Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 98. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 18. 
mit Ausschluss des Wirtschaftsgebäudes, welches mit 
Schiefer gedeckt wird, Holzzementdachung erhalten, dass 
die Bauanlage nach den Plänen des Spezialisten im 
Krankenhausbau Herrn Professor v. Grub er in Wien 
zur Ausführung gelangt, dass die Detailpläne im hiesigen 
Stadtbauamte sorgfältig ausgearbeitet wurden und dass 
die Kosten für die dermalige Bauausführung auf eine 
Million Kronen veranschlagt sind. 
Soviel für diesmal über vorstehenden Krankenhaus- 
Ausbau, den wir seiner Wichtigkeit halber genau ver¬ 
folgen wollen und somit noch oftmals Gelegenheit haben 
werden, uns darüber aussprechen zu können. 
Kornhoff er. 
Der Kurzschluss. 
Es ist schon wiederholt statistisch nachgewiesen 
worden, dass seit der Einführung der elektrischen Be¬ 
leuchtung die Zahl der Brände verhältnismässig bedeutend 
abgenommen hat. Als deutlicher Beweis der geringeren 
Feuergefährlichkeit der elektrischen vor jeder anderen 
Beleuchtungsart dient wohl der Umstand, dass alle Feuer¬ 
versicherungsgesellschaften für solche Objekte, welche 
ausschliesslich elektrisch beleuchtet sind, die Prämien¬ 
zahlung für die Brandschadenversicherung ermässigt 
haben. 
Es gibt jedoch auch Fälle, in welchen selbst durch 
die elektrische Beleuchtung, bezw. durch die elektrischen 
Leitungen, Feuersgefahren entstanden sind, und soll es 
nun der Zweck meiner Darlegungen sein, zu erläutern, 
wie durch einen „Kurzschluss“ ein Bleuer entstehen und 
wie man dies verhüten kann. 
Da liest man z. B. in den Zeitungen, da oder dort 
ist ein Brand durch die Elektrische entstanden, es ist 
ein „Kurzschluss“ eingetreten und hat einen neben der 
Stromleitung hängenden Vorhang oder eine Tapete 
entzündet, wodurch das Feuer entstanden ist; einer er¬ 
zählt es dem andern, das Feuer sei durch „Kurzschluss“ 
entstanden, das Wort „Kurzschluss“ wandert von Mund 
zu Mund und die meisten Leute, ja selbst die Zeitungs- 
Reporter werden oft nicht wissen, was denn so ein 
„Kurzschluss“ eigentlich ist. 
Ich will versuchen, diesen für den Laien zumeist 
unverständlichen Ausdruck zu erklären und hiezu ein all¬ 
gemein verständliches Beispiel wählen. Denken wir uns 
etwa irgendwo auf einer Anhöhe ein brennendes Haus 
und tiefer unten einen Teich. Die Feuerwehr hätte unten 
eine Förderpumpe aufgestellt, welche das Wasser einer 
beim brennenden Objekte aufgestellten Feuerspritze 
zubringt. Die Förderpumpe unten liefere gerade soviel 
Wasser als die Spritze oben benötigt. Nun wurde der 
Brand gelöscht, die Förderpumpe unten beim Teiche 
wurde jedoch nicht abgestellt und liefert nach wie vor 
das gleiche Wasserquantum, ohne dass es oben verbraucht 
würde. Somit fliesst das Wasser oben nutzlos weg und 
früher oder später wird, wenn sich das Wasser irgendwo 
aufstauen kann, eine Ueberschwemmung stattfinden. 
Dieses Beispiel lässt sich für die Erläuterung des 
elektrischen Kurzschlusses anwenden. An Stelle der 
Förderpumpe tritt die Dynamomaschine, an Stelle der 
das Wasser verbrauchenden Feuerspritze trete z. B. eine 
elektrische Energie verbrauchende elektrische Glühlampe. 
