Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 164. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 21. 
Vertrauen zum Bauamte, dass mit diesem Betrage das 
Auslangen gefunden werde. Der zur Verfügung stehende 
Fond für den Neubau des Volksgarten-Salons habe eine 
Höhe von 260.000 K; es ergibt sich daher ein Abgang 
von 140.000 K. Für die Verzinsung und Amortisierung 
dieses Betrages ist alljährlich Sorge zu tragen und ist 
zu diesem Zwecke auch das Pachterträgnis zu verwen¬ 
den. Der Referent stellt schliesslich folgende Anträge: 
1. Es sei an Stelle des bestehenden Volksgarten-Salons 
ein neuer Saalbau nach den vom Stadtbauamte ausge¬ 
arbeiteten Plänen herzustellen und wird der hiezu rioth- 
wendige Betrag von 400.000 K bewilligt. 2. Das Stadt¬ 
bauamt wird beauftragt, die für die Ausschreibung 
nöthigen Vorarbeiten unverzüglich vorzunehmen und 
mit thunlichster Beschleunigung die Ausschreibung zu 
veranlassen, um die Vergebung der Arbeiten und Liefe¬ 
rungen ehebaldigst zu ermöglichen. 
Gemeinderath Wolf erstattet hierauf Bericht über 
die finanzielle Seite der Angelegenheit. Anschliessend an 
die diesbezüglichen Bemerkungen des Gemeinderathes 
Beyer erwähnt er, dass der Abgang gegen 146.290 K 
betragen werde. Gemeinderath Wolf beantragt nun, 
diesen Betrag aus dem '21j2 Millionen-Anlelien leihweise 
zu entnehmen und die Rückzahlung desselben auf circa 
10 Jahre zu vertheilen; der jährlich zurückzuzahlende 
Betrag bleibe einer späteren Beschlussfassung Vorbehalten. 
Gemeinderath Dr. Jäger bemerkt, er habe im 
Principe gegen die vom Gemeinderath Wolf vorgeschla¬ 
gene Finanzierung nichts einzuwenden, halte es aber 
für zweckmässig, schon jetzt einen bestimmten Betrag 
festzusetzen, welcher alljährlich in das Präliminare ein¬ 
zustellen ist, um die Refundierung des entlehnten Be¬ 
trages auf diese Art durchzuführen. Der Redner stellt 
den Antrag, es seien zu diesem Zwecke alljährlich 
16.000 K in das Prälimare einzustellen. 
Gemeinderath Hassack glaubt, es solle der bis¬ 
herige Modus, alljährlich 20.000 K für den Volksgarten- 
Salonbau einzustellen, beibehalten werden. 
Gemeinderath Dr. Jäger schliesst sich diesem Vor¬ 
schläge an, während Gemeinderath Wolf es bei den 
finanziellen Verhältnissen der Gemeinde als schwer be¬ 
zeichnet, alljährlich 20.000 K zu bestimmen. 
In die Debatte greifen noch ein die Gemeinderäthe 
Dr. Peyrer, Weingärtner, Dimmel und Dr. Maur- 
hard, dann die Vicebürgermeister Dr. Lampl und 
Poche, sowie der Herr Bürgermeister Eder, worauf 
Gemeinderath Dr. Jäger seinen Antrag in folgender 
Form vorlegt: „Es sei die durch den Volksgartenfond 
nicht gedeckte Bausumme aus dem 21/2 Millionen-Anlehen 
zu entnehmen und durch Einstellung von jährlich 
20.000 Kronen in das ordentliche Budget bis zur gänz¬ 
lichen Tilgung von Capital und Zinsen zu refundieren“. 
Gemeinderath Wolf erklärt, dass er seinen Antrag 
aufrecht erhalte. 
Vor der Abstimmung constatiert der Herr Bürger¬ 
meister die Anwesenheit von 26 Gemeinderathsmitgliedern. 
Der Antrag des Referenten Beyer wird hierauf einhellig 
angenommen. Der Abänderungsantrag des Gemeinde- 
rathes Dr. Jäger bleibt in der Minorität, worauf der 
Antrag des Gemeinderathes Wolf zur Annahme gelangt. 
Nach dem Anträge des Gemeinderathes Wolf wird 
weiters die Entnahme eines Beitrages von 300.000 K aus 
dem 2x/2 Millionen-Anlehen bei der Allgemeinen Sparcasse 
zur Deckung verschiedener Erfordernisse beschlossen. 
