Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Nr. 17. 
Seite 131. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Massigen, durch langjährige Erfahrungen bewährten 
Materiale, durch geschulte Arbeiter auf einer solid ge¬ 
legten Portland-Zement-Betonbettung ausgeführt wurde, 
ist eine ganz ausserordentlich lange, selbst bei enormem 
Verkehre, wie z. B. in London, wo in der inneren Stadt 
— der sogenannten City — ein Verkehr herrscht, wie er 
in der ganzen Welt kaum seinesgleichen aufweisen kann. 
Bevor wir aber authentische Daten über die Lebens¬ 
dauer einiger berühmt gewordener Asphaltstrassen an¬ 
führen, wollen wir den Grund dieser grossen Wider¬ 
standsfähigkeit darlegen. Eine neu gelegte Stampf¬ 
asphaltstrasse hat meist eine Stärke von 5 Zentimeter. 
Sobald dieselbe dem Verkehre übergeben und befahren 
-wird, tritt weitere Komprimierung ein, welche gewöhnlich 
bei gutem Materiale zwei bis drei Jahre andauert. Nach 
Versuchen des Verfassers beträgt das durchschnittliche 
spezifische Gewicht einer neuen Schichte Val de Travers- 
Asphaltes 2T9, dagegen das einer jahrelang durch den 
Verkehr komprimierten Schichte 2*39. Der Gewichts¬ 
verlust nach vieljähriger Befahrung beträgt nur wenige 
Perzent des ursprünglichen Gewichtes. Ist die Schicht 
ganz komprimiert, so beginnt die Abnützung der Ober¬ 
fläche, welche per Jahr, bei mittlerem Verkehre, ungefähr 
1 Millimeter, bei schwerem Verkehre 11/2 Millimeter be¬ 
trägt. Nehmen wir also an, dass eine 5 Zentimeter starke 
Asphaltschichte sich in den ersten drei Jahren etwa 
1/2 Zentimeter komprimiert und bei mittlerem Verkehre 
nach weiteren 16 Jahren um 1 Millimeter per Jahr, also 
im ganzen noch 1G/10 Zentimeter abnützt, so verbleibt 
am Ende des 19. Jahres eine Stärke von 2[) 10 Zenti¬ 
meter oder, wenn eine sehr (schwer) befahrene Strasse 
sich in den ersten zwei Jahren noch 1/2 Zentimeter kom¬ 
primiert und nach weiteren 16 Jahren um 11/2 Millimeter 
per Jahr, also im ganzen noch 2410 Zentimeter abnützt, 
so verbleibt am Ende des 18. Jahres eine Stärke von 
21/10 Zentimeter, was mit dem Durchschnitt der bisherigen 
Erfahrungen übereinstimmt. Zwei Beispiele werden von 
Interesse sein. Im Jahre 1869 wurde aus der bereits 
oben erwähnten Fahrbahn der Rue Bergere in Paris ein 
Stück herausgeschnitten, welches seit 1854, also während 
fünfzehn Jahren, dem Verkehr gedient hatte. Die ur¬ 
sprüngliche Stärke war 6 Zentimeter, im Jahre 1869 war 
sie noch 43/10 Zentimeter, das Gewicht dagegen hatte 
sich nur um 5°/o verringert. Die Asphaltdecke in der 
Threadneedle Street, London, dicht bei der Bank of 
England, wo nach Angabe des Ingenieurs Ellice Clark 
ein jährlicher Verkehr von 200.000 Tonnen per Meter 
Strassenbreite stattfindet, befand sich nach 16jähriger 
Benützung noch in vollkommen gutem Zustande. Noch 
glänzender aber hat sich der Asphalt (Val de Travers) 
auf der Fahrbahn der Cheapside, einer der Hauptverkehrs¬ 
adern im Herzen der City of London, bewährt. Dort 
passieren täglich zirka 15.000 Fuhrwerke — was einer 
spezifischen Befahrung von mehr als 500.000 Tonnen per 
Jahr per Meter Strassenbreite entspricht. Diese Strasse 
hat zirka 16 Jahre vortrefflich gehalten und war während 
dieser Zeit keinen Augenblick abgesperrt, die unbedeu¬ 
tenden zeitweiligen Reparaturen wurden ohne den Ver¬ 
kehr zu stören ausgeführt, was ja bekanntlich ein grosser 
Vorzug der Asphaltpflasterung in verkehrsreichen Städten 
ist. Nach 16 Jahren betrug die Stärke immer noch lx;2 
bis 2 Zentimeter. 
