Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 30. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 4. 
stehe. Der Referent theilt mit, dass heuer ein Theil der 
Strasse zur Pflasterung gelangen wird; bezüglich der 
Pflasterung des übrigen Theiles habe der Staatsbahn- 
direetor Hofrath Dr. Messerklinger erklärt, dass für diesen 
Zweck noch immer seitens der Bahnverwaltung keine 
Mittel zur Verfügung stehen. 
Gemeinderath Zellinger berichtet über die Mit¬ 
theilung des Stadtmagistrates Nürnberg über einen da¬ 
selbst in Verwendung stehenden Kehrichtwagen und 
stellt den Antrag: Der Gemeinderath beschliesse, einen 
Kehrichtwagen nach der Art, wie sie in Nürnberg ver¬ 
wendet werden, bauen zu lassen und das Stadtbauamt 
zu beauftragen, die Ausschreibung dieser Arbeit unter 
den hiesigen Gewerbetreibenden zu veranlassen. Nach 
längerer Discussion wird der obige Antrag angenommen. 
Gemeinderath Berger berichtet über die Zuschrift 
des oberösterreichischen Landesausschusses betreffend 
die bevorstehende Auflassung des Garnisonsspitales in 
Linz und über das Ansuchen, von der Canalisierung des 
dem Lande gehörigen Stockhofes, der dem Militärärar 
zu Spitalszwecken überlassen wurde, vorläufig abzusehen. 
Der Antrag des Referenten geht dahin: Der Bürger¬ 
meister werde ersucht, den Landesausschuss zu ver¬ 
ständigen, dass von der Durchführung der Canalisierung 
vorläufig bis Ende December 1903 abgesehen werde, 
dass aber dann unbedingt die Canalisierung vorgenommen 
werden muss. 
Gemeinderath Gm ein er stellt einen Zusatzantrag, 
welcher sich auf die unentgeltliche Grundabtretung 
seitens des Landesausschusses zur Eröffnung der in 
ihrer Verlängerung die Stockhofgründe durchschneidenden 
Tegetthoffstrasse bezieht. 
Nach einer ausführlichen Mittheilung über diese 
Angelegenheit von Seite des Gemeinderathes König 
wird auf Antrag des Bürgermeisters Eder beschlossen, 
den Antrag des Referenten, sowie den Zusatzantrag 
des Gemeinderathes Gmeiner zu gemeinsamen Behandlung 
der zweiten Section zuzuweisen. 
Inhalt. Project einer neuen Schiessstätte in Bozen (mit 2 Illustr.). 
— Generalversammlung des Vereines der Baumeister. — Die Einführung 
kleinerer Ziegel in Oesterreich. — Rasche Alterung von Werkhölzern 
durch den elektrischen Strom. — Elektrische Beleuchtung von Eisenbahn¬ 
wagen. — Berichte über neue Erfindungen. — Aus den Gemeinderaths- 
Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Offene Stellen. — Briefkasten. 
— Inserate. 
Local-Baunotizen. 
Ein neues Brunnenmachergescliäft in Linz. Wie wir 
erfahren, beabsichtigt die Firma Brüder Krainer, 
Cementbrunnen- und Schächte - Bauunternehmung in 
Klosterneuburg bei Wien, in Linz ein Filialgeschäft zu 
errichten. Die Firma besitzt für ihre Ausführungen 
mehrere Patente. 
Projeetierter Neubau. In der Kanzlei des Bau¬ 
meisters Herrn Gustav Steinberger werden Pläne 
und Kostenüberschläge für ein zweistöckiges Zinshaus 
in Urfahr, Gusshausgasse Nr. 8 ausgearbeitet. Der Neubau 
gehört für den Baupolier der Steinberger’schen Bau¬ 
unternehmung Herrn Ignaz Derndorf er. 
Errichtung einer Mörtelfabrik in Linz. Eine Berliner 
Fabrik zur Erzeugung von Mörtelmaschinen theilt uns 
mit, dass eine Bauunternehmung in Linz die Absicht 
hege, sich eine Mörtelfabrik einrichten zu lassen, und 
zwar nach dem Muster der bereits in Deutschland stark 
verbreiteten Mörtelfabriken. 
