Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Nr. 21. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Rauchens näher eingehen, wollen wir hier erst) eine 
kurze Erläuterung* über die Schornsteine folgen lassen, 
wie sie in den Wohngebäuden vorhanden sind. 
Wir unterscheiden in baulicher Beziehung offene und 
geschlossene Feuerungen und offene und geschlossene 
Schornsteine und zwischen ihnen ist ein grosser Unter¬ 
schied zu machen. 
Unter offenen Schornsteinen verstehen wir solche, 
die ausser ihrer oberen Rauchausströmungs-Oeffnung 
noch an ihrem untersten Ende eine Oeffnung haben, 
durch welche die atmosphärische Luft freien Zutritt hat, 
und somit den Schornstein in seiner ganzen Länge nach 
durchs!reichen kann. Unter geschlossenen dagegen die, 
welche ausser der obengenannten Rauchausströmungs- 
Oeffnung keine andere Oeffnung haben, womit ihre innere 
Höhlung mit der atmosphärischen Luft in Verbindung 
steht, als diejenigen, welche als Ausmündungen ge¬ 
schlossener Feuerungen dienen. 
Zu den offenen Schornsteinen gehören offene Feue¬ 
rungen als: Feuerherde, Schmiedeherde, Kamine, sowie 
zu den geschlossenen Schornsteinen auch geschlossene 
Feuerungen, als: Koch-, Wasch-, Braukessel, Heizöfen 
gehören. 
Um nun die Ursachen des Einrauchens, sowie dessen 
Verhinderung zu kennen, muss man vor allen Dingen 
erst mit der Art und Weise bekannt sein, unter welcher 
die Strömung der Luft und demzufolge der gute Abzug 
des Rauches durch den Schornstein stattfindet, denn nur 
von einem guten Luftstrom ist ein gutes Brennen des 
Feuers und die Vermeidung des Rauchens ausserhalb 
der Feuerungsanlage abhängig. 
Wird in einem offenen Schornstein das Feuer in 
Tätigkeit gesetzt, so erwärmt sich die untere Luft, wird 
dadurch leichter als die äussere und steigt empor; der 
untere erwärmte Raum zieht von aussen her Ersatz für 
die entwichene Luft herbei, und indem sich diese wieder 
erwärmt und wieder durch den Schornstein abzieht, ent¬ 
steht ein fortwährender Luftstrom von unten nach oben, 
welchem der Rauch (der nicht immer leichter ist als die 
Luft) sich anschliesst und mit demselben durch den 
Schornstein abgeführt wird. Dieser Luftstrom und Rauch¬ 
abzug wird stets umso kräftiger sein, je grösser das 
Feuer ist und je mehr die inneren Wandungen des 
Schornsteins erwärmt sind. 
Es ist also bei offenen Schornsteinen keineswegs der 
Rauch, welcher das Bestreben hat, nach oben zu steigen, 
sondern der Luftstrom im Innern des Schornsteins, dessen 
Bewegungen sich derselbe anschliesst. 
Dieser Umstand hat aber auch den notwendig be¬ 
dingten Einfluss auf die innere Weite des Schornsteins, 
welche gross genug sein muss, um den Rauch und den 
Luftstrom zu fassen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass 
bei einem offenen Herd- oder Schmiedefeuer der lichte 
Querschnitt des Schornsteins mit 12" im Quadrat aus¬ 
reicht; da nun aber Schornsteine von mehr als 8" innerer 
Weite zum Besteigen für den Schornsteinfeger einge¬ 
richtet werden müssen, so müssen dieselben 17" und 18" 
im Quadrat oder mindestens 16" Breite und 17" Länge 
erhalten. Ein solcher Schornstein genügt alsdann für 
eine beliebige Anzahl von Feuerungen in der Grösse von 
Heizöfen. 
Mehrere Feuerungen dürfen jedoch nur unter der 
Bedingung in einen solchen geleitet werden, dass die¬ 
selben die Luft zu ihrer Nahrung von dem in den Schorn¬ 
stein strömenden Luftzug entnehmen. 
Seite 168. 
