ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
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Nr. IG
es nicht billiger wäre, unter Anwendung des Ventilators
fortwährend Luft von aussen zu entnehmen und zu
erwärmen, um sie nach Sättigung mit Dampf ins Freie
zu führen. Es müsste dann allerdings immer die
Temperatur der freien Luft und deren wechselnder
Feuchtigkeitsgehalt beachtet werden, was den Betrieb
etwas umständlicher machen würde. Bei jeder neuen
Trockenanlage wäre die Sachlache wohl besonders zu
berücksichtigen. In Bezug auf die Aufstellung des
Holzes empfiehlt es sich, Stücke, welche, wie Dielens
oder Parkettplatten, breite und schmale Flächen haben,
so zu lagern, dass die breite Fläche senkrecht steht,
sofern der Luftzug wie üblich von unten nach oben
oder umgekehrt geht. Dann findet eine gleichmässig
rasche Berührung der warmen Luft mit den breiten
Flächen statt, was nicht in dem Grade der Fall ist, wenn
sich die Luft seitlich in die Zwischenräume bewegen
müsste, wie bei horizontaler Lagerung der Platten.
Kann bei Anwendung eines Ventilators die Luft seitlich
von einer senkrechten ganzen Wandfläche zur gegen¬
überstehenden getrieben werden, was jedoch besondere
Kanalanordnungen erfordert, so wird auch bei horizontaler
Lagerung der Platten ein guter Effekt erzielt werden.
Dem ungleichmässigen Schwinden des Holzes, wie
es sich infolge stärkerer Austrocknung an der Ober¬
fläche, als im Innern durch Risse und Sprünge äussert,
kann man durch Trocknen bei hoher Temperatur in
nahezu gesättigter Luft entgegenwirken. Mittels Venti¬
lators treibt man die Luft wiederholt durch die Holz¬
masse, ohne sie im Kondensator abzukühlen. Setzt man
dies längere Zeit fort, so wird die Holzmasse allmählig
bis ins Innere hinein die gleichmässig hohe Temperatur
annehmen. Dann lässt man die Luft im Kondensator nur
wenig kühlen und von ihrem Wasser verlieren, so dass
sie etwas neuen Dampf von dem Holze aufzunehmen
vermag; die Verdampfung wird sich nun auch in das
warme Innere fortsetzen und dieses sich ebenfalls
zusammenziehen.
Ein gewisser Unterschied in dem Feuchtigkeits¬
gehalte des Holzes zwischen aussen und innen wird ja
Ins zum gewünschten Grad der Austrocknung des Holzes
immer bleiben; ist derselbe jedoch nicht gross, so wird
auch der Schwindunterschied nicht gross sein und kein
Reissen eintreten. Versuche in diesem Sinne wären zu
empfehjen, erfordern aber eine' aufmerksame Beobachtung
im Hinblick auf Temperatur und Feuchtigkeitszustand
der Trockenraumluft, sowie der Leitung des Betriebes.
T. Cr.
Neue Art der Entwässerung von
Baugruben.
Es handelt sich hier um eine eigenartige Methode
zur Beseitigung des Grundwassers aus den Baugruben.
Statt, wie so üblich, das Wasser aus dem Sumpf der
Grube abzupumpen oder es durch Spundwände und Ton¬
dichtungen ganz abzuschliessen und nur durch den
seitlich etwa durchdringenden Ueberschuss oder das von
unten aufquellende Wasser wegzuschaffen, ist bei diesen
Arbeiten der ganze Grundwasserspiegel um die Bau¬
grube herum bis auf beinahe zwei Meter unter denselben
durch Anlage einer grösseren Anzahl von Rohrbrunnen
und Abpumpen des Wassers abgesenkt worden.
Diese Art der Entwässerung ersparte das Schlagen
von Spundwänden in dem wasserdurchtränkten Boden.
