Nr. 16.
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
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theuerer Arbeitsmaschinen, die durch frühere Unter¬
nehmungen bereits schuldenfrei geworden und kann so
die Concurrenz wesentlich unterbieren, dass sie die
Arbeit billiger liefern kann. Dagegen Firmen von weniger
soliden Grundsätzen unterbieten die Concurrenz in der
Hoffnung auf Nebenarbeit am gleichen Orte oder ausser-
contractliche Arbeit und Nachlieferungen bei derselben
Arbeitsgelegenheit. Diese übernehmen sie dann um so
höher, da sie einmal die Hand an der Lieferung haben;
auch wird wohl versucht, so einen Verdienst heraus zu
schlagen oder mit Hinterthüren sonstiger Art gerechnet.
Durch gute Freunde oder scrupulöse Unverschämtheit
lässt sich in der Welt manches erreichen.
Das Schlimmste aber ist jenes Unternehmerthum,
das es von vornherein darauf anlegt, Lieferanten und
Handwerker um ihr wohlverdientes Geld zu betrügen.
Ihr charakteristisches Merkmal ist, dass dieselben sich
nicht nur bei allen möglichen Submissionen, ohne Inne¬
haltung besonderer Specialitäten, betheiligen, heute Hoch¬
bauten, morgen Tief-., oder Bahnbauten etc. übernehmen,
also ohne die nöthige Specialkenntnis an die Submis¬
sionen herangehen. Durch stetes Unterbieten wird zu
so niedrigen Preisen übernommen, dass von einem Ver¬
dienst dabei nicht die Rede sein kann. Es ist für die
ausschreibende Behörde natürlich schwer, diese Sachlage
zu erkennen, da ein solcher Unternehmer heute hier,
morgen dort Ausführungen übernimmt. Auch kann wohl
kaum verlangt werden, dass die Behörde sich eingehende
Recherchen über die früheren Submissions-Ergebnisse, an
denen die betreffende Firma sich betheiligt hat, verschafft.
Es müsste denn schon eine Statistik der Submissions-
Ergebnisse geführt werden, um solchen unreellen Firmen
auf die Spur zu kommen. Das würde trotzdem schwer
werden, da die Momente, die den niedrigen Preis des
Submissions-Angebotes erklären könnten, um die reelle
Firma von der unreellen zu unterscheiden, sich nicht nur
der Bekanntgabe, sondern auch überhaupt der Beur-
theilung entziehen. Zum Beispiel der vorher angezogene
Fall, dass eine Firma einen sehr niedrigen Preis stellen
kann, wenn sie bei Annahme von Tiefbau oder Erd¬
arbeiten im Besitze von den nöthigen Arbeitsmaschinen
ist, die bereits durch frühere Unternehmungen amortisiert
sind. Tritt aber der Fall ein, dass das Angebot solcher
Firma von einer andern unterboten wird, welche nicht
in dieser glücklichen Lage ist, so liegt unbedingt der
Verdacht der Unreellität vor. Die ausschreibende Be¬
hörde ist aber nicht befugt, sich über solche Unterlagen
Auskünfte zu verschaffen. Man sollte zum Selbstschutze
einschreiten; das scheint überhaupt das Richtigste und
Natürlichste. Dem Warenlieferanten wird es gegenüber
der renommistischen Swade eines Schwindelunternehmers
en gros schwer sein, dessen prahlerische Angaben auf
ihre Wahrheit hin zu prüfen; daher sollten sich die
Lieferanten an solche Grossunternehmer-Firmen selbst
vorsehen und haben dazu alle Mittel in Händen oder
können sich dieselben verschaffen, nämlich die Sub¬
missionslisten, in denen die Ausschreiben und die Re¬
sultate enthalten sind. Zeigt es sich, dass eine Firma
häufig und besonders auf allen möglichen Gebieten der
Unternehmung mit den niedrigsten Preisen figuriert, so
liegt der Argwohn der Unreellität nahe.
