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ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
Nr. 14.
Aus Vorstehendem ersieht man, dass dia-Herstellung
eines guten Holzzementdaches nicht gar so leicht ist, als
man sich es vorstellt und von Laien ausgeführt, unmög¬
lich seiner Aufgabe in Bezug auf Wetterbeständigkeit
und Abgang von Reparaturen entsprechen kann.
Ingenieur G. Sch aller.
Grundsätze
für das Verfahren bei Wettbewerben im Gebiete
der Architektur und des gesamten ingenieurwesens.
Es ist eine erwiesene Tatsache, dass viele Wettbewerbe
im Gebiete der Architektur und des Ingenieurwesens
bald den Wettbewerbausschreiber, bald die Wettbewerber
nicht befriedigen und beiderseitig zu mehr oder minder
berechtigten Klagen Veranlassung geben. Die Erklärung
für die Erscheinung liegt in der Regel darin, dass bei
Ausschreibung von Wettbewerben häufig nicht mit jener
Voraussicht und Gründlichkeit vorgegangen wird, welche
unerlässlich ist, um die Interessen beider Teile mit Sicher¬
heit zu wahren. Der Ausschreibende übersieht oft, dass
die Ausschreibung, und ganz besonders das Programm,
eine klare Umschreibung aller Bedingungen, welohe beider¬
seitig zu erfüllen sind, beziehungsweise der zu lösenden
Aufgabe enthalten muss, welche nur in das Wesen der
letzteren eingeweihte Fachmänner zu geben vermögen,
und dass auch zur Beurteilung des W'ertes künstlerischer
und technischer Arbeiten in erster Reihe j e n e Künstler
und Techniker berufen erscheinen, welche bei der Stellung
der Aufgabe mitgewirkt haben, also in den bei derselben
leitenden Gedankengang vollkommen eingedrungen sind.
Ein unklares, unvollständiges Programm entzieht einem
Wettbewerbe von vornherein die Grundlage für sein
Gelingen und wird meistens auch erfahrene Fachmänner
von der Beteiligung am Wettbewerbe abhalten, da die
Unklarheit der Aufgabe auch die Sicherheit für eine
sachliche Beurteilung ihrer Lösung in Frage stellt. Dazu
kommt noch, dass die für Wettbewerbe gewidmeten Preise
nicht selten so ausserordentlich nieder bemessen sind,
dass selbst der mit dem ersten Preise bedachte Preis¬
werber dadurch kaum die Selbstkosten gedeckt sieht,
welche ihm die in der Ausschreibung verlangten, oft weit
über den Zweck einer Preisbewerbung hinausgehenden
Arbeiten verursachen, der hauptsächlich darin liegen soll,
brauchbare Ideen zu gewinnen, welche dem für die Aus¬
führung erst nachher auszuarbeitenden Entwürfe zugrunde
gelegt werden können.
Alle diese Umstände und viele andere, unter welchen
der Wettbewerbausschreibende, aber in der Regel in
weit grösserem Masse die Preisbewerber zu leiden haben
und deren nähere Erörterung hier zu weit führen würde,
veranlassten den Oesterreichischen Ingenieur- und
Architekten-Verein in Wien Grundsätze für
das Verfahren bei Wettbewerben im Gebiete der Architektur
und des gesamten Ingenieurwesens aufzustellen und einen
„ständigen Ausschuss für Wettbewerbungs-Angelegen-
heiten“ einzusetzen, welcher berufen ist, die auf dem
Gebiete des Wettbewerbewesens vorkommenden Er¬
scheinungen zu verfolgen und eben so sehr durch den
Hinweis auf beachtenswerte Beispiele und Fortschritte,
wie durch die rücksichtslose Aufdeckung bemerkbarer
Irrtümer oder Mängel zur Förderung des für die Weiter¬
entwicklung der Architektur und der Technik nicht zu
unterschätzenden Wettbewerbewesens beizutragen. Auf¬
gabe des genannten Ausschusses ist es auch, sowohl den
Wettbewerbausschreibenden als auch den Preiswerbern,
mögen sie dem Vereine angehören oder nicht, bei Er¬
ledigung von Fragen, welche das Wettbewerbewesen be¬
treffen, mit fachmännischem Rate stn die Hand zu gehen
und zwar unentgeltlich, insoweit es sich dabei nur um
Arbeiten handelt, welche zeitraubende, eingehende Studien
nicht bedingen.
