Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 114. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAU ZEITUNG'; 
Nr. 15. 
tivateur drängt, ein sicheres Kulturverfahren in Anwendung 
zu bringen, um das erfolgreiche Gedeihen der Anlage zu 
fördern. Es ist nicht denkbar, von der bisher befolgten 
Methode ein Gedeihen der Bäume für den weiteren Be¬ 
stand derselben zu erzielen, da für das Wurzelvermögen 
der wichtigste Faktor, die Erde, oft in notdürftiger oder 
unverhältnismässiger Menge angewendet wird, wie es 
beispielsweise .seinerzeit bei Bepflanzung der Wiener Ring¬ 
strasse der Fall war. Die Gruben zu dieser Pflanzung 
wurden zu tief und zwar 2 m tief (1 m Tiefe genügt) 
und* nur 2 m breit hergestellt, wodurch der zu tief 
liegende Teil der Erde für das Gedeihen nicht den ge¬ 
ringsten Wert hatte, der obere Raum jedoch seiner ge¬ 
ringen Breite wegen für das Wurzelvermögen nicht aus¬ 
reichte und daher einerseits ein nachteiliger Erdmangel 
eintrat. 
Zu diesem unpraktischen Vorgehen gesellten sich noch 
viele andere störende Einflüsse, welche durch die unratio¬ 
nelle Pflege geschaffen wurden und hoffentlich auch noch 
in Zukunft geschaffen werden. Zum Zwecke der Bewässe¬ 
rung wurde nur eine Scheibe belassen und der übrige Raum 
als Strasse verbaut (gepflastert). Auf solche Weise ist eine 
praktische Bewässerung selbstverständlich unmöglich. Das 
Wasser bleibt in der Scheibe auf der verschlämmten festen 
Erde tagelang stehen, ohne die Basis der tief liegenden 
Wurzeln erreichen zu können und es ist einleuchtend, dass 
eine solche Pflege im Verein mit den durch das unrichtige 
Pflanzen selbst geschaffenen Ue,Beiständen das Siechtum 
der Bäume befördert. 
Als Ursache des Zugrundegehens vieler Alleebäume 
wird von Fachmännern angegeben: Unrichtige Wahl der 
Spezies, Unverhältnis der Gruben, Erdmangel, unrichtige 
Wahl der Erde, Raummangel für Pflege, eventuell Be¬ 
wässerung, unrichtige und unzeitgemässe Anwendung 
der Bewässerung, Entfernung des schützenden Schnees 
von den Baumscheiben während jeden Winters, ver¬ 
nichtender Einfluss des an gehäuften Kalkschuttes in 
dem unmittelbaren Bereiche der Gruben, eventuell der 
Wurzeln. Die hochgradige Kälte, welche durch die letzten 
Winter herrschte, dürfte das Ende der Bäume beschleunigt 
haben. 
Es ist daher notwendig, auf alle diese schädlichen 
Faktoren in betreff der Kultur und Anlage Bedacht zu 
nehmen und eine spezielle Anpflanzungs-Methode auf er¬ 
wähntem Boden in Anwendung zu bringen. 
Eine solche Methode der allgemeinen Beachtung zu 
unterbreiten, ist der Zweck nachstehender Zeilen. Die 
Grundlage der von mir vorgeschlagenen Methode ist eine 
rationelle Bewässerung, bewerkstelligt durch Kanalisierung 
und Drainage sowie ein richtiges Verhältnis der Gruben. 
Eine Kanalisierung bis zum Rand der Grube wird aus 
Tonröhren hergestellt, die Drainage von der Mündung der 
Tonröhre durch den Grubenraum durch Baumstämme 
(Lärchen- oder Föhrenstämme samt Rinde), wodurch 
das Begiessen sowie die Zirkulation der Luft auf 
praktische und bequeme Weise durch die in zwei 
Grubenkanäle führende Oeffnung erfolgen kann. 
Die durch kreuzweise Legung der Baumstämme her¬ 
gestellte Drainage führt dem Wurzel vermögen die Feuchtig¬ 
keit direkt und gleich verteilt zu. 