Es gilt gewöhnlich als Regel, dass, wenn die Asphalt¬ 
schichte bis auf 2 Zentimeter abgefahren ist, eine Um¬ 
legung stattfindet, wobei das Altmateriale immer noch 
einen kommerziellen Wert besitzt und häufig von dem 
Unternehmer nach Gewicht übernommen wird. Die Dauer 
der Betonbettung, wenn dieselbe ursprünglich solid her¬ 
gestellt wurde, ist bekanntlich fast unbegrenzt und er¬ 
möglicht eine mehrmalige Umlegung der eigentlichen 
Asphaltdecke, ohne dass das Fundament erneuert zu 
werden braucht. 
Wenn ein Krafterzeuger, eine Maschine, ein Mechanis¬ 
mus oder dergleichen bekannt würde, bei welchem sich 
eine Ersparnis von 50°/0 konstatieren Hesse, so würde 
dessen Wert unschätzbar sein. Asphaltpflaster bewerk¬ 
stelligt dies, denn genaue dynamometrische Versuche 
haben ergeben, dass bei Fuhrwerk auf Asphalt die not¬ 
wendige Zugkraft 48 °/0 geringer ist als bei Steinpflaster, 
also ein Pferd zieht auf Asphalt dieselbe Last wie zwei 
Pferde auf Stein und wird dabei viel mehr geschont. 
Aber ganz abgesehen von der 50°/0igen Ersparnis an 
Zugkraft und ausserdem an Reparaturen der Fuhrwerke, 
welche in einer Grosstadt sich auf Millionen beläuft, ist 
durch Einführung von Asphalt an Stelle von Steinpflaster 
eine ganz enorme Ersparnis an den jährlichen Kosten 
der Strassenreinigung und Strassenabfuhr zu erzielen 
und in der Tat erzielt worden. Vor einer Versammlung 
der Americain Society of Civil Engineers im Dezember 
1896 konstatierte Colonel Waring, dessen Ruf als Re¬ 
organisator der Strassenverwaltung von Newyork weit 
über die Grenzen seiner Heimat hinaus gedrungen ist, 
dass, wenn sämtliche Strassen in Newyork, ausge¬ 
nommen diejenigen, wo die Steigung zu bedeutend ist, 
mit Asphalt gepflastert wären, die Kosten der Strassen¬ 
reinigung von 1,200.000 Dollars auf 700.000 Dollars redu¬ 
ziert würden, also eine Reduktion von rund 42% oder 
500.000 Dollars zu 4 °/0 kapitalisiert = 12,500.000 Dollars. 
Im Jahre 1896, wo obiges Dictum abgegeben wurde, 
besass aber Newyork bereits bei einer Strassenlänge von 
431 englischen Meilen zirka 94 englische Meilen Asphalt¬ 
strassen ; seitdem sind weitere grosse Flächen asphaltiert 
worden und betrug die Gesamtasphaltfläche am 1. Jänner 
1899 rund 2,400.000 Quadratmeter (inklusive Vorstadt 
Brooklyn) bei einer Bevölkerung von 2,860.000. Ueberhaupt 
hat sich in den letzten Jahren die Asphaltierung in den 
Städten Amerikas, dem Beispiele Europas folgend, über¬ 
raschend schnell ausgedehnt, wie aus folgender Tabelle 
ersichtlich: 
Tabelle 
der Asphaltflächen in einigen amerikanischen Städten 
am 1. Jänner 1899. 
Stadt 
Bevölkerung 
Asphalt m2 
New-York (mit Brooklyn) . 
2,860.000 
2,400.000 
Buffalo 
260.000 
3,240.000 
Indianopolis 
110.000 
730.000 
Kansas City 
140.000 
920.000 
Philadelphia 
1,150.000 
2,500.000 
Washington 
240.000 
2,170.000 
Das in Amerika übliche System der Asphaltierung 
weicht im wesentlichen von dem in Europa üblichen 
dadurch ab, dass dort eine Kombination von Gussasphalt 
mit Komprimierung angewendet wird, während bekannt¬ 
lich europäische Städte fast ausschliesslich Asphalt ver¬ 
wenden, welcher in nichtflüssiger Form, das heisst als 
erwärmtes Pulver komprimiert wird. 
Ellice Clark, der ehemalige Präsident der Association 
of Municipal Engineers (Verein der städtischen Ingenieure 
Englands) hat nachgewiesen, dass Asphalt die geringste 
Strassenabfuhr erfordert, nämlich:
	        
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