Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 34. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUN G. 
Nr. 5. 
bavern) steht. Eingerichtet mit den neuesten, technisch 
sowie praktisch ausprobierten Apparaten und Maschinen 
bildet diese Anlage unter der Verbindung der zwei 
Fabriken mittels elektrischer Schmalspurbahn, welche 
Material nach dem Hauptwerke und getrocknete Ware 
im Rückwege transportiert, eine wahre Musteranlage. 
Ein im Renaissancestil ausgeführter Gartenhaus- 
Pavillon, gedeckt mit verschiedenen Mustermodeilen, vor 
dem Hauptbureau, zeigt dem Besucher, mit welcher 
Farbenreinheit die Glasuren und mit welcher Ge¬ 
nauigkeit in Bezug auf schöne Deckung ein Ziegel dem 
anderen gleicht. Betreffs der Wetterbeständigkeit des 
Materiales sagt ein Attest des bayrischen Gewerbe¬ 
museums in Nürnberg in seinem Gutachten Folgendes: 
„Die untersuchten Dachziegel der Ergoldsbacher 
Fabrik erwiesen sich sehr gut, zeigen ein normales 
Wasser-Aufnahmevermögen und entsprechen hinsichtlich 
ihrer Wasserundurchlässigkeit allen Anforderungen.u 
Im Jahre 1900 hatte benannte Firma das Dach¬ 
deckungsmateriale für bedeutende Staatsbauten 
in Bayern und Württemberg zu liefern, so unter anderem 
an die königl. Kreis-Irrenanstalt in Ansbach 
50.000 gothische Falzziegel, königl. Amts¬ 
gericht in Heilbronn naturrothe Falzziegel, 
königl. Privatamt in Augsburg schwarz im¬ 
prägnierte Falzziegel, königl. Ob erb ahn amt 
Bamberg schwarz imprägnierte Falzziegel, 
ferner für Privatbauten wie beispielsweise die neue 
Börse in München, 50.000»Stück grün glasierte 
Bieber schwänze etc. etc. 
Ein Schreiben des Herrn Professor Friedrich 
v. Thier sch als Anerkennung für die hervorragenden 
Leistungen in der Fabrikation von glasierten Dach¬ 
ziegeln lautet folgendermassen: 
„Ich bestätige der Ergoldsbacher Ziegel¬ 
fabrik mit Vergnügen, dass die von ihr für die Ein¬ 
deckung des Neubaues gelieferten blaugrün gla¬ 
sierten Bieberschwanzziegel ganz meinen Er¬ 
wartungen entsprochen haben. Die Fabrik hat die 
Güte gehabt, die für die Bestimmung der Farben noth- 
wendigen Farben anzufertigen, und die Lieferung der 
Ware ist genau nach dem ausgewählten Muster erfolgt. 
Soweit sich bis jetzt beobachten liess, ist auch die Halt¬ 
barkeit der Platten und ihrer Glasur eine vorzügliche.“ 
Vorstehende Zeilen oben erwähnten Herrn Münchner 
Architekten und Baumeisters bilden die Empfehlungs¬ 
worte für die Ergoldsbacher Falziegel- und Dachplatten- 
Fabrik, und wird der hiesige Vertreter des Unternehmens, 
Herr Ferdinand Zehden, jede weitere Auskunft über 
deren Erzeugnisse ertheilen, sowie reich illustrierte Pracht- 
Kataloge den Interessenten zur Einsicht vorlegen. W.S. 
Ueber Akustik in geschlossenen Räumen.*) 
Wovon die Akustik in geschlossenen Räumen ab¬ 
hängig ist, ist vorläufig noch im hohen Grade unbekannt. 