Von der Dynamomaschine zur Glühlampe führen zwei 
Leitungsdrähte. In dem einen fliesst der elektrische 
Strom zur Lampe, passiert den Kohlenfaden, bringt diesen 
zum Glühen, um im zweiten Leitungsdrahte wieder zur 
Dynamomaschine zurückzukehren. Die Lampe verbraucht 
nun eine bestimmte Menge von elektrischem Strom und 
setzt dem Durchfliessen des Stromes durch den dünnen 
Kohlenfaden einen bestimmten Widerstand entgegen, 
welcher Widerstand durch die Kraft der Dynamo¬ 
maschine überwunden werden muss. Wenn man jetzt an 
die Stelle der Glühlampe einen starken Draht oder ein Me¬ 
tallstück bringen würde, welche Gegenstände dem Durch¬ 
gang des Stromes im Vergleiche zu dem dünnen Kohlen¬ 
faden fast gar keinen Widerstand entgegensetzen, so 
würde sich der Strom den Weg wählen, welchen er leichter, 
also fast ohne Widerstand passieren kann. Der elek¬ 
trische Strom ginge also nicht mehr durch den Kohlen¬ 
faden, sondern er würde, da nunmehr die beiden Leitungs¬ 
drähte einfach durch den starken Draht oder den Metall¬ 
gegenstand verbunden, „kurz geschlossen“ sind, einfach 
durch den Draht oder das Metallstück zur Dynamoma¬ 
schine zurückfliessen. 
Aehnlich, wie im früher angeführten Beispiel mit 
dem Wasser, wird es sich auch hier verhalten. Die Lampe 
benötigt jetzt keinen Strom mehr, ihr Widerstand ist ganz 
ausgeschaltet, die Dynamomaschine liefert jedoch nach 
wie vor elektrische Energie, infolgedessen wird hier auch 
eine Art „Ueberschwemmung“ eintreten, es sammelt sich 
in den Leitungsdrähten gewissermassen viel mehr elek¬ 
trischer Strom an als gebraucht wird — das ist dann 
ein sogenannter „Kurzschluss“. 
Was sind nun die Begleiterscheinungen eines Kurz¬ 
schlusses, wie kann dieser Anlass zur Entstehung eines 
Feuers geben und wie wird ein auftretender Kurzschluss 
ungefährlich gemacht? Der elektrische Strom erzeugt 
beim Durchgang durch einen Strommleiter Wärme. Hievon 
kann man sich leicht überzeugen, indem man eine ein¬ 
geschaltete Glühlampe mit der Hand berührt. Je grösser 
nun die Strommenge wird, welche man durch einen 
Draht von bestimmten Querschnitt hindurchleitet, desto 
grösser wird die Erwärmung des Drahtes werden. So 
darf man z. B. durch einen Kupferdraht von 1 mm Quer¬ 
schnitt nur so viel elektrischen Strom leiten, als zur Be¬ 
tätigung von 8 gleichzeitig brennenden Glühlampen von 
je 16 Normalkerzen Lichtstärke, bei der in Wien ver¬ 
wendeten Betriebsspannung notwendig ist. Würde man 
mehr Lampen an den Draht anschliessen, so würde auch 
dessen Temperatur steigen. Es könnte unter Umständen 
so weit kommen, dass die Erwärmung des Drahtes die¬ 
jenige Höhe erreicht, bei welcher der Leitungsdraht zum 
Erglühen oder zum Abschmelzen kommt, Von diesem 
Gesichtspunkte ausgehend wurde vom Verbände deutscher 
Elektrotechniker eine Tabelle zusammengestellt, welche 
die zulässige Belastung für die verschiedenen Draht¬ 
querschnitte angibt. Wie im früheren Abschnitte erörtert 
wurde, tritt also bei einem Kurzschluss in den Leitungs¬ 
drähten eine grosse Strommenge auf, welche den Draht 
bedeutend erwärmt. Durch diese Erwärmung könnte der 
Draht also leicht zum Erglühen kommen und endlich ab¬ 
schmelzen oder verbrennen und ist es einleuchtend, dass 
hiedurch benachbarte brennbare Gegenstände leicht zur 
Entzündung gelangen können. 
Um nun dergleichen Fälle hintanzuhalten oder aber 
dieselben vollständig ungefährlich zu machen, schaltet 
man in alle elektrischen Leitungen sogenannte „Siche¬ 
rungen“ ein. Diese bestehen in der Regel aus dünnen 
Blei- oder Silberdrähten, welche derart bemessen und an¬ 
gebracht sind, dass sie, noch bevor sich der Leitungs¬
	        
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