Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Nr. 18. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 141. 
Kuhn in Berg i. W. und vom Eisenwerke Konkordia- 
Hameln zur Ausstellung gelangt. 
Neben den Schotterstrassen wurde Granit, Basalt, 
Travertin u. a., die Gruppe der natürlichen Steine, in 
allen Teilen der Welt zu Stadtpflasterungen, Assanierungs¬ 
arbeiten verwendet. Diese Steine sind in verschiedenen 
Abmessungen vollkommen eben, gleichmässig meist mit 
Maschinen geschnitten, zum Verlegen vollkommen fertig 
hergestellt. Doch ist das Vorkommen derartiger harter 
Steinstoffe nicht allzu häufig, sodass sie von entfernten 
Orten bezogen werden müssen. Das Königreich Sachsen 
besitzt bedeutende Lager solcher für Strassendeckungs- 
zwecke geeigneter Hartsteine und finden wir zahlreiche 
Proben, wie Granit, aus verschiedenen Orten des Fichtel¬ 
gebirges, Voigtlandes, Arten, die auch zu Steinmetz¬ 
arbeiten aller Art verarbeitet werden können. Sehr ge¬ 
lungen ist unter den sächsischen Ausstellern das De¬ 
monstrationsobjekt der Fruchtschieferbrüche in Tirpers- 
dorf von Max Härtel. Es soll sich als sehr wetterfest 
erweisen und ist ein dem Andalusitschiefer ähnlicher 
Stoff und enthalten dessen Einsprünge Oordierit und 
Aluminiumsilikat, deren Härte mit Quarz auf einer Stufe 
steht. In geschliffenem und poliertem Zustande ist der 
Fruchtschiefer von besonders schönem Aussehen und 
zu besseren Bauarbeiten verwendet. Das Voigtland ist 
durch die Tlieumaer Plattenbrüche durch eine Schau¬ 
aufstellung im Parke vertreten. Wir sehen hier sehr 
sauber verarbeitete, tadellos gesägte Kantsteine für 
Fusswege, gestockte Bordsteine mit gesägten Kanten, 
wie von M. Zenker in Bautzen bossierte und rohe 
Pflastersteine. Doch ist neben den vielen Steinstoffen auch 
das keramische Strassendeckfabrikat nicht vernachlässigt 
worden. Man muss sagen, dass dies über Erwartung ge¬ 
schehen ist. 
Seit Jahren wird in den zahlreichen Tonindustrie- 
Fachzeitungen Deutschlands die Werbetrommel für die 
Herstellung von Strassendeckmaterial aus Ton ge¬ 
rührt. Es wurde besonders auf die Vereinigten Staaten 
Nordamerikas hingewiesen, wo in gewissen an Natur¬ 
steinen armen Gegenden als einziger Strassendeckstoff 
der Städte vorzüglich gearbeitete Tonwürfel oder Klinker 
verwendet werden sollen. Es ist richtig, dass bereits in 
gewissen amerikanischen Städten, wo sich die Klinker¬ 
fabrikation zu einer technischen und wirtschaftlichen Be¬ 
deutung emporgeschwungen hat, die meisten Fahrbahnen 
mit Tonstoff gepflastert sind, doch war, als ich vor 
10 Jahren die wichtigeren Unionstädte bereiste, noch 
lange nicht von einer Verallgemeinung des Backsteines 
für Strassenbauzwecke die Rede. Die vielfachen Auf¬ 
forderungen, einen dem amerikanischen Fabrikat ähnlichen 
Klinker zu erzeugen, haben in Deutschland, nachdem 
bereits in Oesterreich-Ungarn einige Betriebe errichtet 
wurden, auch Widerhall gefunden und sind in mehreren 
Ländern des Reiches Fabriken, in denen Pflasterklinker 
hergestellt werden. Leider haben sich die grossen Er¬ 
wartungen, die man an die Aufnahme dieser Industrie 
geknüpft hat, bisher nur in verschwindend geringem 
Masse erfüllt. Man kann kaum sagen, dass man mit den 
Tonplatten, Trottoirplatten für Fusswege, mit Ausnahme 
der Rheinprovinz und einiger süddeutscher Städte, auch 
keinen nennenswerten Erfolg aufweisen kann. Zement¬ 
platten haben viel grössere Verbreitung gefunden. Es 
ist dies umso befremdlicher, als von allen in Rede 
kommenden Fabriken tatsächlich gutes Material erzeugt 
wird und auch zur Lieferung gelangt. Es hat wohl bei 
einem grossen Teil der Interessenten an einem ent 
schiedenen Eintreten für ihr Fabrikat bei den Stadt¬ 
verwaltungen gefehlt — von denen doch die Einführung 
des Klinkers für Strassendeckungszwecke abhängt. An 
Gegnern, ob mit oder ohne persönliches Geschäftsinteresse, 
hat es dem Tonpflaster sicher nirgends, wo es über¬ 
haupt erzeugt wird, gefehlt. Die Hauptbeschwerde¬ 
punkte sind das rasche Abnützen, Zermalmen, Aus¬ 
treten von Klinkern und Platten, das Glitschigsein bei 
Regen und Frost, das besonders auf der Fahrbahn für 
Menschen und Zugtiere lebensgefährlich wird. Freilich 
schweigen sich die Gegner des Ziegels über die schlimmen 
Seiten des von ihnen empfohlenen Befestigungsstoffes 
gründlich aus. Alles wird im glänzendsten Lichte dar¬ 
gestellt und wie oft hört man von Menschen und Pferden, 
die auf schlüpfrigen oder gefrorenen Granitwürfeln Hals 
und Beine gebrochen haben. 
