Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

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VI. Jahrgang, Nr. 19. 
Linz, 1. October 1901. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.- < ganzjährig mit . K 16 
halbjährig . . „ 10 — ^ halbjährig . . . „ 8 
vierteljährig . ,, 5.— I vierteljährig . . „ 4 
für die 
Provinz 
Erscheint am 1 und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Ein Schriftsteller-Jubiläum. — Zum Beginn der Schulen. — 
Bäder und Heilstättenbauten. — Für Architekten. — Local-Baunotizen. — 
Technische Berichte. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien 
in Linz. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasser¬ 
bezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Eingesendet. — Offene Stellen. 
— Briefkasten. — Inserate. 
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Ein Schriftsteller-Jubiläum. 
Der auch in 
den hiesigen Tech¬ 
nikerkreisen wohl- 
bekannte Wiener 
Schriftsteller für 
Architektur, Pla¬ 
stik und Keramik 
Herr Julius von 
B ü k, dessen Bild 
wir nebenstehend 
zumAbdrucke brin¬ 
gen, feierte vor 
Kurzem sein 25jäh¬ 
riges Schriftsteller- 
Jubiläum, was uns 
veranlasst, unsere 
geehrten Leser mit 
dem Autor bekannt 
zu machen, dessen 
Artikel in unserer 
Zeitung, benannt: 
„Architektur und 
Keramik auf der Pariser Weltausstellung 1900“ und 
„Bäder- und Heilstättenbauten“, bei ihnen grosses 
Interesse erregten. Der Jubilar hat sich namentlich 
als Keramiker einen Ruf im In- und Auslande er¬ 
worben ; ihm fällt auch das Verdienst zu, den 
„Verein Österreichischer 0 em e ntf a b r ik an t e n“ 
und den „0 esterreicliischen Thonindustrie- 
Verein“ gegründet, sowie die Stelle eines Geschäfts¬ 
führers bei letztgenanntem Vereine angenommen zu 
haben. Ausserdem wirkt Herr v. Bück als Schriftleiter 
beim Vereinsorgan „Baukeramik“, und entfaltet somit 
eine vielseitige Thätigkeit. 
Indem wir hoffen, aus der Feder des geschätzten 
Schriftstellers noch manche gediegene Beiträge für unsere 
Zeitschrift zu erhalten, schliessen wir uns den zahlreichen 
Gratulationen an, die Herrn v. Bük anlässlich seines 
Jubiläums zutheil wurden und die alle darin ausklangen, 
dass er noch viele Jahre in bester Gesundheit seine 
kenntnisreichen Urtheile über obenbenannte Kunst¬ 
erzeugnisse der Oeffentlichkeit übergeben möge. 
Kornhoff er. 
Zum Beginn der Schulen. 
Die Erhaltung der Ihrigen hat bei Eltern in civilisierten 
Staaten noch eine zweite und erhöhtere Stufe als die 
erste Stufe der Erhaltung, nämlich als die leibliche Auf¬ 
erziehung und die moralische Erziehung. Die zweite 
Stufe nämlich nimmt die Hinführung zum Berufe 
ein, und geht von der Frage aus, wie sorge ich am 
besten für die Zukunft meines Kindes, wie 
versorg eich es am sichersten? Zwar müssen sich 
nachdenkende Eltern gestehen, dass absolute Sicherheit 
in dieser Versorgung nicht vorhanden ist, wie überhaupt 
kein Schutzbrief gegen des Schicksals Mächte verliehen 
werden kann. Damit ist aber die Frage nicht erledigt, 
es bleibt vielmehr trotzdem Pflicht der Eltern, nach 
menschlicher Berechnung und Wahrscheinlichkeit alles 
das, was in ihrer Kraft liegt, aufzubieten, um ihre 
theuersten Güter, nämlich ihre Namensträger und Schutz¬ 
befohlenen so zu führen, dass sie zu einer geachteten 
Lebensstellung gelangen. Deshalb ist- dieser Gegenstand 
wohl geeignet, in öffentlichen Organen von Zeit zu Zeit 
besprochen zu werden, damit die krankhafte Erscheinung, 
die sich im heutigen socialen Lebßn nicht selten zeigt 
und die man mit dem Namen „verfehlter Beruf“ bezeichnet, 
auf das kleinste Mass herabgemindert werde. Die un¬ 
mittelbare Veranlassung zu dieser Besprechung gibt 
eine Ansprache, welche der Director der Staats-Gewerbe¬ 
schule zu Brünn .an die Bewohner Mährens erliess unter 
der Aufschrift „Was soll mein Sohn werden?“ Auch er 
tadelt die grosse Sucht der Eltern, ihre Kinder, wenn 
es nur irgend geht, höheren Staatscarrieren zuzuführen. 
Die Folge davon ist die Ueberfüllung, die unbefriedigte 
Erwartung und schliessliche Hilflosigkeit und Noth. Auch 
er findet für unsere Zeit die breiteste Grundlage und 
das ergiebigste Feld für richtige und relativ sicherste 
Lebensläufe auf den grossen Gebieten der Ge¬ 
werbe und Industrie. Wenn hier eine schulgerechte 
und gediegene Vorbildung vorangeht, eine regelmässige 
und gründliche technische Ausbildung folgt, so sind die 
günstigen Chancen so mannigfaltig, dass von einer 
Verfehlung des Berufes keine Rede sein kann. 
Hier möchte noch am sichersten der „goldene -Boden“ 
zu entdecken sein, wenn dieser nun einmal zu jeder 
Zeit auf irgend einem Gebiete der menschlichen Ver¬ 
hältnisse existieren soll. 
Anderseits geht die Wirklichkeit ihren eigenen Gang, 
unbekümmert um Schulansichten und um Ansichten über 
die Schulen. Vom Standpunkte der Wirklichkeit aus 
muss man sagen, Gewerbe und Industrie haben
	        
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