Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 92. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 12. 
beitet, die Verschlüsse im besonderen vollkommen luft¬ 
dicht sein, und was zusammengehört, muss aufs genaueste 
stimmen. Sie sollen aber auch wenig angegriffen werden, 
damit sie lange in Gebrauch bleiben können, möglichst 
selten eine Betriebsstörung eintritt. Schliesslich soll das 
Ganze bequem zu bedienen, leicht und sicher zu leiten, 
zu regeln — seiner besonderen Bestimmung in jeder Be¬ 
ziehung angepasst sein — und bei verhältnismässig ge¬ 
ringsten Betriebskosten das erreichbar Höchste leisten. 
Bei verhältnismässig geringsten Betriebskosten! Die 
werden hauptsächlich bestimmt durch denVerbrauch an 
Brennmaterial. An solchem will man sparen, immer mehr 
sparen. Wie — ist für den Feuerungstechniker in jedem 
einzelnen Falle eine der wichtigsten Fragen. Dabei kommt 
es sehr auf die Art des Brennmaterials an; diesem gemäss 
ist eigentlich die ganze Feuerung einzurichten, sind im 
besonderen Grösse und Spaltweite des Rostes zu wählen. 
Aber die beste Feuerung leistet nicht, was sie leisten 
könnte, wenn sie nicht eine allen massgebenden Um¬ 
ständen genügende Einmauerung erhält: wenn nicht 
sämmtliche Theile genau an ihrem Platze, die „Züge“ 
nicht zweckentsprechend angelegt, durchgeführt sind, 
wenn nicht die besten „feuerfesten“ (Ghamotte-)Steine 
gewählt, überhaupt im ganzen nicht verständnisvoll, ge¬ 
schickt und gewissenhaft gearbeitet worden. Zu solcher 
Arbeit braucht man nun freilich Leute, die darin geübt, 
erfahren sind, eben eigentliche Feuerungsbauer. Sie 
können so wenig durch gewöhnliche Maurer, Ofenbauer, 
selbst Maurermeister ersetzt werden, wie die Feuerungs¬ 
techniker durch Kessel- oder Maschinenfabrikanten. 
Denn die Feuerungstechnik ist eine wichtige Wissen¬ 
schaft für sich. Eine Wissenschaft, d. h. ein Gebiet 
gesetz- und planmässigen Forschens, und die Summe der 
Erkenntnisse, welche durch die Forschung gewonnen 
worden. Eine Summe aber, welche nicht abgeschlossen, 
sondern vermehrbar ist und thatsächlich stetig ver¬ 
mehrt wird. 
Und die Wissenschaft fordert wissenschaftliche Arbeit: 
gründliche, sorgfältige Arbeit, die allen Beziehungen und 
Zusammenhängen nachgeht, auf alle Fragen Antwort 
sucht, Stein auf Stein baut, Glied an Glied schliesst, so 
dass am Ende ein wohl durchgebildetes, vollendetes 
Werk den Meister lobt. 
Der Feuerungstechniker nun wirkt im Dienste seiner 
Wissenschaft von amtswegen, sozusagen. Er widmet also 
den grössten und besten Theil seiner Zeit und Kraft der 
Lösung der Fragen, der Befriedigung der Ansprüche, 
welche die Industriellen an die Theorie und Praxis des 
Feuerungs- und Heizungsbaues stellen. Denn seine 
Wissenschaft dient dem Leben wie jede rechte Wissen¬ 
schaft — seine allerdings mehr als manche andere. 
Die berufliche und geschäftliche Tüchtigkeit hat er 
sich erworben in der höheren Fachschule, durch freie 
Fortbildung in der Praxis. Die wichtigste dieser drei 
Quellen ist die letztgenannte: in unserem Falle die Wirk¬ 
samkeit in einer Feuerungs- und Heizungsbauanstalt, die 
breits einen reichen Schatz feuerungstechnischer Er¬ 
fahrung angesammelt, und deren Arbeitsweise dafür 
bürgt, dass sich dieser Schatz fort und fort mehrt. 
Es handelt sich, wie gesagt, um wissenschaftliche 
Arbeitsweise. Worin besteht die, in unserem Falle? 
