Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 84. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
.Nr. II. 
15. Juli 1. J., zum Beginn der Schulferien die Her¬ 
stellung dieser Pflasterung in Angriff genommen werden 
kann. 
Projezierter Theaterhau. Aus Wels erhalten wir 
die Nachricht, dass dort eine Bewegung im Zuge sei, 
ein neues Stadttheater erbauen zu lassen. Die fort¬ 
schrittliche Strömung in dieser Stadt lässt es erhoffen, 
dass der Theaterbau in nicht ferner Zeit erfolgen wird. 
Rathhausbau. Die Stadtgemeinde Braunau a. I. 
erliess am 21. Mai 1. J. eine Kundmachung, worin die 
Herren Baumeister und Bauunternehmer eingeladen 
werden, sich an folgender Concurrenz zu betheiligen. 
Verlangt wird bis 15. Juni d. J., also in einem Zeit¬ 
raum von 25 Tagen, die Einsendung von Plänen und 
Kostenüberschlägen für einen Rathhausbau in Braunau a. I. 
mit der Bemerkung, dass für die eingesendeten Arbeiten 
keine Vergütung erfolgt. Da in der Kundmachung auch 
von einer Uebernahme des Baues die Rede ist, so dürfte 
dies wahrscheinlich so zu verstehen sein, dass der Ver¬ 
fasser der bestbefundenen Pläne und niedrig gestellten 
Kostenüberschläge vielleicht die Aussicht besitzt, 
die Ausführung des Baues zu erhalten. Diese unklaren 
und keineswegs verlockenden Bedingungen dürften von 
Seite der Herren Baumeister keine rege Theilnahme an 
der Concurrenz erwarten lassen. 
Aus der Fachliteratur. 
Alt-Prag. Achtzig farbige Reproductionen der Aquarelle 
von V. Jansa, mit Begleittext von k. k. Conservator 
J. Herain und J. Kamper. Kunstverlag B. Ko5i in Prag. 
Preis des ganzen Werkes 100.— Kronen = 90 Mark —. 
Bisher erschienen 4 Lieferungen ä 5.— Kronen = 4*50 Mark. 
Aus dem vielgeschmähten, und doch so überaus künst¬ 
lerisch und historisch anziehenden Prag erhielten wir die dritte 
und vierte Lieferung des umfassenden Prachtwerkes „Alt- 
Prag“ von dem rührigen Kunstverlage B. Koci in Prag. 
Wahrlich, die unseligen politischen Zwistigkeiten sind daran 
schuld, dass man in deutschen Landen seit einiger Zeit auf¬ 
gehört hat, dieser ausnehmend malerischen, an kunst¬ 
historischen Denkmälern aller Art überaus reichen Stadt, 
vom künstlerischen, touristischen und historischen Stand¬ 
punkte die gebürende Aufmerksamkeit zutheil werden zu 
lassen. Aus dem Jansa’schen Prachtwerke, welches in äusserst 
gelungenen farbigen Reproductionen lieferungsweise erscheint, 
schöpfen wir die Ueberzeugung, dass sich in Prag im Laufe 
der Jahrhunderte zu viel bedeutender Schätze angesammelt 
haben, als dass unsere, aus politischen Gründen hervor¬ 
gegangene Indifferenz dieser interessanten Stadt gegenüDer 
auf die Dauer fortbestelien könnte. Wie viel grossartige, 
-künstlerisch überaus ansprechende Monumente der Architektur 
trifft man auf einer Wanderung durch die Stadt 1 Wie viel 
einzige Prospecte, wie viel mit dem unauslöschlichen Siegel 
einer glorreichen Geschichte gekennzeichnete Stätten, ge¬ 
brochene Gassen und Gässchen, interessante Häuser und 
Plätze, die sich fast alle mit einer inhaltsschweren Geschichte 
rühmen können. Die moderne Zeit mit ihrem hastigen Vor¬ 
wärtsdrängen, ihrer Rücksichtslosigkeit und ihrem, sagen wir 
das gerade heraus, Vandalismus, hat es leider nicht gescheut, 
auch an diese ehrwürdige Erbschaft, der Vergangenheit ihre 
freche Hand zu legen. Aber inmitten der zerstörenden Arbeit 
wurde ihr durch energische Proteste der gesammten böh¬ 
mischen Intelligenz das Handwerk gelegt und der hell auf¬ 
lodernden Begeisterung für die künstlerische und architekto¬ 
nische Eigenart der Stadt Prag verdankt auch das Jansa’sehe 
Werk „Alt-Prag“ seine Entstehung. 80 der schönsten An¬ 
sichten aus der uralten Stadt hat die emsige, JUinstlerisch 
fein geschulte Hand des Malers da zusammengetragen, und 
der Kunstverlag B. Koci hat es verstanden, diese meister¬ 
lichen Bilder in sehr schönen, farbenleuchtenden und trotzdem 
billigen Reproductionen den weitesten Schichten des kunst¬ 
liebenden Publicums zugänglich zu machen. In der soeben 
erschienenen dritten Lieferung des Werkes sehen wir eine 
