ps
VI. Jahrgang, Nr. 9.
Linz, 1. Mai 1901.
Oberösterreichische Banzeitung
Zeitschrift für Bauwesen
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“.
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER.
Man präjmmeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG:
(ganzjährig mit K 20.— .. / ganzjährig mit . K 16
für die
Provinz
halbjährig .
vierteljährig
10.—
5.—
für
Lcco
halbjährig .
I vierteljährig
Erscheint am i. und tö.
jedes Monat.
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten.
Inhalt. Ueber die Öberösterreichische Ziegelfabrikation. — Ober-
österreichische Baugesellschaft. — Zum Rücktritte des Baudireetors Ignaz
Scheck. — Die elektrische Traction mit hoher Spannung auf Vollbahnen.
— Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — An¬
meldungen für Wasserbezug. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Aus¬
weis über die Umschreibung von Immobilien. — Offene Stellen. — Brief¬
kasten. — Inserate.
Ueber die oberösterreichische Ziegel-
fabrication.
(Von einer Baimnternehmimg in Oberösterreich.)
Da in diesen Blättern schon mehrfach ausländische
Ziegeleibesitzer ihre Fabrikate lobpreisend zur Anzeige
brachten, so geziemt es auch einer vaterländischen
Bauunternehmung die Öberösterreichischen Baugewerbe¬
treibenden auf die Erzeugung von Ziegeln in unserem
Kronlande aufmerksam zu machen, um eine Ooncurrenz
abzuschwächen, die abgesehen von allem Localpatriotismus
auch in Bezug auf Qualitätsverhältnisser nicht im ent¬
ferntesten gerechtfertigt erscheint.
Öberösterreichische Ziegeleien sind begünstigt durch
ein vorzüglich geeignetes Rohmateriale, zumeist ein¬
gerichtet mit den neuesten technischen Apparaten und
Maschinen, erzeugen heutzutage so gediegene Ware, dass
selbe hinsichtlich ihrer Qualität alle von altersher be¬
vorzugten, auswärtigen Erzeugnisse, wie z. B. die Wiener¬
berger 'Fabrikate, übertreffen und daher verdienen in Vor¬
zug genommen zu werden. Naturgemäss haben sich die
guten, heimischen Fabrikate am nachhaltigsten dort
empfohlen, wo selbe schon vor geraumer Zeit in Ver¬
wendung genommen wurden und wo sich an diesen
unter allen Witterungseinflüssen und Inanspruchnahme
derselben in jeder Art deren Güte erwiesen hat.
Wenn ich speciell die Erzeugnisse der Maschinen-
Ziegelei zu H a i d i n g des Herrn Baumeister Josef
Weixelbaumer in Wels hier anführe, so geschieht
dies deshalb, weil ich über diese Fabrikate durch Selbst¬
verwendung die reichsten Erfahrungen besitze und mich
von der ausserordentlichen Wetterbeständigkeit und
Festigkeit derselben vollends überzeugt habe.
Die genannte Fabrik zählt zu ihrem ständigen
Kundenkreise auch Specialunternehmungen für Dampf-
Schornsteinbau, Kesseleinmauerungen und Feuerungs¬
anlagen und wird von selben deren Ware in ganz Ober-
. Österreich, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol,
Kärnten, Krain, Triest und auch nach Italien verwendet.
Die Falzdachziegel der Firma sind in den ganzen Alpen¬
ländern bis an die Grenze der Schweiz, sowie im
südlichen Böhmen ein bekanntes, gut eingeführtes und
bewährtes Deckmateriale.
Ausser diesem Werke gibt es aber in Oberösterreich
noch mehrere' Ziegeleien, deren Erzeugnisse als gut
bekannt sind.
Bei dem Umstande, als ich zum mindesten unter den
Fachleuten allbekannt annehmen darf, dass die Ziegel¬
industrie in Oberösterreich hervorragend entwickelt ist,
erscheint es mir unerfindlich, aus welchen Gründen
manche oberösterreichische Unternehmer, sowohl Bau¬
gewerbetreibende als auch Industrielle dennoch ihren
Ziegelbedarf von auswärts decken, womit denselben
weder geboten ist, sich eine bessere Ware als sie im
eigenen Kronlande erhalten, noch sich etwa diese Ware
billiger zu beschaffen, da durch die hohen Frachtkosten
dieselbe sehr erheblich vertheuert wird und sich demnach
viel höher stellt als das heimische Erzeugnis.
Mir ist gerade in unserer Landeshauptstadt die
Bevorzugung auswärtiger Ziegelmateriale auffällig und
kann ich dafür nur annehmen, dass die Interessenten
aus alter Gewohnheit b.ei der theuereren fremden Ware
verbleiben, und die billigere heimische, oft bessere,
ganz ausser Beachtung lassen.
Durch die Gründung verschiedener Vereinigungen
durfte man hoffen, dass dem heimischen Producte eine
gebürende Geltung zuerkannt würde, welches Erwarten
sich jedoch nur theilweise und langsam erfüllen zu wollen
scheint, wogegen auswärtige und ausländische Ooncurrenz
mit allen Mitteln und nachhaltigst bestrebt ist, den localen
Bedarf für sich in Anspruch zu nehmen. A. Z.
Oberösterreichische Baugesellschaft.
Mit 1. April d. J. ist Herr Baudirector Ignaz Scheck
aus dem Verbände der Oberösterreichischen Baugesell¬
schaft krankheitshalber geschieden, nachdem derselbe
durch volle 30 Jahre bei dem genannten Institute be¬
dienstet war und die technische Leitung der Gesellschaft
als Director seit volle 25 Jahre inne hatte. Die Ver¬
dienste des Herrn Baudireetors Scheck um das Gedeihen
der Gesellschaft sowohl als auch von Linz-Urfahr, welche
Städte er durch seine rastlose Thätigkeit mit einer an¬
sehnlichen Reihe von hervorragenden Bauten schmückte,
werden von allen Factoren in rückhaltloser Dankbarkeit
anerkannt. Durch unermüdliche Arbeitsfreudigkeit, hin-
gebendstej treueste Pflichterfüllung, gepaart mit zuvor¬
kommendstem, liebenswürdigstem Wesen hat sich Herr
Baudirector Scheck die Sympathien seiner Mitbürger
in reichem Masse erworben,. und folgen ihm diese Sym¬
pathien in den wohlverdienten Ruhestand nach.
Zu seinem Nachfolger wurde der Architekt und