Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

VI. Jahrgang, Nr. 17. 
Linz, 1. September 1901. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
mit K 20.— /ganzjährig mit . K 16 
_ . . . . ,, 10.— halbjährig ..... 8 
Provinz I . ” Loco J ° ” 
l vierteljährig . „ 5.— 1 vierteljährig . . ., 4 
f ganzjährig 
fur haltjährig 
Erscheint am t und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Das neue bischöfliche Studenten-Convict in Linz« — Bäder 
und Heilstättenbauten. — Das chemische Feuerlöschwesen in Haus und 
Familie. — Local-Baunotizen. — Briefkasten. — Angesuchte Baulicenzen 
in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug' aus dem städtischen Wasser¬ 
werke. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — 
Inserate. 
Das neue bischöfliche Studenten-Convict 
in Linz. 
(Siehe Zeichenbeilage). 
Am östlichen Abhange des Freinberges erhebt sich 
ein dreistöckiger Neubau, dessen Aeusseres erkennen 
lässig dass derselbe nicht privaten, sondern öffentlichen 
Zwecken zu dienen hat. 
Es ist dies das neue Studenten-Convict, genannt 
„Salesianum“, das der hochwürdigste Bischof von Linz, 
Herr Doctor Franz Maria Doppelbauer, vor dem 
alten Wirtschaftsgebäude des Paulhaiderhofes, in welchem 
die Anstalt schon seit dem Jahre 1887 untergebracht ist, 
errichten liess. 
Welch edle Aufgabe sich das Pensionat stellt, indem 
es minderbemittelten Studenten für einen verhältnis¬ 
mässig geringen Betrag eine Stätte gewährt, worin sie 
ihre ganze Verpflegung finden, ihren Studien in grossen 
luftigen Räumen obliegen können, und dabei stets unter 
sorgfältiger Aufsicht stehen, das werden am besten jene 
Eltern ermessen können, die aus den Provinzorten ihre 
Knaben behufs höherer Schulbildung nach der Landes¬ 
hauptstadt zu senden haben, und wenn sie keine Ver¬ 
wandten oder Bekannten daselbst besitzen, ihre Kinder 
oft mit grossen Kosten in fremden Häusern unterbringen 
müssen. 
Wir gehen nun auf den Bau und seine Einrichtung 
über, die sehr viel Interessantes enthält. Die Pläne zu 
dem Gebäude wurden seinerzeit von der „Oberöster¬ 
reichischen Baugesellschaft“ verfasst, doch hat der Unter¬ 
nehmer der ganzen Bauausführung, Herr Baumeister 
Franz Weikl, sowohl in der Grundrisslösung, als bei 
mehreren Constructions-Anordnungen derartige Ver¬ 
änderungen vorgenommen, dass von dem ganzen Projecte 
nur mehr die Gestaltung der Aussenseite des Gebäudes 
beibehalten wurde. 
Das Haus enthält, wie aus den Grundrisszeichnungen 
zu ersehen ist, folgende Räume: Im Tiefkeller einen 
Eiskeller sammt Vorkeller> Backküche, Selchkammer, 
Gemüse-, Holz- und Kohlenkeller. Im Souterrain eine 
grosse Küche sammt Spülküche, eine Speise- und eine 
Mehlkammer, zwei Dienstbotenzimmer, ein Speisezimmer, 
eine grosse Waschküche, sowie drei Badecabinets. Im 
Parterre ein grosser Speisesaal, Directors-Wohnung, 
bestehend aus einem Sprech- und zwei Wohnzimmern, 
die Portierloge und eine Kapelle mit Sacristei. Im ersten 
Stocke zwei Studiersäle, ein Präfectenzimmer und die 
Bibliothek. In den anderen Stockwerken befinden sich 
die Schlafsäle, ein Studiersaal, ein Musikzimmer, ein 
Krankenzimmer und ein Wäschedepot. 
Betreffs der inneren Einrichtung dieser Räume ist 
folgendes zu bemerken. Die bereits erwähnten Bäde- 
cabinets enthalten Badewannen mit Brausen und ist im 
Vorraum ein kleines Bassin für Fussbäder angeordnet. 
Zur Versorgung mit warmem Wasser wurde durch einen 
Röhrenkessel und einem Reservoir mit 2000 Liter Inhalt 
gesorgt. Das Nutz- und Trinkwasser im Hause wird 
durch eine 250 Meter lange Rohrleitung vom Wasser¬ 
leitungsnetz der höheren Zone des städtischen Wasser¬ 
werkes entnommen, und wurde die Installation in allen 
Theilen des Gebäudes fachgemäss ausgeführt. Ausserdem 
wird das Dachwasser in einem ‘eigenen Reservoir ge¬ 
sammelt und für die Waschküche verwendet. Weiters 
ist noch folgendes anzuführen. Vom Tiefkeller bis zum 
Dachboden führt ein Lastenaufzug, ferner vom Speise¬ 
saal in die Küche und den Vorrathskellern ein Doppel- 
Speisenaufzug. Die Heizung im Gebäude geschieht durch 
grosse Kachelöfen; für eine entsprechende Ventilation, 
genügende Anzahl von Pissoirs und Aborte, Telegraphen- 
und, Telephoneinrichtung ist im ganzen Hause Vorsorge 
getroffen, und was die Beleuchtung anbelangt, so hat 
man sich für das elektrische Licht entschieden. 
Einen Annex an das Gebäude haben wir noch zu 
erwähnen. Es ist dies auf der Südseite für die Knaben 
eine Kegelbahn und vor derselben ein Spielplatz von 
100 Meter Länge und 15 Meter Breite, welch letzterer 
so eingerichtet ist, dass er im Winter als Eislaufplatz 
benützt werden kann. Das ganze Gebäude sammt Spiel¬ 
platz wird mit einem starken Drahtgeflechtgitter einge¬ 
friedet. Durch einen gedeckten Gang gelangt man in das 
alte Oonvictgebäude, und können in beiden Objecten 
150 Zöglinge Aufnahme finden. 
Erwähnenswert ist noch, dass mit dem Bau des 
Gebäudes am 5. Juni 1900 begonnen und dass dasselbe 
am 20. September desselben Jahres unter Dach gebracht 
wurde. Die Hauptfront des Baues hat eine Länge von 
41*06 Meter; die Tiefe beträgt 14*76 Meter und die ge- 
sammte verbaute Fläche ist 607*75 Meter. 
Was schliesslich die äussere Erscheinung des Baues 
anbelangt, so sehen wir aus der Illustration, dass die 
Fagade in einfacher Weise den Renaissancestil repräsen¬ 
tiert, wobei der Bestimmung des Hauses gemäss, nur 
die Symmetrie der Gliederungen zu wirken hat, was
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.