Solche Zustände können so schlimm werden, dass
eine solche Schwindelfirma in einer Stadt einen grossen
Theil der Arbeitsgelegenheit an sich reissen und damit
einen blühenden Handwerkerstand ruinieren oder wenig¬
stens für lange brach legen kann, ohne dass der Einzelne
etwas dagegen thun könnte.
Am besten wäre es, wenn sich die Baulieferanten zu
einem Syndikat zusammenschlössen, um ein Bureau zu
errichten, das Buch führt über solche Verhältnisse und
möglichst unter Zuziehung von Sachverständigen, bei in
der Lage sind, die einschlägigen Verhältnisse richtig zu
beurtheilen, prüft und dann die schwarze Liste den Mit¬
gliedern des Syndikats mittheilt und vor allen schädlichen
Firmen warnt.
Das würde nach meinem Dafürhalten das geeignetste
Mittel sein, um unser Baugewerbe baldigst von solchen
schlimmen Elementen zu reinigen, die nicht nur den
Lieferanten und Handwerker beim schliesslichen'Riesen-
zusammenbruch aufs ärgste schädigen, sondern gesunden
und reellön Firmen die ehrliche Arbeit herabdrücken und
vorwegnehmen..
Die Verwendung von Theercement Dachpix.
Von Professor Victor Loos, Wien.
Anlässlich der im Zuge befindlichen Bausaison
piöchten wir auf die Anwendung des Theercement es,
des sogenannten Dachpix, aufmerksam machen, der
sich namentlich in Deutschland einer ganz ungewöhn¬
lichen Verbreitung erfreut. Dachpix dient bekanntlich
in erster Reihe zur Herstellung eines guten, dauerhaften
und wetterbeständigen Pappdaches. Das Dachpix unter¬
scheidet sich jedoch sehr wesentlich vom gewöhnlichen
Theerpappdache und bietet Vorzüge gegenüber diesem,
welche die immer weiter greifende Verwendung von
Pix gerechtfertigt erscheinen lässt. Die Eindeckungs¬
methode ist zwar in beiden Fällen gleich, das gewöhn¬
liche, mit Sand bestreute Theerdach hat jedoch den
grossen Nachtheil, dass in der Sommerhitze der Theer
weich wird und abläuft, der Sand mitgeht, die Dach¬
rinnen verstopft und im heisseren Klima, an Steilflächen
und namentlich an den Dachflächen der Südseite fast
unverwendbar genannt werden muss.
Diese Mängel zeigt ein Pixdach nicht. Theercement
wird nicht weich, ist im Winter nicht spröde und auch
sonst absolut wetterbeständig. Das Aufstreuen von Sand
unterbleibt. Die früheren Mängel besandeter, getheerter
Pappdächer, das häufige Durchregnen und daher Re¬
paratur-Bedürftigkeit sind durch Dachpix definitiv über¬
wunden.
Ein Theerpappdach muss erfahrungsgemäss längstens
in zwei Jahren nachgebessert werden, das Pixdach erst
in vier bis sechs Jahren.
Die antiseptische Wirkung auf die Holzbestandtheile
der Dacheindeckung ist bekannt, die Feuergefährlichkeit
beim Pixdach wesentlich durch die gleichmässige Ver-
theilung und durch das Vorhandensein von cementie-
renden Mineralstoffen vermindert.
Pix eignet sich für die Isolierung von Fundamenten
als Schutzmittel gegen die Grundfeuchtigkeit, als An¬
strich für Wände in Räumen, wo Dämpfe und Säure¬
dämpfe, namentlich nitrose Dämpfe entwickelt werden,
als Anstrich für Metalldächer, als Rostsöhutz und Holz-
conservierungs-Mittel. Eine weitere Verbreitung haben
die Pix .bei Eisenbahn- und Garnisonsbauten in Deutsch¬
land erlangt.
In Oesterreich liefert Pix die Wien-Floridfcdorfer
chemische Fabrik Heilpern &' Haas, für welche Herr