Gemäss Antrag des Gemeinderathes Dimmel be- 
schliesst der Gemeinderath, die Kosten der Fundierungs¬ 
arbeiten für das Stifter-Denkmal auf der Promenade, 
sowie die Kosten einer Gartenanlage um das Denkmal 
aus Gemeindemitteln zu bestreiten. Der Referent fügt 
bei, dass die Arbeiten bereits in diesem Herbste be¬ 
gonnen und die Aufstellung des Denkmals im Frühjahr 
1902 erfolgen werde. 
Schliesslich berichtet Gemeinderath Feilerer be¬ 
treffend das Project des Stadtbauamtes über die Neu- 
construction des Canalnetzes der inneren Stadt, wonach 
in den Kellerlocalitäten auf der Landstrasse zur Abwen¬ 
dung von Ueberschwemmungen bei grossen Regengüssen 
ein Parallelcanal für 15.000 K noch heuer erbaut werden 
müsse. Nach längerer Debatte und gründlicher Aus¬ 
einandersetzung von Seite des städtischen Baurathes 
Kempf wurde der Antrag angenommen. 
Local-Baunotizen. 
Der Gesammtaufläge unseres heutigen Blattes ist 
ein Circular der Armature n- und Maschinenfabrik- 
Acti eng es eil schaft (vormals J. A. Hilpert), Wien, X., 
Erlachgasse Nr. 117, beigelegt, das wir unseren geehrten 
Lesern zur Durchsicht bestens empfehlen. 
Bau einer Gendarmerie-Kaserne in Linz. Aus Wien 
wird uns berichtet, dass infolge erhaltener Kündigung 
der jetzigen Kasernlocalitäten für die k. k. Gendarmerie 
in Linz, Gesellenhausstrasse Nr. 13, das Justizministerium 
die Ausarbeitung von Plänen und Kostenüberschlägen für 
einen neuen Kasernenbau in Linz angeordnet hat. 
Zum neuen Volksgarten-Salonbau in Linz. Wie 
wir an anderer Stelle berichten, hat der Gemeinderath 
in seiner Sitzung vom 23. October d. J. den Bau des 
neuen Saalgebäudes im. städtischen Volksgarten nach 
den letzt ausgearbeiteten Plänen des Stadtbauamtes be¬ 
schlossen und sogleich die Ausschreibung für die Ueber- 
nahme einiger Bauarbeiten angeordnet. Aus den im 
Sitzungssaale des Gemeinderathes aufgelegten Plänen 
ersahen wir, dass das Gebäude folgende Räumlichkeiten 
enthalten wird, u. zw.: Ebenerdig ein entsprechend grosses 
Vestibüle und zweierlei getrennte Eingänge, einer dieser 
Eingänge ist für Wagen mit einer gedeckten Unterfahrt 
zu versehen. Mit diesen Eingängen in Verbindung steht 
eine Garderobe mit einem Fassungsraum bis 1000 Per¬ 
sonen. Ein Saal von 600 Quadratmeter Fläche . mit 
mehreren Ausgängen und Gartenausblick an der östlichen 
Längsseite; in einer Nische befindet sich das Podium 
für Musik, Sänger u. s. w. und hieran anstossend ein 
Musikerzimmer. Mit dem grossen Saale stehen zwei Re¬ 
staurationslocale in Verbindung, welche bei grösseren 
Veranstaltungen als Nebenräume des Saales, sonst aber 
als Gastzimmer dienen sollen. Die dieselben von dem 
grossen Saale trennenden Wände können beseitigt wer¬ 
den und es entsteht dann ein Local. Ebenerdig befinden 
sich weiter die sogenannte Schwemme, Schanklocale, 
Küche nebst Anrichteraum, drei Aborte für Herren und 
vier für Damen, letztere mit einem Toilettezimmer in 
Verbindung und ein Inspectionszimmer für die Polizei 
oder Feuerwehr. Im ersten Stocke befindet sich ein 
Saal wie ebenerdig, Wohnräume für den Restaurateur 
und das Gesinde, Gallerien, welche sowohl vom Saale 
als auch von der Garderobe aus zugänglich sind. Die 
Beleuchtung erfolgt vermittels Gas; für Saal, Garderobe, 
Vestibüle u. s. w. besteht eine Centralheizung. Der Bau 
kommt an die Bahnhof-Zufahrtstrasse zu stehen und
	        
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