Jahres¬ 
zahl 1953 schrieb und ich somit 50 Jahre, wie Friedrich 
der Rotbart im Untersberg, verschlafen haben musste. 
Ich habe mir die Umgestaltung der Stadt Linz genau im 
Gedächtnis behalten und will versuchen, dieses Traum¬ 
bild den geehrten Lesern meines Blattes vor Augen zu 
führen. 
Die erste Veränderung fand ich schon vom Urfahrer 
Donauufer aus gesehen. Die beiden Donauländen in 
Linz waren mit modernen Neubauten bedeckt und vom 
Bauernberg und Freinberg blinkten zahlreiche Villen¬ 
bauten hervor, die, wie ich hörte, zumeist von Linzer 
Beamten- oder Kaufmannsfamilien bewohnt wurden. Die 
alte Schlosskaserne war abgetragen und auf einem 
schönen freien Platze stand der herrlich Mariä Empfängnis- 
Dom fix und fertig da, zu welchem mehrere breite Zu¬ 
fahrtsstrassen führten. Grosstädtisch gestaltete sieh der 
Ausblick vom Franz Josefplatz nach der Landstrasse. 
Die Schmidtorstrasse war verbreitert und da alle vor¬ 
springenden Häuser auf der Landstrasse Neubauten Platz 
machten, so bildete sich ein schöner gerader Strassenzug 
bis zum Volksgarten. 
An der Stelle der jetzigen Trainkaserne stand im. 
Mittelpunkt ein neues grossartiges Theatergebäude und 
in geeigneter Entfernung davon zur linken Seite das Paiais 
für die k. k. Statthalterei und rechts ein Prachtgebäude 
für die Bank für Oberösterreich und Salzburg. Die ganze 
Landstrasse von der Schmidtorstrasse bis zum End¬ 
punkt hatte Asphalttrottoire, gut gepflasterte Fahrwege 
und wurde abends elektrisch beleuchtet. Der Staats¬ 
bahnhöf war weiter hinausgerückt und die ganze Um¬ 
gebung mit Magazinen und Manipulations - Gebäuden 
besetzt. 
Von der Landstrasse gelangte ich durch die Lusten- 
auerstrasse auf den Marktplatz, wo an Stelle der jetzigen 
Volksfesthalle das neue, im gotischen Stil erbaute Stadt¬ 
haus sich erhob und mit seinem vorliegenden Park einen 
herrlichen Anblick gewährte. Die Südbahnhofgründe 
fand ich ganz verbaut, denn ausser kleineren Wohn¬ 
häusern waren hier zwei mächtige Gebäude und zwar 
eines für die Landesgebäranstalt und das andere für die 
medizinische Fakultät errichtet. Das allgemeine Kranken¬ 
haus war noch am alten Platze, doch im Pavillonsystem 
ganz umgebaut und an Ausdehnung um die Hälfte 
grösser als jetzt. Der Weg führte mich durch mehrere 
Seitengassen, die alle gut gepflastert waren und 
schon viele Neubauten aufwiesen, in die Domgasse, wo 
das neue Hauptpostgebäude stand, über den Graben 
nach dem Pfarrplatz, dessen Mitte die erste städtische 
Markthalle einnahm, in der ein reges Leben herrschte. 
Den Weg durch die Adlergasse über den Franz 
Josefplatz nach der Altstadt zurücklegend, fand ich 
diesen Stadtteil, der glücklicherweise von einer ver¬ 
heerenden Feuersbrunst verschont blieb, noch im früheren 
Zustande als Reliquie erhalten, was mir grosse Freude 
machte. Auf der Promenade war das alte Theater- 
und Kasinogebäude verschwunden und an dessen Stelle 
stand ein ganzer Baublock von modernen eleganten Zins¬ 
häusern. 
Acht neue Schulgebäude, eine Musikakademie, 
mehrere hochfeine Hotels, eine grosse Badeanstalt, zahl¬ 
reiche Bedürfnisanstalten auf unauffälligen Plätzen an¬ 
gelegt, sowie das bewegte Leben, das sich an allem 
Ecken und Enden der Stadt, entfaltete, zeigte mir, dass 
Linz soweit vorgeschritten ist, um in die Reihe der 
schönsten und entwickeltsten Hauptstädte Oesterreichs 
gestellt werden zu können. Ueberrascht war ich 
schliesslich, dass die elektrische Bahn das ganze Terri¬ 
torium der Stadt und deren Vororte durchquerte und 
dass Linz bereits 200.000 Einwohner zählte. 
Ich erwachte und fand, daß dies ^lles nur ein Traum 
war, doch tröstete mich der hoffnungsvolle Gedanke, dass 
der nimmer rastende Fortschritt im Verschönerungs¬ 
wesen von Städten, sowie die stetige Bevölkerungs¬ 
zunahme in denselben es in 50 Jahren dahin bringen 
werden, der Landeshauptstadt Linz jenes Bild zu ver¬ 
leihen, wie es mir im .Traume anno 1903 so lieblich er¬ 
schienen ist. Wer es erleben könnte ! —. 
Linz, 1. März 1903. 
Kornhoff er.
	        
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