Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Nr. 20. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 157. 
er sei fürs Studieren geschaffen, beherrschen und ihn 
vielleicht einer Laufbahn zuführen, in der er sich später 
enttäuscht fühlt. Und warum müssen Enttäuschungen, 
bittere Erfahrungen sich einstellen? Weil man immer 
noch im Mittelstände in dem Wahne lebt, vorzügliche 
Kenntnisse müssen schliesslich den Strebsamen (nicht 
den Streber) zum Ziele führen. 
Denken wir doch einmal an den Beamtenstand, welche 
Protektion macht sich da auf allen Gebieten breit, seichte 
Köpfe erhalten durch Empfehlungen und Rücksichten 
aller Art die höchsten Stellen, während das Talent, der 
biedere unerschrockene Charakter, der sich nicht bei 
jeder Gelegenheit zum „Stehauf" herab würdigt, die eigent¬ 
liche Arbeit leisten muss, bei einem oft sehr bescheidenen 
Einkommen. Was nützt den Bedauernswerten die so¬ 
genannte „sichere Existenz", die ihnen oft nicht bloss 
Selbstverleugnung bis zum Uebermass, sondern auch 
nicht selten noch Nahrungssorgen einbringt? 
Die besten Schüler werden häufig duroh Unkenntnis 
der Sachlage von ihren eigene^ Eltern auf solch dornen¬ 
volle Laufbahn gedrängt und so einem Stande entzogen, 
der ihrer mehr bedarf und der ihnen sicherlich eine freie 
und nicht weniger achtungswerte Lebensstellung gebracht 
hätte. Es ist dies unser Gewerbestand! 0 weh! wird 
mancher rufen, mit dem schaut? s auch windig aus! Mit 
nichten! Man halte sich vor Augen, dass unser deutsches 
Gewerbe, obzwar von massgebendster Seite bisher nur 
mit leeren Versprechungen, schönen Worten, nie aber 
mit wirklich durchgreifenden Mitteln unterstützt, trotz 
der überall empor wuchernden Schmutzkonkurrenz sich 
noch sehr gut hält, dass der tüchtige Gewerbetreibende 
auch heute noch seine Rechnung findet und dass alles 
noch viel besser wäre, wenn ihm ein tüchtig geschulter 
Nachwuchs zugeführt würde. 
Wer lernt denn heute ein Handwerk? Fraget die 
Meister, sie werdens euch sagen. Gewöhnlich die mittel- 
mässigen und schlechteren Schüler, Kinder die es oft mit 
„Ach und Krach" bis zur fünften Volksschulklasse ge¬ 
bracht haben. Wie können aus diesen dann während 
der drei oder vier Lehrjahre tüchtige Gesellen werden? 
Sie sitzen ihre Zeit ab und der Meister wird manchmal 
ein Auge zudrücken müssen, wenn der Bursche frei¬ 
gesprochen wird. Was aber können dann solche Gesellen 
leisten? Vom Wandern wollen sie in der Regel nichts 
wissen, verzichten also auch auf diese wichtigste Vor¬ 
schule zur künftigen Selbständigkeit. Wenn sie dann 
wirklich einmal selbst anfangen, darf es niemand wundern, 
wenn es nicht geht. Sie aber drücken durch ihre Pfusch¬ 
arbeit tüchtige Meister und bringen ihren Stand beim 
Volke in schiefes Licht. 
Wecken wir also in unseren Knaben in der Schule, 
im Hause, frühzeitig die Liebe zum Gewerbe, und die 
guten Folgen werden gewiss nicht ausbleiben. Wir sind 
hiezu auch aus nationalen Gründen verpflichtet. Denn 
wie will der deutsche Meister seinen Verpflichtungen 
nachkommen, wenn ihm nicht deutsche Buben und Ge¬ 
sellen zur Verfügung stehen? Er muss sich mit Anders¬ 
sprachigen behelfen und dass diese dann, wenn sie mit 
Dienstmädchen gleicher Nationalität sich einen Herd 
gründen, in wirksamer Weise ihrer Nation dienen, das 
ist schon unzähligemale ausgesprochen worden. Darum 
deutsche Eltern, haltet den deutschen Gewerbestand, 
den mächtigsten Grundpfeiler unseres Volkstumes, in 
Ehren und beweiset es, indem ihr ihm eure, hoffnungs¬ 
vollen Söhne zuführt. F. G ... blt. 