Die Arbeitsmethode zeichnet sich durch ihre grosse
Sicherheit, Einfachheit und Billigkeit aus. Ueber die
Ausführungsweise ist folgendes zu bemerken: Bis zum
gewöhnlichen Grundwasserspiegel wurde die Baugrube
in der sonst üblichen Weise ausgeschachtet und ihre
Erdwand mit Bohlen bekleidet und ausgesteift. Dann
wurden neben einer der Wände in Abständen von un¬
gefähr 10 Meter die 20 Zentimeter weiten Bohrrohre der
Rohrbrunnen eingebohrt und in diese die unten offenen
Saugröhren von 10 Zentimeter Durchmesser eingebaut.
Diese Saugrohre wurden dann in Gruppen zu 8 bis 10
durch Querrohre verbunden und an eine Dampfpumpe,
eine fahrbare Kreiselpumpe mit unmittelbarem Antriebe,
angeschlossen, die in ununterbrochener Arbeit den Grund¬
wasserspiegel senkte, so dass die Grube, dem Sinken
des Wassers folgend, im Trockenen bis zur nötigen
Tiefe weiter ausgeschachtet, mit Bohlen bekleidet
und abgesteift und auch die Mauerarbeit im Trockenen
ausgeführt werden konnte. Während diese Arbeiten vor
sich gingen, wurde inzwischen im weiteren Fortschreiten
der Bauarbeiten das nächste Feld der Baugrube bis zur
Tiefe des dortigen Grundwasserspiegels ausgeschachet,
bekleidet und abgesteift. Die im ausgebauten Felde nun¬
mehr überflüssig gewordene Rohrleitung wurde nun ab¬
gebaut, die Saug- und Brunnenrohre wurden heraus¬
gezogen, die Verbindungsrohre abgenommen, die Ab¬
steifungen u. s. w. entfernt- und die Grube verfüllt.
Von den verwendeten Dampfpumpen förderte die
erste mit einem 13 Zentimeter starken Saugrohre un¬
gefähr 2500 Kubikmeter, die andere mit einem 16 Zenti¬
meter starken Saugrohre etwa 4500 Kubikmeter in 24
Stunden. Die Absenkung des Grundwasserspiegels um
1 Meter dauerte durchschnittlich 15 Stunden. Im all¬
gemeinen konnte die Dampfpumpe 8 Rohrbrunnen be¬
dienen; wo der Wasserandrang verhältnismässig stark
war, dagegen nur zwei. Im reinen, unter der Sohle der
Baugrube anstehenden Sande blieb der Wasserspiegel
neben dem Brunnen um 1*5 Meter höher als im Brunnen¬
rohr selbst, infolge der Reibung des Wassers gegen den
Sand. Mit der veränderten Beschaffenheit des Sandes,
Korngrösse, Reinheit — änderte sich der Höhenunter¬
schied, wie ja überhaupt das ganze Verfahren auf dem
Vorhandensein dieser Reibung oder der Verzögerung im
Nachströmen des Grundwassers — der Bodendurchlässig¬
keit — beruht, wodurch die Oberfläche Mulde mit dem
tiefsten Punkt an dem Brunnen oder der Gruppe von
Brunnen annimmt. Während bei dem sonst üblichen
Auspumpen des Grubenwassers aus dem Sumpf der Bau¬
grube der Sand die Neigung zum Quellen und Treiben
zeigt, hört dies bei der Absenkung des Grundwassers
auf, weil das Wasser statt des Auftriebes das Bestreben
hat, nach unten zu versinken, worin ein weiterer sehr
wesentlicher Vorteil der beschriebenen Arbeitsmethode
liegt. „Baukeramik“.
Lokale Baunotizen.
Die Adaptierungsarbeiten im k. k. Hauptpostamts-
Gebäude in Linz. In Baukreisen hat die Nachricht, dass
im k. k. Hauptpostamts-Gebäude in Linz bedeutende
Adaptierungsarbeiten vorgenommen werden sollen, eine
grosse Ueberraschung hervorgerufen, denn man war der
Meinung, dass das k. k. Aerar nach langer Prüfungszeit
sich doch dazu entschliessen würde, das Postgebäude
nach den Plänen des ehemaligen Linzer Architekten und