Nr. 20.
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
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er sei fürs Studieren geschaffen, beherrschen und ihn
vielleicht einer Laufbahn zuführen, in der er sich später
enttäuscht fühlt. Und warum müssen Enttäuschungen,
bittere Erfahrungen sich einstellen? Weil man immer
noch im Mittelstände in dem Wahne lebt, vorzügliche
Kenntnisse müssen schliesslich den Strebsamen (nicht
den Streber) zum Ziele führen.
Denken wir doch einmal an den Beamtenstand, welche
Protektion macht sich da auf allen Gebieten breit, seichte
Köpfe erhalten durch Empfehlungen und Rücksichten
aller Art die höchsten Stellen, während das Talent, der
biedere unerschrockene Charakter, der sich nicht bei
jeder Gelegenheit zum „Stehauf" herab würdigt, die eigent¬
liche Arbeit leisten muss, bei einem oft sehr bescheidenen
Einkommen. Was nützt den Bedauernswerten die so¬
genannte „sichere Existenz", die ihnen oft nicht bloss
Selbstverleugnung bis zum Uebermass, sondern auch
nicht selten noch Nahrungssorgen einbringt?
Die besten Schüler werden häufig duroh Unkenntnis
der Sachlage von ihren eigene^ Eltern auf solch dornen¬
volle Laufbahn gedrängt und so einem Stande entzogen,
der ihrer mehr bedarf und der ihnen sicherlich eine freie
und nicht weniger achtungswerte Lebensstellung gebracht
hätte. Es ist dies unser Gewerbestand! 0 weh! wird
mancher rufen, mit dem schaut? s auch windig aus! Mit
nichten! Man halte sich vor Augen, dass unser deutsches
Gewerbe, obzwar von massgebendster Seite bisher nur
mit leeren Versprechungen, schönen Worten, nie aber
mit wirklich durchgreifenden Mitteln unterstützt, trotz
der überall empor wuchernden Schmutzkonkurrenz sich
noch sehr gut hält, dass der tüchtige Gewerbetreibende
auch heute noch seine Rechnung findet und dass alles
noch viel besser wäre, wenn ihm ein tüchtig geschulter
Nachwuchs zugeführt würde.
Wer lernt denn heute ein Handwerk? Fraget die
Meister, sie werdens euch sagen. Gewöhnlich die mittel-
mässigen und schlechteren Schüler, Kinder die es oft mit
„Ach und Krach" bis zur fünften Volksschulklasse ge¬
bracht haben. Wie können aus diesen dann während
der drei oder vier Lehrjahre tüchtige Gesellen werden?
Sie sitzen ihre Zeit ab und der Meister wird manchmal
ein Auge zudrücken müssen, wenn der Bursche frei¬
gesprochen wird. Was aber können dann solche Gesellen
leisten? Vom Wandern wollen sie in der Regel nichts
wissen, verzichten also auch auf diese wichtigste Vor¬
schule zur künftigen Selbständigkeit. Wenn sie dann
wirklich einmal selbst anfangen, darf es niemand wundern,
wenn es nicht geht. Sie aber drücken durch ihre Pfusch¬
arbeit tüchtige Meister und bringen ihren Stand beim
Volke in schiefes Licht.
Wecken wir also in unseren Knaben in der Schule,
im Hause, frühzeitig die Liebe zum Gewerbe, und die
guten Folgen werden gewiss nicht ausbleiben. Wir sind
hiezu auch aus nationalen Gründen verpflichtet. Denn
wie will der deutsche Meister seinen Verpflichtungen
nachkommen, wenn ihm nicht deutsche Buben und Ge¬
sellen zur Verfügung stehen? Er muss sich mit Anders¬
sprachigen behelfen und dass diese dann, wenn sie mit
Dienstmädchen gleicher Nationalität sich einen Herd
gründen, in wirksamer Weise ihrer Nation dienen, das
ist schon unzähligemale ausgesprochen worden. Darum
deutsche Eltern, haltet den deutschen Gewerbestand,
den mächtigsten Grundpfeiler unseres Volkstumes, in
Ehren und beweiset es, indem ihr ihm eure, hoffnungs¬
vollen Söhne zuführt. F. G ... blt.
