Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 125 
Nr. IG 
es nicht billiger wäre, unter Anwendung des Ventilators 
fortwährend Luft von aussen zu entnehmen und zu 
erwärmen, um sie nach Sättigung mit Dampf ins Freie 
zu führen. Es müsste dann allerdings immer die 
Temperatur der freien Luft und deren wechselnder 
Feuchtigkeitsgehalt beachtet werden, was den Betrieb 
etwas umständlicher machen würde. Bei jeder neuen 
Trockenanlage wäre die Sachlache wohl besonders zu 
berücksichtigen. In Bezug auf die Aufstellung des 
Holzes empfiehlt es sich, Stücke, welche, wie Dielens 
oder Parkettplatten, breite und schmale Flächen haben, 
so zu lagern, dass die breite Fläche senkrecht steht, 
sofern der Luftzug wie üblich von unten nach oben 
oder umgekehrt geht. Dann findet eine gleichmässig 
rasche Berührung der warmen Luft mit den breiten 
Flächen statt, was nicht in dem Grade der Fall ist, wenn 
sich die Luft seitlich in die Zwischenräume bewegen 
müsste, wie bei horizontaler Lagerung der Platten. 
Kann bei Anwendung eines Ventilators die Luft seitlich 
von einer senkrechten ganzen Wandfläche zur gegen¬ 
überstehenden getrieben werden, was jedoch besondere 
Kanalanordnungen erfordert, so wird auch bei horizontaler 
Lagerung der Platten ein guter Effekt erzielt werden. 
Dem ungleichmässigen Schwinden des Holzes, wie 
es sich infolge stärkerer Austrocknung an der Ober¬ 
fläche, als im Innern durch Risse und Sprünge äussert, 
kann man durch Trocknen bei hoher Temperatur in 
nahezu gesättigter Luft entgegenwirken. Mittels Venti¬ 
lators treibt man die Luft wiederholt durch die Holz¬ 
masse, ohne sie im Kondensator abzukühlen. Setzt man 
dies längere Zeit fort, so wird die Holzmasse allmählig 
bis ins Innere hinein die gleichmässig hohe Temperatur 
annehmen. Dann lässt man die Luft im Kondensator nur 
wenig kühlen und von ihrem Wasser verlieren, so dass 
sie etwas neuen Dampf von dem Holze aufzunehmen 
vermag; die Verdampfung wird sich nun auch in das 
warme Innere fortsetzen und dieses sich ebenfalls 
zusammenziehen. 
Ein gewisser Unterschied in dem Feuchtigkeits¬ 
gehalte des Holzes zwischen aussen und innen wird ja 
Ins zum gewünschten Grad der Austrocknung des Holzes 
immer bleiben; ist derselbe jedoch nicht gross, so wird 
auch der Schwindunterschied nicht gross sein und kein 
Reissen eintreten. Versuche in diesem Sinne wären zu 
empfehjen, erfordern aber eine' aufmerksame Beobachtung 
im Hinblick auf Temperatur und Feuchtigkeitszustand 
der Trockenraumluft, sowie der Leitung des Betriebes. 
T. Cr. 
Neue Art der Entwässerung von 
Baugruben. 
Es handelt sich hier um eine eigenartige Methode 
zur Beseitigung des Grundwassers aus den Baugruben. 
Statt, wie so üblich, das Wasser aus dem Sumpf der 
Grube abzupumpen oder es durch Spundwände und Ton¬ 
dichtungen ganz abzuschliessen und nur durch den 
seitlich etwa durchdringenden Ueberschuss oder das von 
unten aufquellende Wasser wegzuschaffen, ist bei diesen 
Arbeiten der ganze Grundwasserspiegel um die Bau¬ 
grube herum bis auf beinahe zwei Meter unter denselben 
durch Anlage einer grösseren Anzahl von Rohrbrunnen 
und Abpumpen des Wassers abgesenkt worden. 
Diese Art der Entwässerung ersparte das Schlagen 
von Spundwänden in dem wasserdurchtränkten Boden. 