Unsere Klinkerfabrikanten haben, wenn auch in be¬ 
scheidener Zahl, das Tonpflaster in der Ausstellung lose 
oder verlegt vorgeführt und in Erinnerung gebracht. So 
einfarbige Trottoirplatten 0. Kauffman in Niedersedlitz 
bei Dresden, der auch Mosaikplatten, Klinker und Ver¬ 
blender zur Ausstellung bringt. Sehr erfreulich ist die 
Strassendeckung mit grauen Trottoirplatten, die sich 
auch in Oesterreich bestens bewährt haben und zuerst 
von den Kaolinwerken in Ober-Bris hergestellt wurden. 
Sie sind von den Meissener Tonwaren- und Kunststein- 
fabriken A.-G. vorgeführt, die auch sehr gute Eisen¬ 
klinker, Rinnsteine für Strassenbauzwecke vorführt. Im 
Park hat Fabrikant A. Schmidt in Wilsdruff bei Dresden 
Pflastersteine neben anderen Bautonwaren ausgestellt, 
J. Tittelbach, ein anderer Meissener Fabrikant, stellt gut 
gebrannte Fussbahnsteine in verschiedenen Farben ver¬ 
legt, sowie Klinkerplatten in der Strassenbaugruppe aus. 
Man ersieht, dass die Lust zur Beteiligung an dieser 
für die Strassenpflasterung so hochwichtigen Ausstellung 
im Kreise der Fabrikanten nur sehr gering war. Auch 
den anderen vorgeführten Strassendeckstoffen wollen wir 
einige Worte widmen. 
Lokale Baunotizen. 
Stockw erkauf hau. Den Aufbau des zweiten Stock¬ 
werkes am Hause Fadingerstrasse Nr. 27, der Frau 
Theresia Kraft gehörig, hat der Baumeister Herr Franz 
Weikl erhalten. 
Pflasterungsarbeiten. Der Gemeinderat hat in seiner 
letzten Sitzung vom 2. d. M. beschlossen, die Pflasterung 
am Elisabethkai und die Lieferung von Randsteinen für 
diese Pflasterung dem Herrn Johann Oberhuber zu 
übertragen. Der Preis der Pflasterung ist 561 K 60 h, 
jener der Lieferung 775 K. 
Parzellierung. Der Gemeinderat hat die Parzellierung 
des Grundes der Frau Anna Majovsky in der Goethe¬ 
strasse genehmigt. 
Pflasterung am Polygonplatz. Ueber Referat des 
Gemeinderates Beyer hat der Gemeinderat in seiner 
letzten Sitzung am 2. d. M. die Pflasterung am Polygon¬ 
platz dem Pflasterermeister Herrn Johann Oberhüber 
für 4068 K 60 h übertragen. 
Kasernerweiterung und Krankenhauszubau. Aus 
Wels wird uns berichtet: die Pläne für die Erweiterungs¬ 
bauten der Landwehrkaserne wurden genehmigt. Auch 
dürften demnächst die Vorarbeiten für den Bau eines 
Marodenhauses der Landwehr zur Durchführung gelangen, 
nach dem dieEinbeziehung des erforderlichen in der Ge¬
	        
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