Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

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V. Jahrgang, Nr. 15. 
Linz, 1. August 1900. 
Öberösterreichische Banzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Rtdaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasso 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
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Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.- _ / ganzjährig mit . K 16 
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für 
Loco 
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I vierteljährig 
Erscheint ant i und 15. 
jedes Monat, 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem biHigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Uferseliutz bei Wiidwässern. — Architektur und Keramik 
in der Pariser Weltausstellung. — Von den Gemeinderatlis-Sitzungen in 
Linz. — Local-Baunotizen.—Briefkasten. — Offene Stellen. — Bauücenzen 
in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug. — Umschreibung von Immobilien 
in Linz. — Inserate. 
Uferschutz bei Wiidwässern. 
Von Oberingenieur A. Lernet. 
Die Construction eines sicher wirkenden und ent¬ 
sprechenden Uferschutzes ist schon bei nichtregulierten 
Flüssen der Ebene eine schwer zu lösende Aufgabe — 
viel schwieriger ist dies jedoch wegen der fortwährenden 
Veränderung in Niveau und Richtung bei Gebirgsflüs'sen 
und Wildbächen. 
Die Bedingungen, denen ein guter Uferschutz bei 
Wild wässern entsprechen soll, sind aber auch so wider¬ 
sprechende, nachgerade gegenseitig sich ausschliessende, 
dass es sehr schwer ist, allen gerecht zu werden. Ein 
guter Uferschutz bei Wild wässern soll vor allem so stark 
und kräftig sein, dass er mindestens ein Hochwasser aus¬ 
hält, er soll so elastisch sein, dass er sich allen Ver¬ 
änderungen, welche während eines Hochwassers an der 
Bachsohle eintreten können, anschmiegt, und ausserdem 
soll er in Anbetracht des provisorischen Charakters (ein 
permanenter Uferschutz ist bei Wildwässern wohl ganz 
ausgeschlossen) auch billig sein. 
Inwieferne entsprechen nun die bisher üblichen Ufer- 
schutz-Constructionen diesen Bedingungen? Um diese 
Frage richtig beantworten zu können, ist zu unterscheiden 
zwischen der eigentlichen Böschungsversicherung über 
Niederwasser und der Versicherung des Böschungsfusses. 
Die richtige Construction des ersteren ist nicht allzu 
schwierig — es genügen daselbst bei Wildbächen ziemlich 
leichte Constructionen, wie die Erfahrung lehrt —, die 
richtige Construction des letzteren dagegen muss die 
obgenannten Bedingungen voll und ganz in Rechnung 
ziehen. 
1. Stein würfe, selbst die schwersten bisher zur An¬ 
wendung gekommenen, haben sich länger dauernden An¬ 
griffen der Wildwässer gegenüber nicht bewährt. Die 
Unterkolkung einer einzigen kurzen Strecke hatte öfters 
die Aufrollung eines langen Steinwurfes zur Folge. Der¬ 
artige Kolke erreichen besonders bei durch Holzverklau- 
sungen hervorgerufene Complicationen ganz unglaubliche 
Dimensionen. So wurden von dem Gefertigten bei der 
Hochwasserkatastrophe des Jahres 1896 in der Brixen- 
thalerache 7—8 m tiefe Kolke constatiert. Es muss zwar 
zugegeben werden, dass es nicht unmöglich ist, einen 
Steinwurf zu construieren, welcher absolut widerstands¬ 
fähig wäre — dessen Kosten wären aber ungeheure und 
ganz ausser Verhältnis zu den Mitteln, welche gewöhnlich 
bei derartigen Bauten zur Verfügung stehen. 
2. Steinkästen, insofern selbe Steinwürfe aus grösseren 
Individuen bestehend vorstellen, und auch in diesem 
Sinne zur Anwendung gebracht wurden, haben sich 
besser bewährt, wofern dieselben mit geschlossenem 
Unterboden construiert waren. 
Naohtheile dieser Construction sind geringe Schmieg¬ 
samkeit, infolge dessen die Senkung bei Unterkolkungen 
eine sehr unregelmässige, nicht im voraus zu übersehende 
ist, so zwar, dass die Erhaltung der gestützten Böschungs¬ 
flächen eine sehr ungewisse wird. Kommen Steinkästen 
als Streichwände, also ober Niederwasser zur Anwendung, 
so ist deren Erhaltung eine sehr kostspielige. 
3. Piloten und Piloteneisen schliessen sich, abgesehen 
von ihrer Kostspieligkeit, schon deswegen von ihrer An¬ 
wendung bei Wildwässern aus, weil das grobe Geschiebe 
und Gerolle der Sohle ein hinreichend tiefes Eindringen 
nicht gestattet. Zudem ist deren Wirkungsweise eine 
ganz begrenzte, durch die Eindringungstiefe bedingte. 
Greift die Unterkolkung bis zur Spitze, so stürzt die 
Pilotenreihe infolge des einseitigen Enddruckes ein. 
4. Senkfaschinen wirken gut, wenn sie in mehreren 
Lagen nebeneinander und übereinander zur Anwendung 
kommen. Die walzenförmige Form bietet dem strömenden 
Wasser jedoch zu grosse Angriffsflächen — einmal aus 
dem Zusammenhänge gerissen, schwenken sie sehr leicht 
ab und werden von dem strömenden Wasser fortgewälzt. 
5. Sinkstücke aus Faschinen, wie selbe bei grossen 
Flüssen und Strömen zum Baue von Buhnen zur An¬ 
wendung kommen, würden sieh gut bewähren, doch be¬ 
dürfen dieselben in der Verwendung für Wildwässer 
einer Reconstruction. 
Seit einer Reihe von Jahren wendet der Verfasser 
dieser Zeilen als Fusssicherung der Uferböschungen bei 
den beiden Wildflüssen Save und Fella folgendermassen 
construierte Sinkstücke mit Erfolg an: 
Weiden- und Erlenreiser werden spreitlagenartig, 
Wipfel und Stammende wechselnd in einer Breite von 
2 m, einer Länge von 5—6 m und einer Dicke von 20 bis 
30 cm gelegt. Darauf kommen als Querverbindung von 
Meter zu Meter dickere Stammenden von Weiden und 
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