Dampfstrassenwalze. Zur Oonservierung der Strassen, 
namentlich in städtischen Gebieten, ist eine Dampf¬ 
strassenwalze bereits unentbehrlich. Dies erkennend, 
hat auch die Gemeindeverwaltung der Landeshauptstadt 
Brünn sich veranlasst gefunden, bei der Firma John 
Fowler & Comp., Wien, IV/2, Alleegasse 62, eine Dampf¬ 
strassenwalze zu bestellen, wie wir eine ähnliche schon 
seit drei Jahren, von obengenannter Firma geliefert, in 
Gebrauch haben und die sich vorzüglich bewährt. Zur 
besseren Instandhaltung unserer Landes- und Bezirkö- 
strassen dürfte die Anschaffung von weiteren Dampf- 
strassenwalzen sich empfehlen. 
K. k. Centralcommission für Kunst und historische 
Denkmale. Der Herr Minister für Oultus und Unterricht 
hat die Neueintheilung des Erzherzogtumes Oesterreich 
ob der Enns in zwei Conservatorenbezirke III. Section 
(historische Denkmale verschiedener Art, von der ältesten 
Zeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts) nach den von 
der Centralcommission gestellten Anträgen genehmigt. 
Demnach hat der erste Bezirk zu bestehen aus den 
Bezirkshauptmannschaften Freistadt, Gmunden, 
Kirchdorf, Linz, Perg, Steyr, Wels und aus den 
Städten Linz und Steyr; der zweite Bezirk hat die 
Bezirkshauptmannschaften Braunau a. I., Ried, Rohr¬ 
bach, Schärding und Vöcklabruck zu umfassen. 
Wie im amtlichen Theile der „Linzer Zeitung“ gemeldet 
wird, hat der Herr Minister für den ersten Bezirk den 
Landesarchivar in Linz Dr. Ferdinand Krakowizer 
und für den zweiten Bezirk den k. und k. Obersten a. D. 
Victor Freiherrn von Handel-Mazzetti zum 
Conservator der Oentralcommission für Kunst und histo¬ 
rische Denkmale mit fünfjähriger Functionsdauei* ernannt 
und es wurden diesen beiden Conservatoren die Be¬ 
glaubigungsschreiben von der oberösterreichischen Statt¬ 
halterei bereits ausgefertigt. 
Häuserkracli in Budapest. Die „Dresdener Nach¬ 
richten“ schreiben, dass Budapest seit geraumer Zeit am 
Rande seines finanziellen Ruins durch einen „längst er¬ 
warteten Häuserkrach“ steht. Das Baugewerbe liege 
gänzlich darnieder, Baumeister und Architekten gehen 
dutzendweise zugrunde, die Handwerksmeister, die auf 
den Bau angewiesen sind, werden Bettler, die Arbeiter 
sind brotlos und wandern zu Hunderten aus, und ein 
grosser Theil der Hausbesitzer möchte seinen unbeweg- 
Besitz um jeden Preis loswerden, kann es aber nicht, 
weil heutzutage die Entwertung der Baulichkeiten eine 
vollständige ist. Kein Creditinstitut will von einer Be¬ 
lehnung der Häuser etwas wissen, und wenn irgend ein 
unglücklicher Hausherr, der seine Häuser leerstehen hat, 
Geld braucht, so ist er gezwungen, zum Wucherer zu 
gehen und sich systematisch zugrunde richten zu lassen. 
Und solcher Hausbesitzer gibt es viele, denn ganze 
Häusergruppen, namentlich gegen das Stadtwäldchen 
hin, wo die Millenniums-Ausstellung einen neuen Stadt- 
theil aus der Erde gestampft hat, stehen halb oder ganz 
leer und tragen nicht einmal die Steuer, die mit barba¬ 
rischer Strenge eingetrieben wird. Budapest habe sich 
selbst die Schlinge um den Hals gelegt, die ihm jetzt 
den Athem benimmt. Die schöne Donaustadt wollte 
absolut zur Grossstadt werden, Wien, Berlin, Paris Con- 
currenz machen und — bewundert sein. Nun kommt 
der hinkende Bote nach und der Rausch verwandelt 
sich in einen fürchterlichen Katzenjammer.
	        
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