Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

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VIII. Jahrgang, Nr. 23 
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Linz, 1. Dezember 1903. 
Oberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
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Erscheint am 1. und 15. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des ln- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Ein verdächtiger Baumeister. — Der Brand im Pariser 
Warenhause in Budapest. — Gelöislos fahrende elektrische Kraftwagen. 
— Lokale Baunotizen. — Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Anmeldungen 
für Wasserbezug in Linz. — Briefkasten. — Inserate. 
Ein verdächtiger Baumeister. 
Folgende interessante Episode aus der „Potsdamer 
Baugeschichte“ erhalten wir von einem Freunde unseres 
Blattes aus Berlin zur Veröffentlichung zugesendet. 
Es war am 29. Juli 1782, als durch das Berliner 
Tor zu Potsdam ein Wagen mit Mauersteinen fuhr. So 
wenig auffallend das an und für sich auch ist, da es 
geschichtlich als erwiesen gelten kann, dass schon 
mehrere dergleichen Wagen denselben Weg genommen 
haben, so schloss sich doch an diese unbedeutende Be¬ 
gebenheit eine Reihe von weiteren ungleich wichtigeren 
an, welchen in ihren Folgen wohl kaum Kuriosität und 
Interesse abgesprochen werden kann. Zunächst und sehr 
bald gab sie Veranlassung zu einer Kabinetsordre König 
Friedrich des Grossen vom 30. Juli 1782 an den damaligen 
Kriegs- und Steuerrat, Kommissarius loci und Kassen¬ 
kurator oder Hauptrendant der königlichen Bau- und 
Gartenkasse, Richter zu Potsdam, welche folgender- 
massen lautet: 
„Rath, lieber Getreuer 1 — Ich habe gestern wahr¬ 
genommen, »dass aus. dem Berliner Tor allhier einige 
Wagens mit Steine herausgekommen und auf Befragen, 
woher die Steine kämen, ist geantwortet worden: vom 
Bau-Oomptoir 1 Da nun vor dem Tore draussen nichts 
zu bauen ist, so hat dasselbe auch nicht nötig, Steine 
herauszuschicken, und muss also notwendig eine 
Schelmerei darunter stecken. loh will also wissen, wie 
es damit eigentlich ist und befehle Buch also hier¬ 
durch, diese Sache näher zu untersuchen und mir 
darüber zu berichten. — Welches Ihr also ohne Anstand 
zu besorgen habt! Friedrich.“ 
Mit dieser Kabinetsordre ausgerüstet, hatte der ge¬ 
treue Kriegsrat nichts Eiligeres zu tun, als sofort — ob 
auch ohne Anstand, ist nicht ersichtlich — in das Bau- 
komptoir, welches der König zum Hofbauamt organisiert 
hatte, zu stürzen und dessen Direktor, den Baumeister 
H. L. Manger, welcher vor dem Berliner Tor ein Haus 
besass, an welchem angeblich eben gebaut werden sollte, 
zitieren zu lassen. Denn gegen diesen Beamten hatte 
sich schon seit einiger Zeit der Verdacht des Königs, 
als bereichere er sich aus den königlichen Bauten, 
gerichtet. 
Vorweg muss hier bemerkt werden, dass der da¬ 
malige Baumeister, Oberhof baurat und königliche Garten¬ 
inspektor, frühere Baukondukteur Heinrich Ludwig 
Manger, Sohn eines Gärtners, sich in der Baugeschichte 
der Stadt Potsdam berühmt gemacht hat. 
Von Anfang seiner Stellung im Dienste des grossen 
Königs in Potsdam ab war er stets mit Hass und Neid 
verfolgt worden, und zwar vermutlich nur, weil er auf 
der Leipziger Universität die Naturwissenschaften studiert 
und insbesondere den architektonischen Studien obgelegen 
hatte, was, zumal bei seinen sehr beschränkten pekuniären 
Mitteln, um so mehr von Gewicht sein musste, als die 
Architektur-Beflissenen zu jener Zeit nur bei älteren 
Baumeistern die allernotwendigsten theoretischen und 
praktischen bauwissenschaftlichen Kenntnisse sich zu 
erwerben pflegten, oft ohne eine schulwissenschaftliche 
Vorbildung erlangt zu haben. Dieses Uebergewicht war 
noch dadurch genährt worden, dass er, freilich nur um 
— bei einem Gehalt von zwölf Talern — seine Existenz 
zu sichern, Unterricht in den Bauwissenschaften erteilt 
hatte. Mochte dieser Umstand Veranlassung gewesen 
sein, den Neid und Hass seiner Kollegen auf sich zu 
lenken, so war dieser noch dadurch genährt worden, 
dass er als geachteter Bürger Potsdams eine Tochter 
des Oberamtmanns Christian Gottlieb Plümike, aus einer 
alten Potsdamer Bürgerfamilie, als Braut heimführte und 
nach dem Tode des alten Plümike so durch Erbschaft 
in den Besitz eines mit kleinem Hause und Garten ver¬ 
sehenen Grundstücks gelangte. 
Der Garten aber war es, wohin nach der Meinung 
des grossen Königs jene vermeintliche, vom Bauhofe ge¬ 
stohlene Fuhr Mauersteine gebracht sein sollte, welche 
für Manger so verhängnisvoll zu werden bestimmt war. 
Die Sache wurde nun durch den Kriegsrat Richter näher 
untersucht und es ergab sich, dass keine Schelmerei da¬ 
hinter steckte, sondern dass ein Einwohner der Vorstadt, 
namens Müller, diese Steine bei einem Maurermeister in 
Potsdam gekauft und auf seine Baustelle hatte führen 
lassen. Dieses Ergebnis berichtete Kriegsrat Richter an 
den König, worauf am 1. August folgende Kabinetsordre 
erfolgte: 
„Rath, lieber Getreuer! Aus Eurem Berichte vom 
gestrigen Dato habe Ich ersehen, was das mit dem 
Wagen voll Steine, der vorgestern zum Berliner Thor 
hinausgefahren worden, für ein Bewandtnis hat. Es 
ist das nun insoweit wohl gut, indes können doch 
immer Unrichtigkeiten passieren, wenn Kalk und Steine, 
die an Particuliers gehören, mit den Materialen, die 
vor meinen Bauten sind, zusammen an einen Orth ge¬
	        
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