Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 172. 
OBEROSTERREICHISUHE BAUZEITUNG. 
Nr. 22. 
Hesse-Dresden. Oberbürgermeister Schneider-Magdeburg 
betonte, es sei notwendig, die kleinen Leute der Stadt 
zu erhalten, was aber nur durch Ansiedelung an den 
Stadtgrenzen und Erleichterung in Bezug auf die Bau¬ 
ordnungen geschehen könne. Oberingenieur Vermehren- 
Hamburg forderte für bebauungsfähiges Land unbedingte 
Hochwasserfreiheit. Professor Dr. Nussbaum hielt die 
geschlossene Bauweise in vielen Fällen für zweck¬ 
mässiger als die offene. Redner bat gleichfalls für kleine 
Wohnungen Erleichterungen zu gewähren und die ge¬ 
nossenschaftlichen, gemeinnützigen Baubestrebungen zu 
unterstützen. Legationsrat Gerstmeyer von der Kolonial- 
Abteilung des Auswärtigen Amtes teilt mit, dass nach 
seinen Erfahrungen die städtische Baupolizei schärfer sei 
als die staatliche. W. K. 
Schwer brennbare Holzarten. 
Als mittelbare Ursache, dass das fürchterliche Eisen¬ 
bahnunglück zu Paris so grosse Ausdehnung angenommen 
hat, sieht man auch die leichte Brennbarkeit der Eisen¬ 
bahnwagen an, die aus amerikanischem Tannenholz 
(Pitschpin) hergestellt waren. Binnen weniger Augen¬ 
blick^ standen sämtliche Wagen in Flammen und ent¬ 
wickelten einen derart dichten Rauch, so dass viele der 
in dem Tunnel befindlichen Menschen erstickten und 
Rettungsarbeiten ausserordentlich erschwert wurden. Um 
ähnliche Vorkommnisse zu verhindern, wird zum Bau 
von Eisenbahnwagen Holz vorgeschlagen, das dem Feuer 
Widerstand leistet. Sehr bemerkenswert und höchst 
wichtig für die zukünftige Entwicklung des Wagenbaues 
sind die Erfahrungen, die man in dieser Beziehung mit 
den westaustralischen Harthölzern Karri und Jarrah ge¬ 
macht hat. 
Auf der im Juli d. J. in London abgehaltenen Feuer¬ 
schutz-Tagung, wurde durch das „British Fire Prevention 
Committee“ ein Brennversuch mitKarriholz vorgenommen. 
Ein Stockwerk war an der Decke mit 2!/2 englischen 
Zoll dicken Brettern aus Karriholz belegt, die von Balken 
mit einem Querschnitt von 10" : 10" aus demselben ge¬ 
tragen und mit 7000 Kilo Steinen belasten worden waren. 
Das Holz wurde dann vom Innern des Gebäudes her 
zwei Stunden lang einer ungeheuren Hitze, die bis zu 
2000° Fahrenheit getrieben wurde, ausgesetzt. Nach 
Löschung des Feuers zeigte sich, dass die Decke an 
keiner Stelle durchgebrannt war und dass die als Be¬ 
lastung dienenden Steine die Bretter an keiner Stelle 
durchbrochen hatten, letztere also die Last nach dem 
furchtbaren Feuer noch ebenso gut trugen, wie vorher. 
Die Verwendung derartiger Hölzer ist überall da, wo 
viele Menschenleben durch ein ausbrechendes Feuer ge¬ 
fährdet werden können, nur gewiss empfehlenswert, so 
ausser für Eisenbahnwagen für Türen, Treppen und 
Fussböden, namentlich in öffentlichen Gebäuden und 
Warenhäusern. A. 
Diverses. 
Runde Häuser sind die neueste Mode in der eng¬ 
lischen Architektur. Was die Billigkeit, Wärme und die 
allgemeine Nützlichkeit anbelangt, so soll ein „rundes 
Haus“ nach den „Illustrated Scientific News“ dem recht¬ 
eckigen Bau sehr vorzuziehen sein. Ein rundes Haus ist 
für Mr. Barber Starker in Knock Shannock, Schottland, 
gebaut worden; es soll als Jagdhaus dienen. Es sieht 
gar nicht hässlich aus, ist durch Erkerfenster und be¬ 
deckte Hallen verschönert und bietet ein sehr angenehmes 
Wohnen. Das Haus ist zweistöckig; um die Mittelhalle 
läuft eine Galerie, von der aus man in die Schlafräume 
gelangt. Das kegelförmige Dach wfird von einem durch¬ 
brochenen Türmchen gekrönt, das die Halle erleuchtet. 