Die Arbeitsmethode zeichnet sich durch ihre grosse 
Sicherheit, Einfachheit und Billigkeit aus. Ueber die 
Ausführungsweise ist folgendes zu bemerken: Bis zum 
gewöhnlichen Grundwasserspiegel wurde die Baugrube 
in der sonst üblichen Weise ausgeschachtet und ihre 
Erdwand mit Bohlen bekleidet und ausgesteift. Dann 
wurden neben einer der Wände in Abständen von un¬ 
gefähr 10 Meter die 20 Zentimeter weiten Bohrrohre der 
Rohrbrunnen eingebohrt und in diese die unten offenen 
Saugröhren von 10 Zentimeter Durchmesser eingebaut. 
Diese Saugrohre wurden dann in Gruppen zu 8 bis 10 
durch Querrohre verbunden und an eine Dampfpumpe, 
eine fahrbare Kreiselpumpe mit unmittelbarem Antriebe, 
angeschlossen, die in ununterbrochener Arbeit den Grund¬ 
wasserspiegel senkte, so dass die Grube, dem Sinken 
des Wassers folgend, im Trockenen bis zur nötigen 
Tiefe weiter ausgeschachtet, mit Bohlen bekleidet 
und abgesteift und auch die Mauerarbeit im Trockenen 
ausgeführt werden konnte. Während diese Arbeiten vor 
sich gingen, wurde inzwischen im weiteren Fortschreiten 
der Bauarbeiten das nächste Feld der Baugrube bis zur 
Tiefe des dortigen Grundwasserspiegels ausgeschachet, 
bekleidet und abgesteift. Die im ausgebauten Felde nun¬ 
mehr überflüssig gewordene Rohrleitung wurde nun ab¬ 
gebaut, die Saug- und Brunnenrohre wurden heraus¬ 
gezogen, die Verbindungsrohre abgenommen, die Ab¬ 
steifungen u. s. w. entfernt- und die Grube verfüllt. 
Von den verwendeten Dampfpumpen förderte die 
erste mit einem 13 Zentimeter starken Saugrohre un¬ 
gefähr 2500 Kubikmeter, die andere mit einem 16 Zenti¬ 
meter starken Saugrohre etwa 4500 Kubikmeter in 24 
Stunden. Die Absenkung des Grundwasserspiegels um 
1 Meter dauerte durchschnittlich 15 Stunden. Im all¬ 
gemeinen konnte die Dampfpumpe 8 Rohrbrunnen be¬ 
dienen; wo der Wasserandrang verhältnismässig stark 
war, dagegen nur zwei. Im reinen, unter der Sohle der 
Baugrube anstehenden Sande blieb der Wasserspiegel 
neben dem Brunnen um 1*5 Meter höher als im Brunnen¬ 
rohr selbst, infolge der Reibung des Wassers gegen den 
Sand. Mit der veränderten Beschaffenheit des Sandes, 
Korngrösse, Reinheit — änderte sich der Höhenunter¬ 
schied, wie ja überhaupt das ganze Verfahren auf dem 
Vorhandensein dieser Reibung oder der Verzögerung im 
Nachströmen des Grundwassers — der Bodendurchlässig¬ 
keit — beruht, wodurch die Oberfläche Mulde mit dem 
tiefsten Punkt an dem Brunnen oder der Gruppe von 
Brunnen annimmt. Während bei dem sonst üblichen 
Auspumpen des Grubenwassers aus dem Sumpf der Bau¬ 
grube der Sand die Neigung zum Quellen und Treiben 
zeigt, hört dies bei der Absenkung des Grundwassers 
auf, weil das Wasser statt des Auftriebes das Bestreben 
hat, nach unten zu versinken, worin ein weiterer sehr 
wesentlicher Vorteil der beschriebenen Arbeitsmethode 
liegt. „Baukeramik“. 
Lokale Baunotizen. 
Die Adaptierungsarbeiten im k. k. Hauptpostamts- 
Gebäude in Linz. In Baukreisen hat die Nachricht, dass 
im k. k. Hauptpostamts-Gebäude in Linz bedeutende 
Adaptierungsarbeiten vorgenommen werden sollen, eine 
grosse Ueberraschung hervorgerufen, denn man war der 
Meinung, dass das k. k. Aerar nach langer Prüfungszeit 
sich doch dazu entschliessen würde, das Postgebäude 
nach den Plänen des ehemaligen Linzer Architekten und
	        
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