Lokale Baunotizen.
Ton den Krankenliauszubauten in Linz. Durch die
schöne Witterung begünstigt, sind die fünf Pavillon¬
bauten beim Allgemeinen Krankenhause schon bis zur
Parterrehöhe gediehen, und hofft man, die sämtlichen
Objekte noch vor Eintritt der kalten Jahreszeit unter
Dach bringen zu können. In voriger Woche wurde die
grosse Dampfmaschine, welche zum Betrieb der Wasch¬
maschinen bestimmt ist, durch die Fasszieherkompagnie
in den Kellerraum hinabgelassen, welcher schwierige
Transport ohne Unfall glücklich vor sich gegangen ist.
Uebersiedlung. Das Garnisons-Spital in Linz ist in
seine neue Anlage übersiedelt und sind wir begierig, nach
Verlauf des kommenden Winters zu erfahren, wie sich
die Gebäude, die bekanntlich mit einem Nachlass von
K 248.787*— von der veranschlagten Bausumme per
K 746.800*— errichtet wurden, bewährt haben werden.
Dieses horrende Minderangebot hat nicht nur in hiesigen
sondern auch in Wiener Baukreisen grosses Aufsehen
hervorgerufen und sind auch während der Bauzeit unter¬
schiedliche Differenzen mit den dabei beschäftigt ge¬
wesenen Arbeitern hauptsächlich wegen Lohnabzüge vor¬
gekommen.
Schotterlieferung. Der Gemeinderat hat die Schotter¬
lieferung für die Stadt Linz pro 1904 dem Postmeister
A. Winkler übertragen.
Vom Yolksgartensalon. Man schreibt uns: Täglich
mehren sich die Klagen über die schlechte Akustik im
neuen städtischen Volksgartensalon, was namentlich bei
Militärkonzerten fühlbar wird und den Besuch derselben
wesentlich abschwächt. Diesem Uebelstand möglichst
abzuhelfen, wird wohl das Stadtbauamt berufen sein, was
ohne Aufschub geschehen sollte, um einem grossen Teil
des besseren Publikums das Sonntagnachmittags-Ver-
gnügen nicht zu verleiden.
Wasserversorgung in Ebelsberg. Nachdem die
Gemeinde Ebelsberg vom Landesausschusse die Be¬
willigung erhalten hat, ein Anlehen von K 60.000*— bei
einem Geldinstitute aufzunehmen, um den Markt mit
einer Wasserleitung versehen zu lassen, so dürfte die
Inangriffnahme dieser Anlage nach dem Projekte der Bau¬
unternehmung Rumpel noch laufendes Jahr erfolgen.
Neue Baustellen in Wels. Der Gemeinderat in Wels
hat die Parzellierung des städtischen Grundes nördlich
der Salvatorstrasse genehmigt, wodurch eine Anzahl
neuer Baustellen geschaffen wurden.
Kanalbauten in Innsbruck. Der Gemeinderat in Inns¬
bruck hat K 400.000*— für Kanalisierungsarbeiten be¬
willigt und das Stadtbauamt beauftragt, die erforderliche
Offertausschreibung noch im heurigen Jahre vorzu¬
nehmen.
Instandhaltung der Gebäude. Wie uns aus Stadt-
Steyr mitgeteilt wird, beabsichtigt ein dortiger Maurer¬
meister den Hausbesitzern der Stadt ein Programm vor¬
zulegen, wonach er sich für eine jährliche Pauschal¬
summe verpflichten will, die Instandhaltung ihrer Gebäude
zu übernehmen. In welcher Weise dieser Herr die Be¬
rechnung aufzustellen beabsichtigt und was er unter In¬
standhaltung zu verstehen beliebt, dürfte erst nach Ver¬
öffentlichung des Programms herauszufinden sein.
Zum Bau der neuen Artilleriekaserne in Steyr. Am
28. d. M. findet die Offertverhandlung behufs Vergebung
der Bauarbeiten zur Errichtung der neuen Artillerie¬
kaserne in der Stadt Steyr statt. Der grossartige Bau,