Partie von der „Kleinseite“, ein von eigenartigen Häusern 
eingeschlossenes Plätzchen (Fünfkirchen-, recte Fünfkircher- 
gasse), mit einem imposanten Hintergründe von mächtigen 
Palästen; an eines der Häuser, welches auch architektonisch 
das interessanteste ist, knüpft sich ein sonderbarer Kauf¬ 
vertrag, welcher im 1(. Jahrhundert abgeschlossen wurde« 
Wie die Documente melden, wurde dem glücklichen Verkäufer 
der Kaufpreis in lauter Eisen eingehändigt: 90.000 Pfund im 
Ganzen. Blatt 2 stellt das jüdische Rathhaus im Prager 
Ghetto dar, ein im Barockstile errichtetes, mit einem schönen 
Thurme abgeschlossenes Gebäude, das auf Grund eines 
speciellen Privilegiums des Kaisers Ferdinand III. im 17. Jahr¬ 
hundert erbaut wurde. In der Geschichte des Judenthums 
in Europa ist es als Unicum zu betrachten. Neben dem Rath¬ 
hause ragt die eigenthümlich aussehende, sog. Altneu-Syna- 
goge hervor. Auf dem dritten Carton zeigt sich ein schön 
geschmücktes, ursprünglich im 14. Jahrhunderte errichtetes 
und bis jetzt vorzüglich erhaltenes Eckhaus; das vierte Blatt 
führt uns den letzten Rest des ehemaligen luxuriösen, im 
17. Jahrhunderte mit grossen Kosten erbauten gräfl. Slavata- 
schen .Lusthauses, „Das Paradies“ genannt, vor; ein unge¬ 
wöhnlich mächtig concipiertes, mit zwei lebensgrossen 
steinernen Bären, die das Slavata’sche Familienwappen hüten, 
geschmücktes Portal, welches die ehemalige Pracht des 
„Paradieses“ ahnen lässt. Die Bilder haben entschieden nicht 
nur einen culturhistorischen, sondern auch als moderne Kunst¬ 
werke einen hohen künstlerischen Wert; wir können sie 
unserem kunstsinnigem Publicum mit gutem Gewissen em¬ 
pfehlen. 
Briefkasten. 
Herrn P. L., Baumeister in Teplitz-Schönau. Ueber die 
Befähigung dieses Herrn sind wir nicht berechtigt, ein Urtheil 
abzugeben. 
Herrn W. W. in Berlin. Wenden Sie sich an die Bau¬ 
unternehmung Ceconi in Salzburg mit Ihrem Offert. 
Herrn K. K. in Stadt Steyr. Ueber eine Heizanlage Ihrer 
Wohnräume mit Leuchtgas wird Ihnen die hiesige Gasgesell¬ 
schaft, Honauerstrasse, die beste Auskunft geben können. 
Abgeschlossene Betonbauarbeiten für 1901 
dev Firma Ackermann & Madile, Klagenfurt, Linz, 
Graz und Innsbruck. 
Strassburg im Gurkthal, Kärnten. Für die Be¬ 
leuchtung seines eigenen Etablissements, sowie der Ge¬ 
meinde Strassburg selbst, lässt der Kunst- und Walz¬ 
mühlenbesitzer W i 1 h e 1 m G o r t o n 'ein Elektricitätswerk 
am Gurkfluss erbauen. Den wasserbaulichen Theil dieser 
Kraftanlage führt die bekannte Bammternehmung Acker¬ 
mann & Madile aus Klagenfurt aus. 
Felixdorf bei Wr.- Neustadt. Die Felixdorfer 
Weberei und Appretur erstellt eine weitere Tur¬ 
binenanlage und hat die Wasserbauarbeiten der Special¬ 
firma Ackermann & Madile in Klagenfurt übertragen. 
Taikowitz in Mähren. Die bekannte Betonbau- 
Unternehmung Ackermann & Madile in Klagenfurt 
wurde seitens der Herrschaft Taikowitz mit der Aus¬ 
führung der Wasserbauarbeiten für eine neue Wasser¬ 
kraftanlage betraut und hat die genannte Bauunter¬ 
nehmung mit den Arbeiten bereits begonnen. 
Har 1 and bei St. Pölten. Die Harlander Baumwoll¬ 
spinnerei und Zwirnfabriks-Acti engesei 1- 
schaft hat die Erstellung einer Wasserkraftanlage (Ein¬ 
bau einer Turbine) für ihre Fabrik in Brunn beschlossen 
und mit der Ausführung der Wasserbauarbeiten die 
Baufirma Ackermann & Madile in Klagenfurt, welche im 
Wasserbau als besonders, erfahren bezeichnet werden 
muss, betraut. 
Elektricitätswerk Salzburg. An der Wasser¬ 
kraftanlage des Elektricitätswerkes in Salzburg wird 
während der im Monate September d. J. vorzunehmenden 
Bachabkehr die Höherlegung des Almcanales oberhalb 
und im Anschlüsse an die elektrische Centralstation 
Grödig durchgeführt werden. Den bezüglichen Wasser¬ 
bau wird die Bauunternehmung Ackermann & Madile in 
Klagenfurt ausführen, welche Firma schon im Jahre 1898 
den wasserbaulichen Theil der gesammten Kraftanlage 
für dieses .Elektricitätswerk erstellt hat."
	        
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