Wichtige Untersuchungen über das Wesen der Akustik 
hat während der letzten zwei Jahre Professor Sabine 
angestellt, der von der Verwaltung der reichen Harvard- 
Universität in Amerika beauftragt worden war, Mittel 
zur Verbesserung der akustischen Mängel in dem ge¬ 
waltigen Vorlesungssaale des zur Universität gehörigen 
Fogg^Museums vorzuschlagen. Zwei Jahre lang hat der 
Gelehrte fortgesetzt Versuche in dem grossen Raume 
Den Projectanten unseres neuen Volksgarten-Salons zur 
Durchsicht empfohlen. Die Redaction. 
angestellt und so die Einwirkung der verschiedenen 
Verhältnisse in Grösse, Form und Baumaterial zu ermitteln 
gesucht. Diese Experimente versprechen in ihrer wissen¬ 
schaftlichen Erörterung eine höchst wichtige Grundlage 
für die Beurtheilung und Lösung akustischer Aufgaben 
zu gewähren, wenn man nach dem ersten von Professor 
Sabine jetzt im „American Architect“ veröffentlichten 
Aufsatz schliessen darf. Die Darstellung darin ist ebenso 
klar wie interessant. Er stellt zunächst fest, dass der 
Ton in einem geschlossenen Raum durch folgende Um¬ 
stände wesentlich beeinflusst wird: Die Tonstärke ist 
bei dem Abstande des Hörers von der Erzeugungsstelle 
des Tones in einem geschlossenen Raume in der Regel 
grösser als in freier Luft. Die Eigenart oder das Timbre 
eines zusammengesetzten Tones wird mehr oder weniger 
dadurch verändert, dass einzelne der zusammensetzenden 
Töne durch Wiederhall verstärkt oder auch durch Ver¬ 
mischung von Schallwellen entweder verstärkt oder ge¬ 
schwächt werden, ein Vorgang, den Professor Sabine als 
Distortion zu bezeichnen vorschlägt. Ferner ist es eine 
Eigenthümlichkeit der Schallwirkung in einem ge¬ 
schlossenen Raume, dass ein Ton beträchtliche Zeit 
hörbar bleibt, nachdem der tonerzeugende Körper bereits 
zu schwingen aufgehört hat. Dies rührt her von dem 
mehr öder weniger vollständigen Abprall des Schalles 
von den Wänden, der Decke und dem Fussboden des 
Raumes. Diese verlängerte Schalldauer nennt Professor 
Sabine mit einem bereits bekannten Ausdrucke 
Reverberation. 
Auf diese Eigenthümlichkeit muss also besondere 
Rücksicht genommen werden, dass die einanderfolgenden 
Töne sich gegenseitig überdecken und verwirren. Be¬ 
sonders die klangreichen Vokale hallen in einem grossen 
Raume wieder, wogegen die zarteren, schneller verfliessen- 
den Consonanten zurücktreten. Die Frage, ob die Akustik 
in einem grossen Raume dazu genügt, Töne in genügen¬ 
der Stärke nach allen Theilen fortzupflanzen, wird nur 
bei sehr grossen Sälen zu einer schwierigen Aufgabe. 
Am wichtigsten ist die Berücksichtigung der Schalldauer 
eines Tones und die hängt ab von der Beschaffenheit 
der Wände und der übrigen die Schallwellen zurück¬ 
werfenden Flächen, sowie von der Grösse des Raumes. 
Je nachdem die Wände aus diesem oder jenem Material 
bestehen oder auf diese oder jene Art verkleidet sind, 
werden sie den Schall mehr oder' weniger verschlucken 
und infolgedessen weniger oder mehr davon in den Raum 
zurückschallen lassen. Dieser Satz stellt eine bekannte 
Erfahrung dar, wenn wir daran erinnern, dass eine 
schwere Verkleidung mit Tuch oder Filz an den Wänden 
den Schall dämpft. 
Wenn der Begriff der Dämpfung des Schalles in eine 
wissenschaftlichere Fassung übertragen wird, so bedeutet¬ 
er . eben, dass solche Gewebe den Schall zum grössten- 
Theile in sich verschlucken und nur wenig davon in den 
Raum zurückwerfen. Daher hallt ein Ton in einem so 
ausgekleideten Raume nur kurze Zeit wieder. Bekannt 
ist die Feststellung, dass die Ansammlung einer grösseren 
Menschenmenge in einem Raume einen grossen Theil 
der Schallwellen absorbiert und den Wiederhall beträcht¬ 
lich vermindert. Einleuchtend ist es ferner, dass die 
Schalldauer in einem grösseren Raume länger ist, als in 
einem kleinen, vorausgesetzt, dass die Wände aus dem 
gleichen Stoff bestehen, weil die Schallwellen einen 
weiteren Weg zurückzulegen haben, bis sie an eine Fläche 
treffen, von der sie zum Theil verschluckt werden.
	        
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