Lokale Baunotizen. 
Ton den Krankenliauszubauten in Linz. Durch die 
schöne Witterung begünstigt, sind die fünf Pavillon¬ 
bauten beim Allgemeinen Krankenhause schon bis zur 
Parterrehöhe gediehen, und hofft man, die sämtlichen 
Objekte noch vor Eintritt der kalten Jahreszeit unter 
Dach bringen zu können. In voriger Woche wurde die 
grosse Dampfmaschine, welche zum Betrieb der Wasch¬ 
maschinen bestimmt ist, durch die Fasszieherkompagnie 
in den Kellerraum hinabgelassen, welcher schwierige 
Transport ohne Unfall glücklich vor sich gegangen ist. 
Uebersiedlung. Das Garnisons-Spital in Linz ist in 
seine neue Anlage übersiedelt und sind wir begierig, nach 
Verlauf des kommenden Winters zu erfahren, wie sich 
die Gebäude, die bekanntlich mit einem Nachlass von 
K 248.787*— von der veranschlagten Bausumme per 
K 746.800*— errichtet wurden, bewährt haben werden. 
Dieses horrende Minderangebot hat nicht nur in hiesigen 
sondern auch in Wiener Baukreisen grosses Aufsehen 
hervorgerufen und sind auch während der Bauzeit unter¬ 
schiedliche Differenzen mit den dabei beschäftigt ge¬ 
wesenen Arbeitern hauptsächlich wegen Lohnabzüge vor¬ 
gekommen. 
Schotterlieferung. Der Gemeinderat hat die Schotter¬ 
lieferung für die Stadt Linz pro 1904 dem Postmeister 
A. Winkler übertragen. 
Vom Yolksgartensalon. Man schreibt uns: Täglich 
mehren sich die Klagen über die schlechte Akustik im 
neuen städtischen Volksgartensalon, was namentlich bei 
Militärkonzerten fühlbar wird und den Besuch derselben 
wesentlich abschwächt. Diesem Uebelstand möglichst 
abzuhelfen, wird wohl das Stadtbauamt berufen sein, was 
ohne Aufschub geschehen sollte, um einem grossen Teil 
des besseren Publikums das Sonntagnachmittags-Ver- 
gnügen nicht zu verleiden. 
Wasserversorgung in Ebelsberg. Nachdem die 
Gemeinde Ebelsberg vom Landesausschusse die Be¬ 
willigung erhalten hat, ein Anlehen von K 60.000*— bei 
einem Geldinstitute aufzunehmen, um den Markt mit 
einer Wasserleitung versehen zu lassen, so dürfte die 
Inangriffnahme dieser Anlage nach dem Projekte der Bau¬ 
unternehmung Rumpel noch laufendes Jahr erfolgen. 
Neue Baustellen in Wels. Der Gemeinderat in Wels 
hat die Parzellierung des städtischen Grundes nördlich 
der Salvatorstrasse genehmigt, wodurch eine Anzahl 
neuer Baustellen geschaffen wurden. 
Kanalbauten in Innsbruck. Der Gemeinderat in Inns¬ 
bruck hat K 400.000*— für Kanalisierungsarbeiten be¬ 
willigt und das Stadtbauamt beauftragt, die erforderliche 
Offertausschreibung noch im heurigen Jahre vorzu¬ 
nehmen. 
Instandhaltung der Gebäude. Wie uns aus Stadt- 
Steyr mitgeteilt wird, beabsichtigt ein dortiger Maurer¬ 
meister den Hausbesitzern der Stadt ein Programm vor¬ 
zulegen, wonach er sich für eine jährliche Pauschal¬ 
summe verpflichten will, die Instandhaltung ihrer Gebäude 
zu übernehmen. In welcher Weise dieser Herr die Be¬ 
rechnung aufzustellen beabsichtigt und was er unter In¬ 
standhaltung zu verstehen beliebt, dürfte erst nach Ver¬ 
öffentlichung des Programms herauszufinden sein. 
Zum Bau der neuen Artilleriekaserne in Steyr. Am 
28. d. M. findet die Offertverhandlung behufs Vergebung 
der Bauarbeiten zur Errichtung der neuen Artillerie¬ 
kaserne in der Stadt Steyr statt. Der grossartige Bau,
	        
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