Jede einzelne Feuerungs- oder Heizungsanlage ist 
dem Techniker ein Gegenstand ernsten Studiums. Er 
betrachtet sie in ihrer Besonderheit. Er sucht sie — 
unter strenger Befolgung der feuerungstechnischen Ge¬ 
setze und Regel — einerseits den ihr eigenthümlichen 
Verhältnissen und Bedingungen, anderseits ihrem Zwecke 
gemäss zu gestalten, und zwar derart, dass sie schliess¬ 
lich die erreichbar grösste Leistungsfähigkeit besitzt. 
Es gienge übrigens gar nicht an, -einfach schablonen- 
mässig oder nach berühmten Mustern zu arbeiten. Denn 
die Feuerungs- und Heizungsanlagen scheiden sich in so 
viele Arten und Unterarten, die Örtlichen, räumlichen 
Verhältnisse, die Brennstoffe, die beabsichtigten Erzeug¬ 
nis sind so sehr verschieden, dass selten oder nie eine 
Anlage der anderen wirklich gleicht. Und eben deshalb 
kann ein Techniker nicht die gesammte Praxis beherr¬ 
schen. Eine geschickte Arbeitstheilung ist unabweislich. 
Also sind die Techniker (Ingenieure) einer grossen Firma 
Specialisten. Dies allerdings in dem Sinne, dass sie ein¬ 
ander unterstützen, Zusammenarbeiten, wo immer die 
Geschäfte es erfordern. 
Aus den G-emeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 30. Mai abgehaltenen Sitzung des Gemeinde- 
rathes in Linz wurden folgende Bauangelegenheiten ver¬ 
handelt: 
Gemeinderath H o r n i k interpelliert den Vorsitzenden 
über den Stand des Schulhausbaues in Waldegg. Vor einem 
halben Jahre wurde zufolge Gemeinderathsbeschlusses das 
Stadtbauamt aufgefordert, ein diesbezügliches Project in 
Vorlage zu bringen; dies geschah jedoch bisher nicht. 
Weiters ersucht Redner den Herrn Bürgermeister, er 
möge die Angelegenheit betreiben, damit die Berathung 
über die Pläne baldigst erfolgen könne. Gelegentlich einer 
Rücksprache mit dem Stadtbauamtsleiter klagte derselbe 
über Ueberbürdung des Stadtbauamtes, es sei deshalb, 
nachdem dies thatsächlich richtig ist, bei der bevor¬ 
stehenden Reorganisierung der städtischen Aemter dafür 
zu sorgen, dass das Bauamt in erster Linie verstärkt 
werde. Hiezu bemerkt der Vorsitzende, dass das Bauamt 
dem Aufträge wegen Vorlage eines Projectes bald nach- 
kommen werde; dieses Amt sei thatsächlich stark be¬ 
lastet, da das Personale aus verschiedenen Ursachen 
kleiner geworden ist. (Wird zur Kenntnis genommen.) 
Ueber Antrag des Gemeinderath.es Dr. Jäger wird 
beschlossen, den von der k. k. Staatsbahn-Direction vor¬ 
gelegten Revers betreffend die Herstellung eines Beton¬ 
eanales zur allgemeinen Wasserversorgung des Vorortes 
Lustenau zu genehmigen und den Herrn Bürgermeister 
zu ermächtigen, die statutenmässige Unterfertigung dieses 
Reverses seitens der Gemeindevertretung zu veranlassen. 
Derselbe Referent berichtet über die seitens der 
Staatsbahn-Direction erfolgte Vorlage eines Additional- 
Vertrages betreffend das Verbindungsgeleise vom Staats¬ 
bahnhof zur zweiten Donaubrücke. Da es sich dabei auch 
um Regelung des Verkehres auf dem Industriegeleise 
zum Schlachthof handelt, hat das Schlachthof-Comitö 
verschiedene Wünsche geäussert unvd stellt Referent den 
Antrag: Es sei ein Comite, bestehend aus dem Herrn 
Bürgermeister, dem Referenten des Schlachthof-Comitös 
Gemeinderath Endlweber, dem Referenten der ersten 
Section Gemeinderath Dr. Jäger, dem Bauamtsleiter Bau¬ 
rath Kempf und dem Verwalter des Schlachthofes zu 
bilden, welches Comite sich mit der Staatsbahn-Direction 
in Verbindung zu setzen und mit derselben unter Berück¬ 
sichtigung der Wünsche des Schlachthof-Oomites Verhand¬ 
lungen über den erwähnten Vertragsentwurf im kurzen 
Wege, eventuell in einem gemeinsamen Zusammentritte
	        
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