Dass die Bestrebungen des hochgeschätzten Vereines
von grossem Erfolge begleitet sein werden, steht ausser
allem Zweifel und ist es daher geboten, dass alle Persönlich¬
keiten, die einen Wettbewerb veranlassen oder sich an
einem solchen beteiligen, genaue Kenntnisse von den
Grundsätzen besitzen, die der Verein, respektive dessen
Ausschuss mit grossem Sachverständnisse ausgearbeitet
hat und die von dessen Verlag in Wien zu beziehen sind.
d. r.
Die Fabrikation von Sandziegeln.
II.
Es wird diese Fabrikations-Methode mit Lufterhärtung
jedoch auch vielfach im Grossbetriebe angewandt, und
gibt es Unternehmungen, welche im grossen Masstabe
und mit Dampfpressen auf dieser Basis arbeiten und auch
meist vorzügliche Geschäfte machen. Sobald es sich aber
um Darstellung eines Produktes handelt, das gleichförmig
in grossen Quantitäten verbraucht wird, z. B. Ziegelsteine
in bestimmten Grössen, Dachfalzziegel u. dgl., so ist
zweifellos mit der in neuerer Zeit aufgekommenen Fabri¬
kationsmethode unter Anwendung von heissen Wasser¬
dämpfen für den Erhärtungsprozess ein bedeutend gün¬
stigeres pekuniäres Resultat zu erzielen, auch wird das
Produkt schöner und deshalb besser verwendbar für vor¬
nehme Fassaden und Dächer.
Die Wirkungsweise des Bindemittels ist hierbei eine
andere, als die vorher beschriebene; das Bindemittel um-
schliesst die Sandteile nicht mechanisch durch ein Netz,
sondern es findet hier eine chemische Einwirkung des¬
selben auf den Sand selbst statt, was auf den Einfluss
der heissen Wasserdämpfe in Gegenwart des Bindemittels
Kalk zurückzuführen ist. Eigentlich ist in diesem Falle
das von vorneherein dem Sand beigemischte Bindemittel
noch nicht in Wirklichkeit dasjenige, welches die ein¬
zelnen Sandkörner zu einem steinharten Konglomerat
vereinigt; dieses Bindemittel entsteht durch eine chemisch¬
physikalische Reaktion in ausreichender Menge erst dann,
wenn der Dampf genügend lange auf die geformte Kalk¬
sandmasse eingewirkt hat. Die Einwirkung des Dampfes
kommt umso günstiger zur Geltung, je geeigneter die
Rohmaterialien für diese Dampfbehandlung sind. So muss
der Sand reich an Quarz oder Feldspat, d. h. möglichst
kieselsäurehaltig sein, und kann in der Regel überhaupt
nicht mehr bei dieser Fabrikations-Methode verwendet
werden, wenn er weniger als 50 Perzent Kieselsäure ent¬
hält. Der grösste Teil aller vorkommenden Sande genügt
übrigens diesen Ansprüchen. Notwendig ist auch ein
kleineres und ziemlich gleichmässiges Korn, da grosse
Flächen gegen die Einwirkung der heissen Wasserdämpfe
viel widerstandsfähiger sind, als kleine. Am besten ver¬
arbeitet sich ein kleines Korn mit scharfen Kanten und
demgemäss spitzen Ecken, welche die innigste Verbin¬
dung resp. Verkittung der Sandkörner untereinander er¬
möglichen.
Was die Beschaffenheit des Kalkes anbetrifft, so soll
derselbe ein Fettkalk (Weisskalk) und möglichst hoch¬
prozentig sein. Am geeignetsten ist ein solcher Kalk,