Feuerungen, welche in einen offenen Schornstein 
münden und die Luft zu ihrer Nahrung etwa aus einem 
seitwärts gelegenen Raume erhalten, werden daher stets 
Anlass zum Rauchen geben, denn der naturgemässe 
stärkere Luftstrom im Schornstein wird den seitwärts 
einmündenden schwächeren stets zurückdrängen. 
Die geschlossenen Schornsteine (Zylinder) unter¬ 
scheiden sich von den offenen dadurch, dass in ihnen 
kein atmosphärischer Luftstrom stattfindet; das zum 
Reinigen desselben unten angebrachte Putztürchen 
schliesst denselben vollständig ab. Die atmosphärische 
Luft hat bei geschlossenen Feuerungen, denn nur von 
diesen kann hier die Rede sein, erst das Feuer zu 
passieren und gelangt in ganz verändertem Zustande als 
Mischung verschiedener Gase und Rauch in den Schorn¬ 
stein ; infolge ihrer Leichtigkeit durch die Erwärmung 
steigt sie hier schnell empor und ersetzt sich ebenso 
schnell wieder durch neues Hinzuströmen und Passieren 
des Feuers. 
Da hiernach durch geschlossene Schornsteine nur 
Gase und Rauch entweichen, nicht aber noch Raum für 
einen atmosphärischen Luftstrom erforderlich ist, so ist 
einleuchtend, dass ihr Querschnitt ungleich geringer zu 
sein braucht, als bei den offenen, selbst wenn mehrere 
Feuer in einen derselben münden. Diese Schornsteine 
werden in der Regel zylindrisch mit einem Durchmesser 
von 7" bis 8" ausgeführt. Wie viele Feuer aber in einen 
solchen einmünden dürfen, ist keineswegs gleichgültig, 
vielmehr ist ihre Anzahl durch Erfahrungssätze bedingt. 
Man rechnet für ein Feuer eines gewöhnlichen Heiz¬ 
ofens etwa 12 Quadratzoll vom Querschnitt des Schorn¬ 
steins; demnach können in einen zylindrischen Schorn- 
ü oU 
stein von 7" Durchmesser 2 * 014 — drei Heizofen-Feue- 
12 
8* 
rungen, und in einen von 8" Durchmesser 2 * ^ = vier 
11 
solcher Feuerungen münden. 
Diese Raucheinmündungen in den Schornstein können 
sowohl in einer Ebene, als auch in verschiedenen über¬ 
einander angebracht werden, nur ist im ersten Falle 
darauf zu sehen, dass sie sich nicht einander so gegen¬ 
über liegen, dass der ausströmende Rauch sich stösst, 
im zweiten Falle ist es von Vorteil, sie auf derselben 
Seite übereinander anzubringen. 
Halten wir nun die offenen Schornsteine den ge¬ 
schlossenen gegenüber, so erkennen wir sofort die Vor¬ 
züge der letzteren vor den ersteren. Abgesehen davon, 
dass sie in Gebäuden in den Mauern ohne Vorsprünge 
aufgeführt werden können, so ist durch sie auch eine 
bessere Zersetzung des Brennstoffes möglich, als bei den 
ersteren, weil ihre inneren Wandungen infolge ihrer ge¬ 
ringen Weite sich schneller erwärmen als bei den offenen 
und somit den Abzug der Gase und des Rauches be¬ 
deutend fördern. 
Zu einer gehörigen Zersetzung des Brennstoffes sowie 
zur Ersparnis von Brennmaterial gehört aber nicht nur 
allein ein guter Schornstein, sondern eine richtig kon¬ 
struierte Feuerung eines Heizofens ist hiebei auch ein 
wichtiger Faktor. Hierüber sei bemerkt, dass bei Brenn-, 
stoffen, als: Steinkohle, Koks etc., welche zu ihrer Ver¬ 
brennung einer Roste bedürfen, letztere an Grösse 64 bis 
80 Quadratzoll, die erforderlichen Zugöffnungen zwischen 
den Roststäben aber 8 bis 10 Quadratzoll betragen müssen, 
wenn obige Bedingungen erfüllt werden sollen.
	        
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