Volltext: VII. Jahrgang, 1902 (VII. JG., 1902)

Seite 100. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 12. 
architektonisches Aussehen gegeben werden. Wie ge¬ 
schmackvoll nimmt sich z. B. die Zinkornamentik bei 
einer Villa oder bei einem sonstigen Gebäude aus, 
das nach dem Grundsätze erbaut worden ist, dass das 
zum Bau verwendete Material in seiner Natürlichkeit 
zur Geltung kommen soll. Wenn der steinerne Aufbau 
zum Theil ornamentiert ist, das verwendete Eichenholz 
geölt, das Fichtenholz gebeizt, Treppen- und Balkon¬ 
geländer aus Schmiedeeisen construiert, das Dach mit 
Schiefer oder glasierten Ziegeln gedeckt, die Erker- 
thürmchen oder der Treppenhausaufbau mit Zink ver¬ 
ziert, die Firstspitzen ebenfalls in Zinkblech ausgeführt 
sind, so gewährt das Ganze einen Anblick, an dem jeder 
stilvoll angelegte Mensch seine Freude hat. Allerdings 
ist eine solche echte und rechte künstlerische Aus¬ 
führung nur möglich, wenn mit peinlicher Sorgfalt 
gearbeitet wird. 
Schöne Zeichnungen von Zinkarbeiten grösseren 
Stils finden wir in einem Werke von J. Brachmann in 
Hamburg, und wurde uns die Erlaubnis ertheilt, ein 
Muster davon in obiger Illustration unseren geehrten 
Lesern vor Augen zu führen. Die Redaction. 
Eine weitere Stimme über das Lüftungsmittel 
„Augusta“. 
Der guten Lüftung unserer Häuser wird, als einem 
anerkannten Erfordernis für die Gesundheit der Be” 
wohner immer grössere Aufmerksamkeit zugewendet. Die 
gründlichste Ventilation eines Raumes lässt sich dadurch 
erzielen, dass man von oben her frische, also schwerere 
Luft einführt; zu Boden sinkend, bewirkt diese ein Auf¬ 
steigen der wärmeren, leichteren Luft, die in ihrem Be¬ 
streben, sich auszudehnen, alsdann durch oben be¬ 
findliche Oeffnungen entweicht. Ein derartig schnelles 
Erneuern der im Zimmer herrschenden Atmosphäre er¬ 
möglichen die von Architekten in immer steigendem 
Masse angewandten Oberlichtflügel, zu deren leichter 
und bequemer Handhabung ein von Gretsch & Oomp. 
in Feuer bach bei Stuttgart, Generalvertreter 
Li mann & Petz old, Wien III, Matthäusgasse 8, her¬ 
gestellter Verschluss „Augusta“ wesentlich beiträgt. Der¬ 
selbe hat sich bereits in Staats-, städtischen und Privat- 
Bauten, speciell für Schulen, Krankenhäuser, Kasernen, 
Wohnhäuser etc. sehr gut bewährt, da er an Fenstern 
von jeder beliebigen Form angebracht werden kann. 
Gleich wichtig aber ist der Verschluss für Bureaus, Cafes, 
und Restaurants. 
Der Oberlichtverschluss „Augusta“ besteht aus dem 
in der Mitte des Fensterrahmens festzuschraubenden 
Schloss, dem in dasselbe beim Schliessen eingreifenden 
Haken und zwei Schnurrollen, die gleich dem Schliess- 
haken am Fensterfutter befestigt werden. Er kann für 
einfache und doppelte Fenster, sowie für nach aussen, 
als auch nach innen schlagende Fenster verwendet 
werden. 
Durch die zweite der beiden Rollen wird die bei 
Oberlichten querziehende Schnur, die auch durch Kette 
oder Drahtseil ersetzt werden kann, nach unten geleitet, 
so dass sie sich ohne Besteigen von Leiter, Stuhl oder 
Fensterbrett bequem handhaben lässt. 
Zieht man am unteren Ende, so hebt sich der Schliess- 
haken aus dem Schloss und der an letzterem befind¬ 
liche Abdruckhebel bewirkt, sich im Winkel zum Fenster¬ 
futter stellend, das Aufspringen des Flügels. 
In gleicher Weise vollzieht sich durch Straffziehen 
der Schnur das Oeffnen, indem das Schloss unter den 
Schliesshaken gebracht, von diesem erfasst und so der 
Hebel gezwungen wird, sich an das Fensterfutter anzu¬ 
legen. 
Da die Hebelübertragüng die Feder am Schloss ganz 
wenig belastet, so sind Reparaturen ganz ausgeschlossen 
und garantieren die Fabrikanten für tadellose Function. 
Der Preis des von der Firma in zwei Grössen ge¬ 
lieferten „ Augusta“-Oberlichtverschlusses variiert, je nach¬ 
dem das Material lackiertes oder verzinktes Eisen oder 
aber polierte Bronze ist, zwischen 3 Kronen 50 Heller 
und 7 Kronen. W. Z. 
Zur Bauzeit 1902. 
(Von Julius v. Bük.) 
Europa hat noch schwer unter den Folgen der vor¬ 
jährigen finanziellen Krisen zu leiden. Eine Erholung 
tritt nur sehr langsam ein. Die Katastrophen in Deutsch¬ 
land, der Zusammenbruch der Hypothekenbanken, 
anderer Geldinstitute und zahlreicher, auf falschen Be¬ 
rechnungen aufgebauten verkrachten Industrie-Gesell¬ 
schaften haben auch bei uns in Oesterreich jede Unter¬ 
nehmungslust brachgelegt. Wir hatten wohl keine grossen 
Bankerotte, keine sensationellen Zusammenbrüche, doch 
hat der allgemein wirtschaftliche Niedergang, der unseren 
Erdtheil bedrängt, auch bei uns seine tiefe Wirkung auf 
Handel und Wandel geübt. Zu dem bedeutendsten Still¬ 
stände, wie nicht seit Jahren, war es im Baugewerbe 
gekommen. Es bringt ungleich anderen Gewerbe- und 
Industrie-Betrieben die grössten Capitalien in Verkehr. 
Die Unsicherheit der Verhältnisse, der mangelnde Unter¬ 
nehmungsgeist hielten das Capital ab, durch Bauten neue 
wirtschaftliche Werke zu schaffen. Waren auch wieder 
die hohen Uebertragungs-Gebüren, die von so vielen 
Seiten ganz grundlos als die Ursache der Baustagnation
	        
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