Küchen, Ställe u. s. w. sind nach demselben Plan gebaut. 
Die Lage der Zeinentindustrie. Der Geschäftsgang 
der Österreichischen Zementindustrie ist, der „N. Fr. Pr.“ 
zufolge, insofern ein nicht unbefriedigender, als der Absatz 
eine dem Bedarfe der Alpenbahnbauten entsprechende 
Steigerung aufweist. Die sonstige Bautätigkeit bewegt sich 
hingegen auf normalem Niveau. Die Preise haben sich 
nach Einstellung der ruinösen Unterbietungen einiger- 
massen stabilisiert. Dabei ist allerdings nicht zu über¬ 
sehen, dass die Abschlüsse für die Alpenbahnbauten, die 
noch mehrere Jahre laufen, unter dem Drucke derselben 
zu wenig gewinnbringenden Preisen perfektioniert worden 
sind, daher den Durchschnittserlös herabdrücken. 
Verhütung der Auswitterung von Ziegelmauern. 
Die Auswitterungen an Ziegeln können verschiedene 
Ursachen haben. 1. Es können Sulfate — Alkali- oder 
Magnesiumsulfat — in dem Ton enthalten sein. 2. Es 
können sich Sulfate durch Einwirkung der Alkalien des 
Mörtels auf den Gips in den Ziegeln bilden. 3. Der Ton 
kann Schwefelkies enthalten. 4. Ein Gehalt an Kalk und 
Magnesia in einem mergligen Ton bedingt die Aufnahme 
von schwefliger Säure aus den Verbrennungsgasen. In 
höchst einfacher Weise verhindert man die infolge der 
Anwesenheit löslicher Sulfate in den vorgenannten Fällen 
dadurch, dass man dem zu verarbeitenden Ton Zusätze 
von Bariumkarbonat und Bariumchlorid macht. Die durch 
Aufsaugung von Salzen aus Düngergruben u. s. w. ent¬ 
stehenden Ausblühungen verhindert man durch wasser¬ 
dichte Anstriche oder Zwischenlagen von Teer. 
Lokale Baunotizen. 
Die Errichtung eines Offiziersmeimge-Gebäudes ab¬ 
gelehnt. Der o.-ö. Landtag hat den Antrag des Finanz¬ 
ausschusses, ein Ofiiziersmenage - Gebäude in Linz zu 
errichten, welches auf zirka 90.000 Kronen zu stehen 
käme, aus finanziellen Gründen abgelehnt. 
Zur Gasheizung in den Schulgebäuden. Schon vor 
zwei Jahren erhielten wir von Hannover aus die Nach¬ 
richt, dass ein dortiger Fabrikant für Gasheizöfen die 
Absicht habe, in einem städtischen Schulgebäude in Linz 
eine Probeheizung mit Gasöfen vornehmen zu wollen. 
Ob der Fabrikant behördlicherseits abgewiesen wurde, 
diese Probe vorzunehmen oder ob derselbe bezüglich 
der Brennstofflieferung mit der hiesigen Gasgesellschaft 
keine Einigkeit erzielen konnte, wissen wir nicht, nur 
soviel wissen wir, dass voriges Jahr in Wien wieder zwei 
neue Lehranstalten mit Gasheizung eingerichtet wurden 
und dass sich dieses Heizsystem praktisch und für den 
Kommunalsäckel äusserst vorteilhaft bewährt hat. 
Geschät'tslokal-V eränderung. Herr Alexand er S t e 11 e r, 
konzessionierter Steinmetzmeister in Linz, bringt zur 
Anzeige, dass er seit 1. November d. J. sein Grabstein- 
Geschäft, Landstrasse 68, mit seinem Steinmetzatelier, 
Lenaustrasse 4 (Ecke der Friedhofstrasse), verbunden 
hat, wo auch alle Aufträge für Bauarbeiten entgegen¬ 
genommen werden. 
Elussregulierung. Der o.-ö. Landtag hat für die mit 
41.000 Kronen veranschlagten Erweiterungsbauten an der
	        
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