Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Oberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
(ganzjährig mit K 20.— < ganzjährig mit . K 16 
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Erscheint am i. und 15, 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Eine zweckmässige Ventilation im Sommer. — Das Wasser- 
strassen-Gesetz. — Die Hauszinssteuer. — Local-Baunotizen. — Aus den 
Gemeinderatlis-Sitzungen in Linz. — Berichte über neue Erfindungen. — 
Offene Stellen. — Briefkasten. — Angesuclite Baulicenzen in Linz. — 
Inserate. 
Eine zweckmässige Ventilation im Sommer. 
(Von Ingenieur E. Kurt in Salzburg.) 
Der Einfluss der Jahreszeit für eine entsprechende 
Erneuerung der Luft bei öffentlichen und Privatgebäuden 
ist von so bedeutender Wichtigkeit, dass sich die Arten 
der Ventilation in zwei Hauptgruppen theilen, je nach¬ 
dem sie für den Sommer oder Winter gebraucht wird. 
Im Winter ist die Beschaffung der frischen Luft mit 
wenig Schwierigkeiten verbunden, denn weil eine gewisse 
Temperatur-Differenz zwischen dem Raum und der freien 
Luft besteht, so ist die Bewegung (Circulation), welche 
in der Eigenschaft der warmen und kalten Luft (erster© 
leichter als letztere) zu suchen ist, eine ganz natürliche. 
Anders verhält es sieh im 
Grundriss. 
Sommer, wo die Tempe¬ 
ratur der äusseren wie der 
inneren Luft beinahe sich 
gleichen, also eine Er¬ 
neuerung der frischen Luft 
auf natürlichem Wege un¬ 
möglich ist. 
Um nun je nach der 
Beschaffenheit und Lage, 
sowie Charakter der Räum¬ 
lichkeiten eine Sommer¬ 
ventilation herzustellen, 
welche imstande sei, eine 
nach den Principien der 
Gesundheitspflege gesunde, frische Luft nach Bedürfnis 
entsprechender Quantität zu schaffen, will ich den ge¬ 
ehrten Lesern eine Andeutung geben über die Art und 
Weise der Ausführung derlei Ventilationsanlagen. Die 
Richtigkeit derselben basiert auf meiner mehrjährigen 
Praxis und Forschung nach den Grundsätzen der 
Mechanik und Physik. 
I. Wohnräume, welche nur von einigen Personen 
benützt werden, kann man im Sommer in folgender 
Weise ventilieren: man öffnet die Fenster auf der 
Schattenseite des Gebäudes, wenn dies nicht möglich 
oder aber einen Luftzug zur Folge hat, wird die Thüre 
eines benachbarten unbewohnten Gemaches geöffnet. — 
Um dieses Gemach während des Tages mit frischer, 
kühler Luft zu erhalten, müssen des Nachts die Fenster 
Lockfeuerungs-Anlage für Sommerventilation. 
geöffnet, bei Tag aber geschlossen bleiben; wenn man 
Pflanzen zur Verfügung hat, kann der Sauerstoff der 
Luft vermehrt werden, jedoch muss man diese über 
Nacht als schädlich entfernen. 
Zur Ableitung der schlechten Luft dient das Rauch¬ 
rohr des Ofens im Gemach, in welchem eine Oeffnung 
hergestellt wird; sollte die äussere Athmosphäre kühler 
sein als die innere, so erhebt sich die wärmere ver¬ 
brauchte Luft von selbst und entweicht. 
Im entgegengesetzten Falle muss ein Gasbrenner oder 
irgend eine Lampe in die Oeffnung gesetzt werden, damit 
durch das Anzünden derselben die Luft im Rauchrohre 
erwärmt, zum Steigen gebracht und die schlechte Luft 
des Raumes mitfortgerissen wird. 
II. Ventilation von Versammlungsräumen (Cafös, 
Gasthäuser, Casinoräumlichkeiten etc. etc.). Vorzüglichen 
Dienst leistet der Kochherd, welcher bei obbenannten 
Localitäten meistens im Gebrauche steht. Das Feuer 
in demselben wird als Lookfeuer benützt zur theilweisen 
Entfernung der schlechten 
Verticalschnitt. 
Luft; um dies bewerk¬ 
stelligen zu können, muss 
das Rauchrohr in einen 
Abzugsschacht (0.40 bis 
0.50 Meter Querschnitt) 
angebracht sein, woselbst 
ein verschliessbarer Re¬ 
gister (0.30 bis 0.35 Meter 
im Quadrat) die Verbin¬ 
dung zwischen Raum und 
Abzugsschlot herstellt und 
so vermöge der Aspira¬ 
tionskraft die schlechte 
Luft fortgezogen wird. 
Sollte diese Einrichtung nicht genügen, nachdem dieselbe 
nur einem Raume von 30 bis 40 Obkm. Inhalt entspricht, 
so werden in Distanzen von 6 bis 8 Meter an der oberen 
Hälfte der Wand Oeffnungen von 3.15 bis 3.20 Meter 
Durchmesser angebracht, welche mit dem Hauptabzugs¬ 
schacht verbunden oder aber als selbständige, sogenannte 
russische Rohre hergestellt werden können, wozu auch 
alte vorhandene brauchbar sind, in welche halbgrosse 
Flammen eingesetzt werden, die die nöthige Wärme er¬ 
zeugen, welche zum Abzüge der verdorbenen Luft¬ 
schichte erforderlich ist. 
Die zwei eben erwähnten Arten, um schlechte Luft 
durch Wärme zu vertreiben, müssen, wenn sie gut an¬ 
gebracht und so berechnet sind, dass sie eine Zuströmung 
von 30 bis 40 Oubikmeter pro Mann und pro Stunde
	        
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