Die Holzdrainage wird von 10 cm dicken und Sl;2 m 
langen Stämmen samt Rinde der bereits erwähnten Holz¬ 
art gelegt und ist zu bemerken, dass diese Holzlagen auch 
nach ihrer Verwesung — indem sich das Wurzelvermögen 
des Baumes um die Holzstämme vernetzt und dadurch 
einen fortdauernden hohlen Drainageraum bildet — die 
Zirkulation der Luft und des Wassers ermöglichen und da¬ 
durch schnelles Wachstum befördern und die Kompri¬ 
mierung der Erde, welche durch die bisherige Pflege, 
d. h. das Begiessen von oben, erfolgte, verhindern. Bei 
Anpflanzungen in sehr schlechtem und kalkhältigem 
Boden empfiehlt es sich, die Grubenwand 30 cm dick 
mit Lehmerde anzustampfen, was man dadurch bewerk¬ 
stelligt, dass man eine um das erwähnte Mass von der 
Grubenwand abstehende Holzschablone in Form einer 
Kiste ohne Deckel und Boden verfertigt und nachdem 
dieselbe in die Grube gestellt, den Zwischenraum mit 
der erwähnten Erde ausfüllt; nachdem die Schablone 
herausgenommen, wird der übrige freie Raum, nachdem 
man vorher die Drainagestämme gelegt hat, mit Kultur¬ 
erde (guter Ackererde), in welcher der Baum zu pflanzen 
ist, angefüllt. Das Wurzelvermögen des Baumes kann 
sich infolge der kompakteren Lehmschichte in derselben 
fest vernetzen, wodurch dem Baume eine feste Basis, 
welche zum Schutze gegen Stürme notwendig ist, ge¬ 
schaffen wird. Auch wird der schädliche Kontrast ver¬ 
mieden, welchem die Wurzeln aüsgesetzt wären, wenn 
sie unmittelbar von der guten Erde in steriles Konglomerat 
eindringen müssten. 
Den grössten Lohn für die vorstehenden Zeilen, würde 
Schreiber dieses in der allgemeinen Anwendung und An¬ 
erkennung dieser Methode finden und es würde ihn freuen, 
unsere Alleeanlagen dadurch einer besseren Pflege und 
erfolgreichem Gedeihen entgegengeführt zu sehen. 
,J. E. 
Der versteinerte Wald von Arizona. 
In dem durch seinen Bergbau berühmten Arizona 
befindet sich ein sogenannter „versteinerter Wald“, 
dessen Ueberreste aus Holz in Stein und sogar in Edel¬ 
steine verwandelt sind. Derselbe bildet eine der merk¬ 
würdigsten Reliquien aus Epochen, die ungezählte Jahr¬ 
tausende hinter uns liegen. Euii amerikanischer Geologe, 
H. E. Hovey, gibt hierüber eine Beschreibung, der wir 
folgende Einzelheiten entnehmen: 
Schon vor meiner Ankunft in der Waldregion, sagt 
derselbe, war die Strasse mit Stöcken von in Achat ver¬ 
wandelten Holzklötzen eingefasst, Vorboten von dem, 
was tiefer hinein noch zu sehen war. Die Bewohner 
umher nennen es zwar einen versteinerten Wald, aber 
mit Unrecht. Vor 50 oder 60 Jahrhunderten, wenn nicht 
noch weit länger vorher, war es einmal ein Wald, das 
steht fest, jetzt sind es nur noch die in Edelsteine — 
o Wunder! — verwandelten Ueberreste eines solchen. 
Bei dem ersten Ueberblicke glaubt der Beschauer, dass 
es sich hier um ein Ruinenfeld von beiläufig 50 Morgen 
Ausdehnung handle, dann taxiert er es auf 100, später 
auf 1000 Morgen und schliesslich akzeptiert er die 
Schätzung des Herrn Summis, dass der ausgedehnte, 
jetzt zu Stein verhärtete Wald ehemals eine Grundfläche 
von mehreren hundert Quadratmeilen bedeckt haben 
müsse und der Blick hier mit einemmale 1,000.000 T. 
von Edelsteinen umfasse. Man glaubt, einen unermess¬ 
lichen Holzschlag vor Augen zu haben, wo die Holz¬ 
fäller diejenigen Stämme und Blöcke, die ihnen angesichts 
des Ueberflusses gerade nicht zu Gesicht standen, liegen 
gelassen und dem Verfaulen preisgegeben hätten. Die 
Bäume müssen bei Lebzeiten volle 100 Fuss hoch ge¬ 
wesen sein, da selbst jetzt ihre umherliegenden Strünke,
	        
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