Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Öberösterreichische Banzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
mit K 20.— (ganzjährig mit . K 16 
„ 10.— ,/ür halbjährig . . . „ 8 
„ 5.— 000 (vierteljährig . . „ 4 
< ganzjährig 
P^vinz halbJällris ' 
I vierteljährig 
Erscheint am i. und 15. 
Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem büligsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Generalversammlung des „Vereines der 
Baumeister in Oberösterreich“ 
abgehalten am 10. März 1901 um 41/2 Uhr im Gasthof 
zur „Austria“ in Linz. 
Erschienen sind die Herren Baumeister: Gustav 
Steinberger, Franz Weikl, Wilhelm Bauer, 
RudolfUrbanitzky, JosefSimon, Rudolf Seidel, 
Director der „Oberösterr. Baugesellschaft“, sämmtliche aus 
Linz; Karl Holzleit n er aus Wels; August Holz- 
leitner aus Enns; Franz Aichinger aus Vöcklabruck. 
Ihr Fernbleiben haben entschuldigt die Herren Bau¬ 
meister Josef Keplinger aus Urfahr, Matthäus 
Schlager aus Linz und Josef Schreckeneder aus 
Mattighofen. 
Eine halbe Stunde nach der angesetzten Zeit eröffnete 
der Obmann des Vereines Herr Gustav Steinberger 
die Versammlung, und ersucht den Schriftführer, Herrn 
Wilhelm Bauer den Jahresbericht pro 1900 vorzu¬ 
lesen, wovon jedoch, da jedes Mitglied bereits ein ge¬ 
drucktes Exemplar dieser Vorlage erhielt, Umgang ge¬ 
nommen wurde. 
Bei Punkt 2 wird auf Aufforderung des Obmannes 
der Gassebericht durch den Vereinscassier Herrn Josef 
Simon zur Verlesung gebracht, und zur Revision des¬ 
selben infolge Abwesenheit der Herren Schlager und 
Weiss die Herren Franz Aichinger und Rudolf 
Urbanitzky erbeten, welch letztere, da alles in bester 
Ordnung befunden wurde, auch das Protokoll über die 
Cassegebarung unterfertigten. Als Punkt 3 gelangt die 
Vorlage über das Ausgabebudget pro 1901 zur Verlesung 
und wird dasselbe, da es von dem vorjährigen nicht ab¬ 
weicht, einstimmig angenommen. Bei Punkt 4 „Anträge 
und Anfragen“ erbittet sich Herr Rudolf Seidel, 
Director der „Oberösterreichischen Baugesellschaft“, als 
neu eingetretenes Vereinsmitglied einige Aufklärungen 
über bereits verhandelte Bauangelegenheiten, welche vom 
Obmanne des Vereines laut vorliegendem Protokolle be¬ 
reitwilligst nachgewiesen wurden. 
Schliesslich stellte der Obmann an Herrn Rudolf 
Urbanitzky die Bitte, in Hinkunft eine der Revisoren¬ 
stellen zu übernehmen, was erstgenannter Herr freund- 
lichst zusagte. 
Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, schloss 
der Vorsitzende Herr Gustav Steinberger um 6 Uhr 
abends die Sitzung mit Dankesworten für das Erscheinen 
der Anwesenden und dem Wunsche auf ein baldiges 
frohes Wiedersehen. d. r. 
Der Bauschwindel und seine gesetzliche 
Hintanhaltung. 
(Referat und Beschluss des III. österreichischen Städtetages in Wien 
am 22. und 23. Februar 1901.) 
Seit langen Jahren wollen in den österreichischen 
Städten, welche eine stärkere Bauthätigkeit aufzuweisen 
haben, die Klagen über die Unsolidität der letzteren 
nicht verstummen und immer lauter und allgemeiner 
wird das Verlangen nach Abhilfe, immer zahlreicher 
werden die Vorschläge, wie abgeholfen werden könnte. 
Schon der Umstand, dass keiner dieser Vorschläge bis¬ 
her verwirklicht worden ist, lässt vermuthen, dass die 
zu regelnde Angelegenheit eine sehr schwierige ist; die 
ganze Grösse dieser Schwierigkeit lässt sich aber erst 
ermessen, wenn man sich klar macht, in wie vielfachen 
und tiefgehenden Beziehungen die Bauthätigkeit zu dem 
ganzen Wirtschaftsleben des Volkes steht. Die Bau¬ 
thätigkeit, um welche es sich hier vornehmlich handelt, 
ist die Errichtung von Mietgebäuden. Der Bau solcher 
Wohnhäuser aber dient zur Befriedigung eines der wich¬ 
tigsten Lebensbedürfnisse der Bevölkerung. 
Die diesem Bedürfnisse dienende Bauthätigkeit setzt 
ständig eine überaus grosse Zahl von Arbeitern aller 
Art, Taglöhner, Handwerks- und Gewerbsleute, Techniker 
und Künstler in Bewegung, bietet ihnen Beschäftigung 
und Verdienst. Der Besitz von Miethäusern ist eine 
der wichtigsten Formen der Capitalanlage, ebenso aber 
auch ihre Belehnung; ja die letztere ist vielleicht volks¬ 
wirtschaftlich noch wichtiger, weil der Realcredit auf 
Mietgebäuden vermittels der Sparcassen und Hypothekar¬ 
institute eine der einfachsten und sichersten Formen der 
Anlage auch für kleine und kleinste Oapitalien bildet. 
Die Mietgebäude sind endlich auch ein leicht fassbarer 
und gerne erfasster Angriffspunkt für die staatliche und 
autonome Besteuerung. 
Die ästhetische Bedeutung der Bauthätigkeit mag 
hier, wo es sich um wirtschaftliche Fragen handelt, un¬ 
berücksichtigt bleiben. 
Diese vielseitigen und tiefgehenden Beziehungen der 
Bauthätigkeit zu dem Wirtschaftsleben überhaupt machen 
es einerseits erklärlich, dass wesentliche und arge Uebel- 
stände in der Bauthätigkeit als Uebel von allgemeiner 
Bedeutung empfunden werden, sie lassen es aber anderer¬ 
seits auch räthlich erscheinen, in der Anwendung von 
Heilmassregeln mit aller Vorsicht und Umsicht vorzu¬ 
gehen, damit nicht durch derlei Massregeln mehr Schaden 
verursacht als verhütet werde. — Bevor nun solche Mass¬ 
regeln-in Erwägung gezogen werden können, ist es noth- 
wendig, sich über die Natur der beklagten Uebelstände
	        
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